Die Last muss aufgeteilt werden

Nürnberg - Nürnberg, die alte Reichsstadt, wurde unter den Nationalsozialisten zur «Stadt der Reichsparteitage». Die Nazis missbrauchten den Namen Nürnbergs für die Bezeichnung der Rassegesetze, mit denen die deutschen Juden ausgegrenzt und unterdrückt wurden. Als «Nürnberger Gesetze» sind sie Teil der kollektiven Erinnerung an die Barbarei. Unter dieser Last der Geschichte hatte es Nürnberg schwer, nach 1945 vom Image der Nazi-Stadt langsam wegzukommen. Während andere Städte Deutschlands ihre NSVergangenheit verdrängt haben, hat sich Nürnberg seiner Geschichte gestellt und mit dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände die Vergangenheit vorbildlich aufgearbeitet. Das kostet Geld.

In keiner anderen Stadt Deutschlands sind so große architektonische Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus erhalten wie in Nürnberg. Anmaßung und Größenwahn des nationalsozialistischen Menschenbilds können exemplarisch am Dutzendteich vor Augen geführt werden. Hier lässt sich mit authentischen Relikten aus der Vergangenheit lernen.

Der Erhalt der unter Denkmalschutz stehenden, aber stark baufälligen Bauwerke soll 70 Millionen Euro kosten. Wenn Nürnberg diesen Betrag in den nächsten Jahren aufbringen muss, dann würde die Stadt ein weiteres Mal dafür bestraft, dass die Nationalsozialisten die reichsstädtische Geschichte für ihre Interessen manipuliert haben. Nein, der Erhalt der Bauten auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände ist eine nationale Aufgabe, die Bund und Land übernehmen müssen. Nürnberg trägt an den bisherigen Last der Geschichte schon genug. ANDRÉ FISCHER