Erinnerung an einen großen Maler

7.7.2020, 16:48 Uhr
Erinnerung an einen großen Maler

© Repro: Museen der Stadt Nürnberg

Dabei handelt es sich durchaus nicht um eine aussterbende Art: Auch heute entsteht noch Grabschmuck in dieser besonderen Tradition, die in Nürnberg vor allem der Künstler Tom Haydn pflegt.

In seiner Werkstatt entstand auch ein besonderes Grabdenkmal, das gestern auf dem Johannisfriedhof feierlich enthüllt und vorgestellt wurde. Es versammelt eine Reihe von Motiven und wichtiger Aspekte seines Lebens und Schaffens. Nun ziert es den Stein auf dem Ehrengrab von Paul Ritter, einem der wichtigsten Künstler des 19. Jahrhunderts in Nürnberg.

 

Schmucklos und kaum beachtet

"Bisher war dort nicht einmal der Name des Künstlers vermerkt", bedauert Silke Colditz-Heusl, die Vorsitzende des Fördervereins Kulturhistorisches Museum Nürnberg. "Das musste sich ändern." Der zu Ritters 100. Todestag im Jahr 2007 von der Stadt gesetzte Grabstein sei nie wirklich beachtet worden, die Grabstätte mit der Nummer E 145 zeigte sich lange schmucklos und ungepflegt.

Erinnerung an einen großen Maler

© Repro: Museen der Stadt Nürnberg

Zwar lässt eine Metallverankerung vermuten, dass einst eine Tafel vorhanden gewesen sein muss – aber dafür fanden sich nicht einmal fotografische Belege. Silke Colditz-Heusl dürfte eine der besten Kennerinnen des 1829 geborenen und seiner Heimatstadt zeitlebens verbundenen Historienmalers sein. Er stammt aus einer bedeutenden Künstlerfamilie, zu der die Kunsthistorikerin jahrelang geforscht hat.

Über "Paul Ritter und das kulturhistorische Stadtbild Nürnbergs im späten 19. Jahrhundert" schrieb sie ihre Doktorarbeit und will ganz allgemein Ritter, seine Kunst und seine Zeit auch einem breiteren Publikum nahebringen.

In häufig monumentalen Formaten hatte sich Ritter darauf spezialisiert, mit Pinseln und Farben und akribischer Liebe zu Details historische Großereignisse in die Architekturkulisse der einst stolzen freien Reichsstadt buchstäblich in Szene zu setzen.

Als eines seiner Hauptwerke gilt "Die Einbringung der Reichskleinodien in Nürnberg 1424". Seit 2016 hängt es im Stadtmuseum Fembohaus als Teil der Ausstellung "Krone – Macht — Geschichte". In Ehren gehalten wird der Künstler bis heute vor allem im Kreis der Gehörlosen.

Denn Paul Ritter teilte ihr Schicksal – er war durch eine Krankheit schon im Kindesalter gehörlos geworden. "Und er gab der Gehörlosenkultur ein Profil", wie Colditz-Heusl feststellt. So trägt auch das Zentrum für Hörgeschädigte in der Pestalozzistraße (Muggenhof) seit 2008 den Namen Paul-Ritter-Schule.

 

Im Gehörlosen-Alphabet

Der Gedanke der Inklusion hat nicht zuletzt auf dem Epitaph beispielhaft Gestalt gewonnen: Der Schriftzug "Paul Ritter" wird darauf auch im Gehörlosen-Alphabet wiedergegeben. An dem Epitaphienprojekt haben sich maßgeblich die Gehörlosen-Seelsorge und die Nürnberger Altstadtfreunde beteiligt.

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