1. FC Nürnberg

Transfer mit Nebengeräuschen: Club holt Hübner nach Nürnberg

14.5.2021, 18:38 Uhr
Florian Hübner hat zuletzt etwas für Wirbel gesorgt.

© Christian Schroedter via www.imago-images.de Florian Hübner hat zuletzt etwas für Wirbel gesorgt.

Noch vor wenigen Wochen wäre dem 1. FC Nürnberg eine Episode im "Vorleben" seines Neuzugangs Florian Hübner wohl keine besondere Erwähnung wert gewesen. Doch seit dem Wirbel um die dann wieder zurückgenommene Verpflichtung eines unter Rassismusverdacht stehenden Jugendtrainers ist man am Valznerweiher offenbar sensibilisiert für ein Thema, das anno 2021 eben anders diskutiert und wahrgenommen wird als früher.

Also ging der Club diesmal in die Offensive und erinnerte gleich selbst proaktiv an jenen Vorfall, der Hübner Mitte Januar Negativschlagzeilen beschert hatte. Im Bundesliga-Spiel gegen Bayer Leverkusen (1:0) soll Union Berlins Innenverteidiger den Deutsch-Afghanen Nadiem Amiri im allgemeinen Getümmel rassistisch beleidigt haben soll. Eine entsprechende verbale Entgleisung hatte Leverkusens Jonathan Tah publik gemacht.

Vorwürfe nicht nachweisbar

Der DFB-Kontrollausschuss nahm Ermittlungen auf, konnte Hübner "eine rassistisch motivierte oder diskriminierende Handlung aber nicht nachweisen", wie es Hans E. Lorenz, der Vorsitzende des Sportgerichts, formulierte. Hübner habe angegeben, von Amiri provoziert worden zu sein und dann "eine anderslautende Äußerung getätigt zu haben als diejenige, die in der Öffentlichkeit kolportiert wurde". Auch Amiri selbst habe später nicht ausschließen können, "dass die Wortwahl eine andere war".

Somit wurde Hübner lediglich wegen "unsportlichen Verhaltens" für zwei Spiele gesperrt und zu einer Geldstrafe in Höhe von 20 000 Euro verurteilt. Der 30-Jährige, dessen Ehefrau Reshma indische Wurzeln hat, ließ über seinen Verein mitteilen, er und seine Familie stünden "aus tiefster Überzeugung für Toleranz und Respekt". Jede Art von Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung werde "zutiefst verabscheut".

Klares Bekenntnis

Dieses klare Bekenntnis in Verbindung mit dem als Freispruch gewerteten DFB-Urteil war letztlich wohl ausschlaggebend, dass der schon länger geplante Transfer am Freitag vollzogen wurde. "Uns war wichtig, dass die Vorwürfe haltlos waren", erklärte Sportvorstand Dieter Hecking, Gespräche mit den beteiligten Personen hätten diesen Eindruck bestätigt.

Hübner ist nach dem am Dienstag verpflichteten England-Rückkehrer Christopher Schindler (Huddersfield Town) die zweite Verstärkung für das Abwehrzentrum, wo nach den Abgängen von Lukas Mühl und Georg Margreitter im Sommer zwei Planstellen frei werden. Der Sohn des Frankfurter Sportdirektors Bruno Hübner bringt viel Erfahrung mit, für den SV Sandhausen, Hannover 96 und Union Berlin brachte er es bislang auf 26 Bundesliga- und 108 Zweitliga-Spiele. Hübner, dessen Kontrakt bei den Köpenickern nach drei Jahren ausläuft, unterschrieb in Nürnberg laut Vereinsangaben einen "längerfristigen Vertrag". Wie Schindler soll auch er in der Mannschaft eine Führungsrolle einnehmen. "Er ist eine Persönlichkeit auf und neben dem Platz", schwärmte Hecking.

Kauf von Möller Daehli fast perfekt

Hübner soll Teil einer neuen "Achse" werden, zu der auch Mats Möller Daehli gehören dürfte. Nach Informationen von nordbayern.de ist der endgültige Transfer des bislang ausgeliehenen Winterzugangs so gut wie perfekt. In Nachverhandlungen mit KRC Genk ist es Hecking und Sportdirektor Olaf Rebbe offenbar gelungen, die per Kaufoption ursprünglich festgeschriebene Ablöse von rund 1,5 Millionen Euro noch einmal zu drücken. Ob der norwegische Mittelfeldspieler nach seiner beim 2:5 in Hamburg erlittenen Kniereizung am Sonntag (15.30 Uhr) gegen den Tabellenführer VfL Bochum mitwirken kann, ist noch offen.

Dieser Artikel wurde am Freitag gegen 18.30 Uhr aktualisiert.

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