Topmoderne Zimmer statt altbackener Mief an der Burg

9.9.2013, 07:16 Uhr
Topmoderne Zimmer statt altbackener Mief an der Burg

© Stefan Hippel

In der Ferienzeit trifft man in der Jugendherberge hauptsächlich auf Rucksacktouristen oder Familien. Erst mit Schuljahresbeginn im September werden wieder Schulklassen und andere größere Gruppen auf der Burg erwartet. Familie Hagl aus Erding ist für drei Nächte zu Gast auf der Burg. Sie nutzen ihren ersten Aufenthalt in Nürnberg, um die Stadt besser kennenzulernen.

Untergebracht sind sie in einem der begehrten Turmzimmer im neunten Stock der Jugendherberge, „wo wir wie in einer Burg leben“, so die Kinder Tobias und Verena. An der besonderen Atmosphäre, dem faszinierenden Ausblick über die Altstadt und der gelungenen Verbindung zwischen alten und neuen Elementen erfreuen sich die Eltern Elfriede und Rainer.



Georg Fendt ist mit einer Selbsthilfegruppe auf der Burg zu Gast. Unter den 20 Personen, alle aus Augsburg und Umgebung, sind auch Familien und Teenager. Die Gruppe ist einmal jährlich für eine Woche unterwegs. Dieses Jahr haben sie die Jugendherberge in Nürnberg als Unterkunft gewählt.

Und die Gruppe ist mit dieser Wahl mehr als zufrieden. „Die Zimmer sind sauber, luxuriös und geräumig“, erklärt Georg Fendt und auch ein eigenes Bad mit Dusche auf jedem Zimmer zeugt von einem gewissen Komfort. Außerdem lobt Fendt die Tatsache, dass man in den abgetrennten Seminarräumen, von denen neun Stück zur Verfügung stehen, sehr angenehm und in Ruhe arbeiten kann.

Topmoderne Zimmer statt altbackener Mief an der Burg

© Stefan Hippel



Neben den Gästen zeigt sich auch Sigrid Natterer, Leiterin der Jugendherberge, erfreut über die Entwicklung „ihrer“ Burg. Der vergangene Juli war mit 9200 Übernachtungen der stärkste Monat dieses Jahres.

Im Februar startete die Jugendherberge zunächst einen Teilbetrieb auf nur zwei Etagen. In den anderen Stockwerken waren noch einige Baustellen zu beseitigen, die Spuren der Renovierung waren noch allerorts zu sehen. Die Flure waren teilweise noch nicht gestrichen und von den insgesamt 355 Betten mussten auch noch viele in die oberen Etagen transportiert werden.

Ende März war die Jugendherberge dann das erste Mal ausgebucht. Bis zum Ende des Jahres werden es insgesamt 66000 Übernachtungen sein, 2014 soll diese Zahl noch um 12000 Übernachtungen gesteigert werden, sagt Natterer voraus. Ihr Ziel ist es, das altbackene Image der Jugendherberge abzulegen, wozu die Renovierung sicher einen immensen Beitrag leisten kann. Besonders gefällt ihr an der Jugendherberge die Idee, das Neue im Alten zu integrieren, und die lockere Atmosphäre.

93 topmoderne Zimmer, Bar, Bistro und modern ausgestattete Seminarräume – damit wirbt die Jugendherberge auf ihrer Homepage. Und auch vor Ort ergibt sich nach einiger Zeit die Frage: Handelt es sich hierbei wirklich noch um eine Jugendherberge oder doch eher um ein Hotel? „Nein, nein!“, entgegnet Melanie Petrovic von der Rezeption der Unterkunft.

Topmoderne Zimmer statt altbackener Mief an der Burg

© Stefan Hippel

Das Angebot richtet sich hauptsächlich an junge Reisende, Rucksacktouristen, Schulklassen und internationale Gäste. Außerdem findet man einige Hinweise, die seit Jahren als Charakteristika für Jugendherbergen gelten: In den meisten Zimmern findet man Stockbetten, das Bettenbeziehen müssen die Gäste selbst übernehmen und Offenheit und Geselligkeit unter den Gästen zählen zu den liebenswerten Vorzügen der Jugendherberge – sowas findet man in keinem Hotel. Aber dennoch kommt man nicht um die Feststellung herum, dass es sich um eine äußerst individuelle Art von Unterkunft handelt. Die modernste Jugendherberge in einer Burg, installiert in einer alten Kaiserstallung, die Ende des 15. Jahrhunderts im Spätmittelalter ursprünglich als Reichsstädtisches Kornhaus erbaut wurde. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass man eine Nacht in dieser speziellen Unterkunft erleben möchte.

Unter den insgesamt 536 Jugendherbergen in Deutschland, die vom deutschen Jugendherbergswerk getragen werden, nimmt die Nürnberger Burg zweifellos eine Sonderstellung ein. Aber es gibt weitere Jugendherbergen, in denen das Übernachten zum Abenteuer wird. In einer Jugendherberge an der Ostsee findet man zum Beispiel ein Baumhausdorf, wo man mitten zwischen Kühen und Schafen schlafen kann.

In Deutschland sind solche speziellen Unterkünfte allerdings die Ausnahme. In anderen Ländern, vor allem in Großbritannien, Irland oder Frankreich, kann man schnell mal in einer umgebauten Kapelle oder einem aufbereiteten Pferdestall landen. Die Jugendherbergsbewegung schien ein wenig eingeschlafen zu sein und befindet sich nun offensichtlich wieder im Aufwind. Nürnberg macht vor, wie es gehen kann.
 

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