Wenn die Vögel tot vom Himmel fallen

22.3.2012, 00:00 Uhr
Wenn die Vögel tot vom Himmel fallen

© Ascot Elite Filmverleih

Vögel fallen tot vom Himmel, ölig-gelber Regen klatscht auf die Erde. Die Vorzeichen der Apokalypse mehren sich, zunächst in den Träumen, dann aber auch mitten am Tag. Doch nur Curtis LaForche scheint sie zu bemerken. „Sieht das noch irgendwer anderes außer mir?“, fragt der junge Familienvater verzweifelt.

Alpträume und Ruin

Irgendetwas liegt tatsächlich in der Luft in dem verschlafenen Nest in Ohio, wo LaForche mit Frau Samantha und Töchterchen Hannah ein bescheidenes Leben führt. Das Geld reicht gerade so. Angetrieben von seinen Alpträumen beginnt er, den Sturmschutzbunker in seinem Garten auszubauen. Er verrennt sich immer tiefer in seiner fixen Idee, mit der er seine Familie schließlich ruiniert.

Lange ist nicht klar, worauf der mit Preisen überhäufte Film hinaus will. Geht es um Ängste, ums Älterwerden, ums Alleinsein? Um das weite Feld der psychischen Erkrankungen? Oder ist „Take Shelter“ eine obsessive Horror-Parabel auf die weltweite Finanzkrise? Es dauert sehr lange, bis Regisseur Jeff Nichols („Shotgun Stories“) zwar nicht mit Antworten, aber zumindest mal mit ein paar Hinweisen um die Ecke kommt, worum es in diesem ruhig, kühl und konzentriert aufgezogenen Leinwand-Labyrinth überhaupt geht. Die bedrohliche Atmosphäre dieses vielschichtigen Psychodramas, das nur so gespickt ist mit falschen Fährten, feuert diese Rätselhaftigkeit freilich nur an.

Zäher, symbollastiger Brocken

Die Hälfte der angerissenen Nebenhandlungen scheint im Nichts zu enden, doch das Puzzle offenbart sich erst ganz am Schluss. Das kann man dem Streifen als unentschlossen auslegen, unterm Strich funktioniert „Take Shelter“ aber zumindest auf der emotionalen Ebene ganz hervorragend. Was an dem vorzüglichen Ensemble liegt, allen voran an Michael Shannon, der als mental schwer gebeutelter Curtis mit seinen Dämonen im Dauerclinch liegt.

Leider singt „Take Shelter“ – ohne hier zuviel von der mutigen gleichwohl wenig überzeugenden Auflösung zu verraten – am Ende doch nur wieder das ur-amerikanische Hohelied auf den Zusammenhalt der Familie, was prima ist, uns Mitteleuropäer jedoch nicht wirklich weiter bringt. Ein zäher, symbollastiger Brocken, mit dem man erst einmal alleine bleibt. (USA/120 Min.; Casablanca und Cinecittà, Nürnberg; Manhattan, Erlangen. Filmgespräch mit der Kinokritikerin Inge Rauh am 25. März, 18 Uhr, im Casablanca)
 

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