Müll-Ärger: Kommt in Nürnberg jetzt doch die Gelbe Tonne?

30.4.2019, 06:00 Uhr
Müll-Ärger: Kommt in Nürnberg jetzt doch die Gelbe Tonne?

© Daniel Karmann/dpa

Alle zwei Wochen ist es wieder so weit: Gelbe Müllberge türmen sich auf Gehsteigen, Baumscheiben und anderen öffentlichen Flächen in Nürnberg. In der Theorie verschandeln die Plastiksäcke das Straßenbild "nur“ kurz, um dann abgeholt zu werden. In der Praxis neigen die Säcke aber dazu, aufzuplatzen und ihren Inhalt über die Straße zu verteilen.

Ein Lied davon singen kann Bürgermeister Christian Vogel: "Der Gelbe Sack ist ein ständiges Problem. Weil viele Bürger die Säcke – obwohl nicht erlaubt – zu früh rausstellen. Das ist optisch ein Ärgernis. Richtig ärgerlich wird es aber, wenn ein Sturm kommt: Die Säcke fliegen durch die Luft und verwandeln manche Straßen regelrecht in Müllhalden."

Bürger müssen zweimal zahlen

Ausbaden müssen es die Mitarbeiter des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (Sör), dessen Chef Vogel ebenfalls ist. Sie dürfen die Säcke einsammeln und entsorgen. "Damit muss der Bürger in Form der Straßenreinigungsgebühren also nochmals ran, obwohl die Kosten für den Gelben Sack ja bereits mit dem Einkauf der Waren beglichen sind", sagt er. Appelle an die Systembetreiber, den Verpackungsmüll lieber in Gelben Tonnen zu sammeln, blieben bislang ungehört. Da es sich um eine privatrechtliche Aufgabe handelt, erläutert Christian Vogel, habe man bislang keine Möglichkeit gehabt, Vorschriften zu machen.

Das neue Verpackungsgesetz aber bietet den Kommunen "etwas mehr Handhabe" als bisher, weiß Gerhard Groh. Der SPD-Stadtrat fordert in einem Antrag, dass die Verwaltung gegenüber dem aktuell für Nürnberg zuständigen Systembetreiber Belland Vision GmbH die Einführung von Gelben Tonnen statt Säcken durchsetzt. Dass das nicht von heute auf morgen geht, weiß auch Groh: "Da bräuchte man auf einen Schlag 80.000 Tonnen." Wichtig ist ihm, dass die Entscheidung für die Tonne fällt. Flächendeckend einführen könne man diese schrittweise.

Markus König, Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion, gibt mit Blick auf die dichtbebaute Innenstadt zu bedenken: "Es ist auch eine Frage des Platzes“. Man müsse dann wohl in Kauf nehmen, dass mancherorts dauerhaft Gelbe Tonnen im öffentlichen Raum parken. "Aber das ist immer noch aufgeräumter als Müllberge, die tagelang herumstehen“, sagt er.

Schöneres Stadtbild

Insgesamt hält er die SPDInitiative für die Einführung der Tonnen, wie sie auch die CSU vor zwei Jahren vergeblich gefordert hatte, zwar für sinnvoll: "Wir unterstützen alles, was das Stadtbild schöner macht", sagt König. "Aber es wird nicht leicht für die Stadt, dies gegenüber dem Systembetreiber durchzusetzen.“

 

Eine Einschätzung, mit der er nicht daneben liegt: Wie eine Sprecherin von Belland Visison erklärt, sei ein Sammelsystem mit Gelben Tonnen viel aufwendiger und teurer als eines mit Säcken. Zudem liege der Anteil an Fehlwürfen und Müll bei der Tonne deutlich höher als beim Sack: "In Extremfällen sind es bis zu 60 Prozent." Der Grund: Die Gelben Säcke sind durchsichtig und damit besser kontrollierbar.

Auch das – von einigen als zu dünn bemängelte – Material erfüllt einen ähnlichen Zweck: die Befüllung mit schwerem Rest- oder Biomüll zu verhindern. "Werden die Säcke ordnungsgemäß nur mit Verpackungen befüllt, reißen sie auch nicht und der Inhalt kann gut recycelt werden.“

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