"Bühne der Täter" muss erhalten bleiben

9.10.2011, 11:36 Uhr

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Kulturreferentin Julia Lehner (CSU) stellte klar, dass die nötigen Fördermittel aus dem Bundes- und Landeshaushalt nur dann eines Tages fließen könnten, falls die Stadt Nürnberg jetzt vorarbeitet und präzise Zuschussanträge für die Umgestaltung des Nazi-Aufmarschfelds vorlegen kann.

Das „wohlwollende Schulterklopfen“, das man bisher von allen eingeladenen Politikern bekam, werde die Geldsorgen nicht lösen. Lehners CSU-Kollege Michael Reindl drängte auf eine gleichberechtigte Gesprächsebene für Oberbürgermeister Maly und Vertreter des Bundes und Landes. „Wichtig ist, dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen.“

Entsprechend stimmten die Vertreter aller Fraktionen am Freitag dem Konzept zu, das die Koordinierungsgruppe ehemaliges Reichsparteitagsgelände für die Weiterentwicklung von Zeppelinfeld und -tribüne vorgelegt hat (die NZ berichtete). Mit dieser Entscheidung ist die Planung ein Schrittchen vorangekommen, während die Ruinen weiter bröckeln. Die Räte sind sich einig über ihre Pflicht, geschlossen eine Nürnberger Sicht zu vertreten, um allzu viele Extrawünsche von außen zu vermeiden.

Die Nürnberger Position lautet: Die verfallende Anlage wird baulich gesichert („instandgesetzt“, nicht voll saniert), in der Optik von jüngerem Beiwerk befreit und mit mehr öffentlichen Zugängen versehen. Genauso wichtig ist der Kulturreferentin, die NS-Bauwerke „nie unkommentiert stehen zu lassen“.

Derzeit würden sich schätzungsweise 200000 Menschen jährlich vor Ort über das Reichsparteitagsgelände informieren. Sie sollen an der Zeppelintribüne in Zukunft Veranstaltungen und Informationsmaterial vorfinden – und wenn es nach Lehner geht, auch Kunstwerke.

Die „Bühne der Täter“, so Stadtrat Reindl, könne somit entmystifiziert werden. Auch aus Sicht von Anja Prölß-Kammerer (SPD) ein „konsequenter Weg“: „Nürnberg hat seinen Umgang mit der NS-Zeit in den letzten Jahren immer mit Bildung verbunden.“ Am Konzeptziel, das Gelände als „Lernort“ zu gestalten, störten sich indes die Stadträte Utz Ulrich (Die Bunten) und Achim Mletzko (Grüne): Der Begriff klinge oberlehrerhaft und blende die heute noch offensichtliche Faszination der Monumente aus.

Die jüngsten Vorschläge des einstigen städtischen Kulturreferenten Hermann Glaser streifte man im Rat nicht einmal. Glaser hatte sich gegen Sanierungsmaßnahmen des „aussageschwachen Steinhaufens“ ausgesprochen und die kreative Umgestaltung in einen „Mahn-Park“ gefordert (NZ vom 7. Oktober).

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