Am Stammtisch der wachsamen Esser

13.9.2012, 00:00 Uhr
Am Stammtisch der wachsamen Esser

© Jens Schierenbeck/dpa

Der Stammtisch „Meet and Eat“ für Menschen mit Nahrungsmittel-Intoleranz und Nahrungsmittel-Allergien möchte die Betroffenen zusammenführen. „Denn wir sind viele“, sagt Tine Biß. Die Ernährungsberaterin leidet selbst an einer Histamin-Unverträglichkeit, das heißt, ihr Körper kann den Botenstoff nicht mehr schnell genug abbauen. Die Folgen eines erhöhten Histamin-Spiegels sind oft unspezifisch wie bei einer Allergie. Sie reichen von Kopfschmerzen und Blähungen über Schlafstörungen und Hautkrankheiten bis zum anaphylaktischen Schock.

Histamin ist jedoch nicht nur ein körpereigener Stoff, der zum Beispiel bei allergischen Reaktionen freigesetzt wird, sondern er kommt in praktisch allen eiweißhaltigen Nahrungsmitteln sowie in Farb-, Konservierungs- und Zusatzstoffen vor. Außerdem wird der Histamingehalt eines Lebensmittels zusätzlich durch die Faktoren Zeit und Temperatur bestimmt. Bakterien und Hefen bauen die Aminosäure Histidin zu Histamin ab. Je verderblicher ein Lebensmittel ist, je länger es gelagert oder einem Reifeprozess (Räuchern, Gärung) unterzogen wird, desto größer ist sein Histamingehalt.

Und je höher die Temperatur, desto schneller wachsen die Mikroorganismen. „Wenn ich aufs Bardentreffen gehen will, muss ich einen Rucksack mit eisgekühltem Proviant mitschleppen“, sagt Biß. Das Einkaufen und Kochen koste viel Zeit. „Zu Einladungen von Freunden brachte ich früher mein eigenes Essen mit.“ Was die Zahl der Einladungen drastisch reduzierte. „Vor einem Jahr habe ich dann schließlich entdeckt, dass ich nicht die Einzige mit diesem Problem bin.“ Kurzerhand gründete Biß den Stammtisch „Meet and Eat“, der auch für Angehörige und Interessierte jederzeit offen steht.

Die Gruppe trifft sich jeweils an einem Freitag im Monat in einer Gaststätte, die „verträgliche“ Gerichte anbietet. Die „Trattoria Mamma Leone“ und die „“ hätten glutenfreie, laktosefreie sowie fruktose- und histaminarme Kost im Angebot, erklärt Felsberg. Weitere Lokale seien im Gastroführer auf ihrer Webseite verzeichnet. „Auch für Menschen ohne entsprechende Diagnose ist dieses Essen verträglicher“, wirbt die Ernährungsberaterin.

Rote-Beete-Ketchup zu Steaks und Würstchen

„Lecker essen – trotz Intoleranz!“ Zum Sommerfest trifft sich der Stammtisch im „Stadtgarten“ von „Bluepingu e.V.“ auf dem ehemaligen Quelleparkplatz an der Wandererstraße. Zu Steaks und Würstchen gibt es Rote-Beete-Ketchup, Salate und glutenfreies Brot. Alle Beilagen sind selbst gemacht, alle Zutaten penibel aufgeführt, damit jeder Gast selbst entscheiden kann, was er essen darf und was nicht.

Patrick hat eine Flasche glutenfreies Bier mitgebracht. Er hält sich seit vielen Jahren an eine strikte Diät, die ohne Klebereiweiß auskommt. Man müsse mit den Leuten über die Unverträglichkeit sprechen, dann hätten sie auch Verständnis, sagt er. Das Einkaufen sei in den letzten Jahren viel leichter geworden. Die Biofachgeschäfte hätten inzwischen ein reichhaltiges Sortiment und online könne man aus über 1000 Produkten auswählen.

Der Stammtisch „Meet and Eat“ trifft sich das nächste Mal am 12. Oktober ab 18.30 Uhr in der „“. Anmeldung bei Tine Biß, 94435446, Infos auch unter www.vivalaeat.de

Mehr Informationen in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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