Eine verschwundene Burg

20.7.2020, 09:26 Uhr
Eine verschwundene Burg

Was man mit dieser Einstellung verpasst, haben wir uns nun vor Ort angesehen. In einem jener kleinen Museen vor der Haustür, die nicht jeder Altmühlfranke automatisch auf dem Schirm hat. Im Altmühlzentrum Burg Dollnstein.

Vor fünf Jahren hat die kleine Marktgemeinde eine Menge Geld in die Hand genommen, um der Burg ein Museum zu spendieren, das seiner Bedeutung gerecht wird. Das Ergebnis ist ziemlich großartig geworden. Moderne Architektur und Museumspädagogik in Mauern, die schon Wolfram von Eschenbach in seinem Mittelalter-Bestseller Parzival beschrieben hat. Zwischen all dem Holz und Stahl bleibt der Stein des Originalbauwerks in der Ausstellung aber stets sichtbar.

Inhaltlich wirkt es auf den ersten Blick eigenwillig, was man alles in diesen Räumen untergebracht hat. Von den Fischen der Altmühl und der Architektonik des Jurahauses über die Ortsentwicklung Dollnsteins und das Jubiläum der Bahnstrecke Treuchtlingen-Ingolstadt bis hin zu den Burgen des Altmühltals und der Urdonau. Die Klammer ist aber die Relevanz für die Geschichte der Region, wie man bald versteht. Und diese Region definiert man großzügig, von Weißenburg über Anlauter- und Altmühltal bis nach Eichstätt.

Inhaltlich funktioniert zudem jedes einzelne Thema für sich. Dank starkem Design, guter Ideen und inhaltlicher Verknappung. So bestaunt man nicht nur die Fische der Altmühl im Original in einem großen Aquarium, während man aus den schmalen Schießscharten die Altmühl selbst sieht. Man bekommt auch das besondere Wasserproblem der Region erklärt: nix auf dem Jura, viel zu viel im Tal. Man lernt das Jurahaus kennen und erfährt, warum es das Billig-Haus des Mittelalters ist, und man grübelt über die Siedlungsstruktur in diesem eigenwilligen Gebiet zwischen Franken, Bayern und Schwaben nach, indem es jede Menge Märkte, aber wenig Städte gibt.

Eine verschwundene Burg

Eindrucksvoll ist zudem die Burgenwelt der Region, die man so kompakt und mit bunten Rekonstruktionszeichnungen auch noch nicht gesehen hat. Dazu kommt das Highlight des Museums: der Dollnsteiner Schatz, der 2007 bei einer archäologischen Grabung in einem Versteck gefunden wurde. Er umfasst 3742 Goldmünzen und einige persönliche Schmuckstücke, die um das Jahr 1370 jemand im Fußboden der Dollnsteiner Burg versenkte. Dass er nie mehr dazukam, ihn wieder zu bergen, lässt für ihn persönlich nichts Gutes ahnen.

Das Dollnsteiner Museum ist in diesem Sommer zu Hause einen Besuch wert. Vor allem, weil es Geschichten erzählt. Kurz und knapp und gut ausgewählt. Möglicherweise hat man damit aus der Not eine Tugend gemacht, denn den spektakulärsten Teil der Dollnsteiner Burg gibt es gar nicht mehr. Die Hauptgebäude und Türme auf dem Felsen über der Altmühl wurden Ende des 19. Jahrhunderts von der örtlichen Bevölkerung für eigene Bauprojekte recycelt. Erhalten geblieben sind nur die Mauern mit einigen Wirtschaftsgebäuden. Das reicht aber allemal für ein Museum, das Spaß macht.             

 

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