Radeln im Veneto: Immer Wasser am Radweg

8.8.2020, 07:50 Uhr
Radeln im Veneto: Immer Wasser am Radweg

© Bibione Live / Consorzio di Promozione Turistica

Wegen Corona ist die Klimadiskussion eingeschlafen, Reisen nach Italien waren lange nicht möglich — nun dürfen wir wieder, wenn auch zaghaft. Und wir geben uns im Fall dieser Reise einen grünen Anstrich: Die Anreise erfolgte mit der Bahn von München nach Pordenone, dann wurde der Linienbus nach Bibione benutzt und dort, im Eco-Resort "Lino delle Fate", ist sowieso nur noch Wohlfühlen mit gutem Gewissen möglich.

Vom Radverleih bis zu den lautlosen E-Mobilen, die die Koffer zu den Holzbungalows bringen, von der grob gewebten Naturleinen-Bettdecke bis zur Geothermie-Heizung und der Verköstigung vom eigenen Öko-Bauernhof ist hier vieles nachhaltig.

Der grüne Urlaub auf dem Rad die türkis leuchtende Adria entlang ist erst seit 2018 möglich. Da wurden die vielen Wege, die schachbrettartig die brettebene Lagunenlandschaft durchziehen, für den Fahrradverkehr freigegeben. Und so kann man ausgerechnet dort, wo acht Millionen Menschen im Jahr Urlaub machen, auf der Öko-Welle reiten.

Schon der Name des Eco-Resorts "Lino delle Fate" verweist auf eine wichtige Beschaffenheit der Umgebung: "Fate" meint Schilfgras, das sich silbrig im Wind biegt und an dem man das Rad ausrichtet – immer dem Fluss Tagliamento entgegen.

Habsburg und Italien

Bevor das historische Grenzgewässer erreicht wird, das einst das Habsburgerreich von den italienischen Provinzen trennte, radelt der Genussmensch an einem sonnenvergoldeten Tag durch duftende Pinienalleen.

Aus der Ferne grüßen die Julischen Alpen und der Urlauber auf zwei Rädern ist überzeugt, dass der perfekte Tag nur so aussehen kann. Zumal genau dort, wo sich der graugrüne Fluss ins Meer wälzt, auch noch eine kleine Fähre wartet, die Mensch und Rad übersetzt vom Bibione-Ufer ins Lignano-Land. Eben jenes, das früher zum Habsburger Reich gehört hat.

Weit innen in der Lagunenlandschaft kommt die Radler-Gruppe an merkwürdigen Gebilden vorbei, die an die Iglus von Eskimos erinnern. Die Häuschen sind kunstvoll aus Schilf geformt und dienen immer noch den Fischern als Unterstand mit Bootssteg. Von hier aus sticht auch Maurizio Marchesan in die weitläufigen Wasserarme. Maurizio ist Fischer in der vierten Generation.

Fischlein mit Prosecco

Weil man davon schon lange nicht mehr Frau und studierende Kinder ernähren kann, deckt die Familie für Rad-Touristen den Tisch. Es gibt Gamberetti und Latterine, winzigste Fischlein, in Mehl gewendet und in Öl herausgebacken. Mit einem Schluck Prosecco hinuntergespült, ist das ein netter Imbiss. Die Gäste jedenfalls fühlen sich reichlich unbeschwert.

Radeln im Veneto: Immer Wasser am Radweg

© Ursula Persak

Die Saison währt hier von Mai bis September. Und wer den Radurlaub mit einem Abstecher nach Venedig verbinden will, hat 70 Kilometer durch die Lagunenlandschaft vor sich. Allerdings lässt man dann das Rad im Hotel. Diese Distanz wird mit Bus und Fähren zurückgelegt.

Das Radwege-Netz der Lagune umfasst rund um Bibione 75 schnell abgearbeitete Kilometer, 90 Prozent davon sind autofrei und zehn Prozent sind kaum befahrene Nebenstraßen.

Die Radler lenken ihre Fahrzeuge zum nächsten Espresso-Stop und gönnen sich nach dem kleinen Schwarzen noch einen "Nero" – das ist hier ein Glas Rotwein. Die Mischung geht direkt ins Blut und man spürt das Lebensgefühl der Lagune: "E la nave va". Das Boot fährt – und das Wasser weist den Weg.

Mehr Informationen:
Donau-Touristik
www.donaureisen.at
Anreise:
Ab Nürnberg mit der Bahn über München, dort mit dem RailJet der ÖBB im Nachtzug bis Pordenone. Weiter im Bus bis Bibione. Mit dem Auto etwa 700 Kilometer in rund acht Stunden über den Brenner.
Beste Reisezeit:
Von Mai bis September.

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