Ohne den Qualm schmeckt’s besser

24.1.2011, 07:05 Uhr
Ohne den Qualm  schmeckt’s besser

© Uwe Niklas

„Zu 99 Prozent haben es unsere Kunden begrüßt“, sagt Christian Wonka. Der Chef des Gourmetrestaurants „Wonka“ erinnert sich daran, als er bereits ein Jahr vor dem gesetzlichen Rauchverbot sein eigenes einführte, „weil ich die Diskussion leid war“. Wenige Stammgäste blieben weg, genauso viele kamen hinzu – für Wonka ein angenehmes Ergebnis, wo doch Rauch die vielen Kräuter, Gewürze und Weine in seinen Menüs störte. Als Serviceleistung nehmen die Kellner nun Rücksicht auf Rauchpausen beim Servieren.

Wie Wonka bleibt auch Frank Mackert entrüstet über die Art der Einmischung des Staats in die Raucherfrage. In seinem ambitionierten Bistro „Koch&Kellner“ aber gefällt ihm die Lage mittlerweile. Weder mehr noch weniger Gäste kamen, nur die 50 vollen Aschenbecher eines Abends fielen weg. „Ich hatte sehr viele Raucher, und fast alle finden es positiv, dass nicht mehr geraucht wird.“ Bei Gastronom Karl Krestel bleibt trotzdem Ärger übrig. „Bei uns haben die Leute schon vor dem Verbot beim Essen nicht geraucht“, sagt der Chef des Restaurants „Sudhaus“. Deshalb habe man nun nicht weniger Gäste als früher. Aber: „Vor zwei Jahren, als das Verbot gelockert wurde, habe ich für 60000 Euro eine Raucherlounge gebaut, damit die Gäste nicht vor die Tür gehen müssen.“ Die könne er nun nicht mehr nutzen.

„Rundum positiv“ findet „Würzhaus“-Chefin Diana Burkel das Rauchverbot. Vorher war das Lokal zweigeteilt, in einen Raucher- und einen Nichtraucherbereich. Sie habe seit Inkrafttreten des Verbotes zwar nicht messbar mehr Gäste, kann sich aber durchaus vorstellen, dass früher manche Nichtraucher eher nicht am Wochenende ins „Würzhaus“ kamen, „wenn sie wussten, dass der Raucherbereich sehr voll sein würde“. Zu Beginn hätten einzelne Gäste noch gemurrt, die nach dem Essen gern eine Zigarre geraucht hätten. „Doch da mussten wir schon vor dem Verbot einschreiten, weil unser Laden einfach nicht für Zigarrenrauch ausgelegt ist.“ Burkel glaubt, dass das Rauchverbot insgesamt für Speiselokale weniger relevant ist. „Cafés und Bars sind da schon eher betroffen.“

Oder gutbürgerliche Lokale, in denen die Gäste gern nach dem Essen noch ein, zwei Bier trinken. So eine Gaststätte ist das „Barockhäusle“. Inhaberin Rosi Hofmann bekommt das Rauchverbot schmerzlich zu spüren. „Die Leute sind länger sitzen geblieben, als sie noch rauchen durften“, sagt die Wirtin. Es kämen zwar nicht weniger Gäste zum Essen, aber sie gingen früher heim, weil sie dort zu ihrem Bier eine Zigarette rauchen könnten. „95 Prozent meiner Gäste sind Raucher.“

Auch der „Engel“ in Schoppershof hat weniger Einnahmen – aber paradoxerweise mehr Arbeit. „Früher war der Tresen als erstes voll, inzwischen bleibt er oft leer“, sagt Martin Oberste-Schemmann, einer der zwei Inhaber. Dafür erlebte das kleine Wirtshaus durch die Gesetzesänderung einen ungebrochenen Ansturm auf die Speisekarte. Plötzlich kamen Familien zum Essen, die Küchenschichten wurden aufgestockt. Jedoch: Die satten Gäste gehen schnell. Das hätte der Wirt so nicht erwartet. „Die Raucher vom Tresen haben wir verloren. Unser Gewinn ist stark gesunken, da man am Bier halt mehr verdient.“

Die Stammtische sterben weg, bedauert auch Gastronom und Bierzelt-Wirt Hermann Murr. In Esslokalen sei das Rauchverbot jedoch „ein Segen“. In seinem „Provenza“ am Hauptmarkt hatte er keinen Vorher-Nachher-Vergleich: Es öffnete 2006 gleich als Nichtraucherlokal. „Wir hatten einen extremen Zulauf von Nichtrauchern, die uns ihre Freude mitteilten, dass hier endlich bei Tisch mal nicht geraucht wird.“ Und auch das „Schießhaus“ in Erlenstegen urteilt positiv: „Vom Gefühl her kommen mehr Gäste, und alle, die der Rauch früher störte, bleiben jetzt länger sitzen“, so Inhaber Christopher Baumann.

 

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