Sexualstraftäter im Internet: Gefährliche Anmache im Netz

4.12.2013, 08:00 Uhr
„Laura2001“ wurde nur zum Test erfunden – und hat bewiesen, welche Gefahren im Netz lauern.

© Roland Fengler „Laura2001“ wurde nur zum Test erfunden – und hat bewiesen, welche Gefahren im Netz lauern.

„Es gibt zwei verschiedene Typen von Leuten, die sich im Internet an Jugendliche ranmachen“, sagt Horst Schwarz. „Da gibt es den aggressiven Typ, der gleich obszöne Fotos schickt oder danach fragt und den Kumpeltyp, der Verständnis zeigt und langsam und schleimig sein Netz spannt.“ Der Kumpeltyp ist gefährlicher – bis die Teenager nämlich merken, worauf er aus ist, hat er ihnen schon persönliche Informationen entlockt. Schwarz kennt sich aus. Er ist Theologe und Sozialpädagoge und hat ein Buch zu dem Thema geschrieben. Aus seinem Roman „Laura im Netz“, der auch echte Chatprotokolle enthält, liest er regelmäßig in Schulen in der Region und diskutiert mit den Jugendlichen.

„Ich will die Schüler misstrauisch machen“, sagt er. Nach Angaben der Vereinten Nationen seien schließlich rund 750000 Täter online auf der Suche nach minderjährigen Opfern. Erst vor kurzem musste sich ein Student vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verantworten, weil er auf der Seite schueler.cc mit einer 13-Jährigen anbandelte und mit ihr intim wurde. Unter anderem für diese Tat wurde er zu einer Freiheitsstrafe in Höhe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt (die NZ berichtete). Bevor sich der Student zum ersten Mal mit der Schülerin traf, hatte er rund ein halbes Jahr lang mit ihr gechattet, ihr bei schulischen Problemen zugehört und sich so das Vertrauen der 13-Jährigen erschlichen.

Einmal im Netz, bekommt man Bilder nie mehr weg

Um vor solchen Tätern zu warnen, lässt Schwarz in den Schulen zuerst ein Chatprotokoll vorlesen, in dem sich ein Mädchen mit einem scheinbar gleichaltrigen User unterhält. „Dann zeig ich ihnen ein Foto von einem alten dicken und nackten Kerl“, sagt er. Die Schüler erschrecken und hören ihm 90 Minuten lang gebannt zu. „Man merkt, wie es in ihren Köpfen arbeitet“, sagt er, „ab und zu tuscheln sie, weil sie schon auf ähnliche Art und Weise im Netz belästigt worden sind.“ Ab und zu kommt es vor, dass sich nach der Lesung ein Schüler an ihn wendet, um ihm von seinen Erfahrungen zu erzählen. „Von den Lehrern höre ich auch immer wieder, dass Schüler freizügige Bilder von sich ins Netz stellen.“

Sind die erst einmal online, bekommt man sie eigentlich gar nicht mehr gelöscht. „Wir bekommen immer wieder Anrufe von Müttern, die sich Sorgen machen, weil von ihren Kindern Filme und Bilder im Netz kursieren“, sagt Annegret Steiger. Die Kriminaloberkommissarin ist Beauftragte der mittelfränkischen Polizei für Frauen und Kinder. „Kinder fühlen sich daheim im geschützten Raum sicher“, sagt Steiger. Würden User, die online auf der Suche nach Lustgewinn sind, erst ein normales Gespräch mit den Kindern führen, bevor sie ihnen sexuelle Fragen stellen, dann fänden die Jugendlichen dies spannend und ahnen nichts von der Gefahr.

Eltern bekommen meistens nichts davon mit, wenn ihre Kinder im Internet belästigt werden – zu groß ist die Angst vor einer Internetsperre. „Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich riesengroß“, sagt Steiger. Sie appelliert deshalb an die Eltern, immer wieder das Gespräch mit den Kindern zu suchen und sie über die Gefahren, die dort auf sie lauern, aufzuklären.

Horst Schwarz: Laura im Netz. Media-Arte, 150 Seiten, 9,95 Euro. Lesungen auf Anfrage: horst.schwarz@gmx.de.

1 Kommentar