Samih Sawiris - der Pharao von El Gouna

27.4.2019, 08:00 Uhr
Samih Sawiris - der Pharao von El Gouna

© Gudrun Bayer

  Denn der 62-jährige Unternehmer lässt sich nicht gerne festnageln. Zudem wohnt er in Kairo und ist für seine Geschäfte weltweit unterwegs, immer wieder auch in Berlin oder Zürich; Urlaub in El Gouna ist eher selten drin. Doch wenn er dann Zeit hat, radelt er tatsächlich schon mal an der Marina entlang, plauscht mit diesem und jenem, kehrt irgendwo ein.

Die Ferienstadt aus der Retorte liegt 22 Kilometer von Hurghada und 40 Kilometer vom dortigen internationalen Flughafen entfernt. Heuer feiert sie 30. Geburtstag. Pünktlich zum Jubeljahr hat sie sich aufgehübscht. Fünf der 18 Hotels wurden bzw. werden noch umfangreich renoviert. Die Orascom-Gruppe, der die Stadt gehört und deren Präsident Sawiris ist, investiert dafür 2,75 Millionen Euro.

Samih Sawiris beim internationalen Filmfestival von El Gouna. Diese Kulturveranstaltung findet seit 2017 jährlich statt.

Samih Sawiris beim internationalen Filmfestival von El Gouna. Diese Kulturveranstaltung findet seit 2017 jährlich statt. © Afp

Außerdem baut der Münchner Reiseveranstalter FTI, bei dem Sawiris vor fünf Jahren als Gesellschafter einstieg, den Flughafen aus. Bisher dürfen dort nur Privatmaschinen starten und landen, bald soll es Inlandsflüge für Geschäftsreisende und Urlauber geben: Schnelle Verbindungen, dreimal täglich nach Kairo, zweimal täglich nach Luxor, um die Pyramiden, die Tempelanlagen entlang des Nils und die Kreuzfahrtschiffe besser zu erreichen. Morgens hin, zum Abendessen wieder am Meer. Die Eröffnung der neuen Verbindungen  ist für den Frühsommer geplant.

Sawiris stammt aus einer der reichsten Familien Ägyptens. Er besuchte als koptischer Christ die Deutsche Evangelische Oberstufe in Kairo, studierte dann in Berlin Wirtschaftsingenieurwesen. 1989, gleich nach dem Studium, wollte er eigentlich nur ein Ferienhaus für sich und ein paar enge Freunde am brachliegenden Wüstenstrand bauen. Doch dann vermissten sie doch ein wenig Infrastruktur in der Einsamkeit. Und so baute Sawiris weiter – mit aller Sturheit, die er sich und seiner Familie selbst zuschreibt. „Wir sind die Ostfriesen von Ägypten“, sagt der 62-Jährige.

Heute hat sich El Gouna zu einer echten Stadt entwickelt, mit einer Internationalen Schule, einem Krankenhaus, einer koptischen Kirche, einer Weinkelterei, einem Supermarkt, einer Apotheke, einem Golfplatz und einem Reitstall. 22.000 Menschen wohnen dauerhaft hier, die meisten sind Ägypter, doch auch Deutsche sind im nahezu regenlosen Dauer-Sonnenland hängen geblieben, darunter viele Familien.

El Gouna ist eine Gated Community, also eine geschützte Gemeinde, umgeben von einem Zaun. Wer das Tor passieren will, muss durch eine Sicherheitskontrolle. Dennoch bekam auch die Retortenstadt die Verunsicherung der Urlauber durch den Arabischen Frühling und die Angst vor Terroranschlägen zu spüren. Doch seit einer Weile geht es wieder bergauf. „Die sieben mageren Jahre sind vorbei, es werden sieben fette folgen“, sagt der Stadt-Gründer.

Pläne, das Erfolgsmodell zu wiederholen und irgendwo noch einmal ein zweites El Gouna zu schaffen, hat Samih Sawiris übrigens nicht. Er steckt fast seine ganze Energie und seine Sturheit mittlerweile in ein besonderes Hobby: ins Klavierspielen. Erst vor vier Jahren hat er damit angefangen. Irgendwann möchte er sein eigenes großes Konzert spielen.

Weitere Informationen:

Reiseveranstalter FTI Touristik www.fti.de, der diese Reise unterstützt hat.

Anreise: Direktflüge nach Hurghada von zahlreichen deutschen Flughäfen aus, auch von Nürnberg. Dauer 3,5 Stunden. Von dort 40 Kilometer (etwa eine Stunde) mit dem Bus nach El Gouna.

Günstig wohnen: Turtle´s Inn kleines, familiengeführtes Hotel am abends sehr lebhaften Yachthafen. www.hotels.elgouna.com/de/turtles-inn/

Luxuriös wohnen: La Maison Bleu Boutique Hotel etwas außerhalb mit eigenem Sandstrand, nur elf Suiten. https://lamaison-bleue.com/

Beste Reisezeit: Das ganze Jahr über, im Juli und August kann es allerdings  sehr heiß werden. Visum nötig.

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