Auf Fotopirsch durch die Altstadt

29.10.2020, 19:53 Uhr
Auf Fotopirsch durch die Altstadt

© Foto: Wolfgang Heilig-Achneck

Stimmungsvolle Ansichten, überraschende Perspektiven, markante Details: Impressionen aus der Altstadt des Wahl-Nürnbergers Theo Noll zeigt Ausstellung "Auf die Spitze getrieben" in der Kulturscheune der Altstadtfreunde in der Zirkelschmiedsgasse. Heute und am morgigen Samstag ist sie – jeweils von 14 bis 17 Uhr – noch einmal geöffnet.

Was liegt Ihnen mehr: Schnappschüsse oder die präzis gesuchte, gezielte und kalkulierte Aufnahme?

Alles zu seiner Zeit. Es kommt schon vor, dass ich mich ganz bewusst aufmache und mir bestimmte Motive vornehme, etwa wenn es um ganz bestimmte Lichtverhältnisse geht. Oder wenn sich besondere Gelegenheiten ergeben, wie im Sommer durch das Riesenrad auf dem Hauptmarkt. Das habe ich mir nicht entgehen lassen, die Ausblicke wird es ja vermutlich so nicht mehr wieder geben.

Und der schöne Zufall?

Ist mindestens ebenso wichtig. Wobei ich weniger von Zufall als von plötzlichen Entdeckungen sprechen würde. Ich breche schon häufiger zu Streifzügen auf – dann kommt es mir darauf an, ungewöhnliche Standpunkte zu finden oder überraschende Bezüge herzustellen. Entscheidend ist das Auge, der vielleicht auch neugierige Blick; die Kamera ist für mich "nur" ein Werkzeug.

Artet das nicht in eine schweißtreibende Schlepperei aus, mit dicken Weitwinkel- und Teleobjektiven?

Meine handliche Systemkamera verfügt über einen starken optischen Zoom und leistet erstaunlich viel. Und ich verzichte grundsätzlich auf digitale Nachbearbeitung und aufwändiges Retuschieren.

Fängt da die Fotokunst nicht erst an?

Für mich jedenfalls nicht. Meinen ersten, damals natürlich ganz einfachen Fotoapparat bekam ich etwa in der Kommunionszeit. Später spielte das Fotografieren natürlich auch in meinem Studium von Kunstgeschichte und Grafikmalerei eine wichtige Rolle. Seit langem ist es für mich eine Ausdrucksform, gleichrangig neben Malerei oder auch Musik. Entscheidend ist das Bedürfnis nach Ausdruck, nicht das Medium.

Sie stammen aus dem Rheinland und leben seit 2007 hier. Hat das Ihren Blick für diese Stadt geschärft?

Vielleicht. Und es ehrt mich natürlich, wenn sogar Menschen, die sich in der Altstadt bestens auskennen, bei manchen meiner Bilder sagen: So habe ich das noch nie gesehen, wo haben Sie das aufgenommen?

Was war Ihr allererster Eindruck von dieser Stadt – und was hat Sie bewogen, hierher zu ziehen?

Es war im Spätsommer und die ganze Altstadt wirkte wie in ein rötliches Licht getaucht. Ich fand das toll. Zumal ich voreingenommen war: Ich wusste, dass die Stadt schwer zerstört worden war, und hatte erwartet, nicht mehr viel vorzufinden. Auf mich machte – und macht – Nürnberg eben einen stimmigen Eindruck. Und ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben.

Da hätten Sie Nürnberg sicher gern als Kulturhauptstadt erlebt.

Aus meiner Sicht war und bleibt Nürnberg mit allem, was es hervorgebracht hat, ohnehin eine Kulturhauptstadt, auch ohne offiziellen Titel. Das Bewusstsein der kulturellen Bedeutung zu fördern, bleibt eine Daueraufgabe. Ich wollte mich auch mit einem Projekt einbringen, aber das fand leider keine Resonanz.

Mit Pablo de la Riestra bauen Sie ja das Virtuelle Museum auf – das ideale Museum in Corona-Zeiten?

Vielleicht. Wir präsentieren schon mehr als 1000 Objekte und Künstler mit Nürnberg-Bezug; jeden Monat kommt etwas dazu.

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