Nürnbergs soziales Gewissen

17.7.2009, 00:00 Uhr
Nürnbergs soziales Gewissen

© Gerullis

«Ich bin meines Wissens die erste Malerin, die diese Auszeichnung erhält», freute sich die freiberufliche Künstlerin Heyduck in ihrer Dankesrede. «Die Kunst steht immer etwas im Abseits.» Oberbürgermeister Ulrich Maly hatte die 72-Jährige zuvor als eine Malerin gewürdigt, deren Bilder die «historische Seele» der Stadt erfassen würden. Heyduck, die 1961 als erste Frau überhaupt den Kulturförderpreis der Stadt bekommen hatte, setzt sich in ihren Werken vielfältig mit dem Thema «Stadt Nürnberg» auseinander.

Dass die Künstlerin sich auch sozial einbringt, würdigte später ein weiterer Medaillenträger: Gunther Oschmann verwies auf Heyducks Engagement für den Kinderschutzbund und eine Schule in Niger. Oschmann leitete ab 1965 den Müller-Verlag, der 2003, als der Unternehmer das operative Geschäft an seine Kinder übergab, jährlich 19 Millionen Telefonbücher in 325 Ausgaben druckte.

Der 68-Jährige würdigte das ausgeprägte soziale Gewissen Nürnbergs und versprach den Menschen, dass sie sich in großer Not an ihn wenden könnten und er helfen werde – selbst wenn ihm das dann zum Nachteil gereiche. Oschmann ist in die Darlehens-Affäre des früheren Medienratschefs und ehemaligen CSU-Landtagsabgeordneten Klaus Kopka verwickelt, weil er diesem 30 000 Euro geliehen hat (NZ berichtete).

Oschmann bekam die Medaille als herausragende Unternehmerpersönlichkeit und wegen seines Mäzenatentums, verdankt ihm die Stadt doch die Sanierung des Schürstabhauses und den Wiederaufbau des Hirsvogelsaals.

Kamile Erdemir wiederum hat sich mit dem Einsatz für behinderte Menschen verdient gemacht. Sie gründete 1987 den Türkisch-Deutschen Verein zur Integration behinderter Menschen (TIM) und ist seither dessen Vorsitzende. Die 62-Jährige, die 1980 mit ihren drei Kindern ihrem Mann nach Nürnberg folgte, hat selbst einen behinderten Sohn. OB Maly sagte, dass mit Erdemirs Auszeichnung stellvertretend das Engagement der hier lebenden Türken für Nürnberg gewürdigt werde.

Ähnlich integrativ wie Erdemir wirkt Manfred Mägerlein: Er erinnerte in seiner Dankesrede an die Rivalität, die in den 70ern zwischen den Rettungsdiensten herrschte. Der 66-Jährige war maßgeblich daran beteiligt, dass Johanniter, Malteser, das Rote Kreuz und der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) dieses Konkurrenzdenken überwunden haben. Mägerlein amtiert seit 1986 als Vorsitzender des Nürnberger ASB. Zudem arbeitete der heutige Rentner 50 Jahre für die Firma Leistritz, wo Helmut Schaak sein Chef war. Der hat die Bürgermedaille schon 2005 bekommen. Nun könne er Schaak endlich auf Augenhöhe begegnen, witzelte Mägerlein. Marco Puschner

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