Sogar dem König gefiel das exklusive Sortiment

12.4.2008, 00:00 Uhr
Sogar dem König gefiel das exklusive Sortiment

© Michael Matejka

Inge Wiener-Bestelmeyer hat mit der Organisation des Familientreffens vom 1. bis 4. Mai alle Hände voll zu tun. Die 60-Jährige hat mit der Unterstützung einer Familienforscherin aus Karlsruhe den Stammbaum der Bestelmeyers bis 1508 rekonstruiert. «Deshalb feiern wir heuer 500 Jahre Familiengeschichte», erzählt sie. Und weil im Familienwappen der Maibaum prangt, wollen die Nachfahren im Wonnemonat zusammenkommen.

Erstes Treffen der Familienangehörigen

31 Nachfahren hat Inge Wiener-Bestelmeyer über das Internet gefunden, sogar in den USA wohnen Bestelmeyers. «Bislang gibt es zwischen den unterschiedlichen Zweigen der Familie keinen Kontakt, wir treffen uns zum ersten Mal». Die Einladungen hat die 60-Jährige verschickt. «Aber vielleicht habe ich ja jemanden vergessen», und der wäre dann auch herzlich willkommen. «Wenn jemand etwas über unsere Familie weiß, ohne zur Verwandtschaft zu gehören, kann er auch gerne dazustoßen.» In naher Zukunft möchte sie die Familiengeschichte niederschreiben, «damit sie meinen beiden Kindern und den Enkeln erhalten bleibt».

Die Bestelmeyers, die sich immer wieder mal auch mit einem «i» statt dem «y» schrieben, stammen wohl ursprünglich aus Österreich. «Wegen ihres evangelischen Glaubens zogen sie in die Nähe von Gunzenhausen», um über Schwabach schließlich Nürnberg zu erreichen. Hierher verlegten die Brüder Johann Georg und David Bestelmeyer 1825 ihre Tabakfabrik.

Als Kinder Zigarren "eingeraucht"

«Sie stand auf einem Grundstück hinter dem heutigen Einwohnermeldeamt», erzählt Wiener-Bestelmeyer. Johann Georg machte als liberaler Politiker Karriere, wurde schließlich Nürnbergs zweiter Bürgermeister. Im Stadtteil Zerzabelshof ist eine Straße nach ihm benannt. David Bestelmeyer, Inge Wiener-Bestelmeyers Urgroßvater, kümmerte sich mehr ums Geschäft als um Politik. Seine Töchter Klara und Rosa mussten als Kinder regelmäßig die neu produzierten Zigarren «einrauchen». «Ich habe mich sehr gut mit Tante Klara, einer Handarbeitslehrerin, verstanden», sagt die Organisatorin des Familientreffens. «In Vorra im Nürnberger Land hat sie mir immer erzählt, dass sie in dem dortigen Schloss oft Bälle gefeiert hat.»

Ein weiterer berühmter Vorfahr ist Georg Hieronymus Bestelmeyer: Er eröffnete dort, wo heute das Admiralkino steht, ein Galanteriewarengeschäft. Das war so bekannt, dass ihm 1809 Kronprinz Ludwig einen Besuch abstattete. Und 1823 besahen sich auch König Max Joseph samt Gattin und Prinzessinnen die exklusiven Waren. Bestelmeyer hatte bereits 1793 einen bebilderten Versandkatalog herausgebracht, die Nummer 1042 war ein Waschzuber und die 1106 ein imposanter Kronleuchter. «Die Nürnberger Handwerker mochten ihn nicht, weil er Waren in sein Angebot aufnahm, die woanders hergestellt wurden», sagt Inge Wiener-Bestelmeyer, die einen Nachdruck des Katalogs besitzt. Darin findet sich auch allerhand liebreizendes Spielzeug.

Familienwappen im Schwabacher Rathaus

Die auffallendsten Spuren hat German Bestelmeyer (1874-1942) in Nürnberg hinterlassen. Der Architekt schuf Eingangshalle und Galerietrakt des Germanischen Nationalmuseums, baute die Friedenskirche, die Gustav-Adolf-Kirche und die Melanchthonkirche. Natürlich werden sich die Familienmitglieder im Mai auch die architektonischen Zeugnisse ansehen. «Und am Weinmarkt steht das einzige in Nürnberg erhaltene Haus der Familie, das wir besichtigen werden», so die Organisatorin. Mehr Häuser der Bestelmeyers sind in Schwabach erhalten. «Und im Rathaus hängt sogar unser Familienwappen.»

Wer zu dem Familientreffen kommen möchte - entweder weil er ein noch «unentdeckter» Bestelmeyer ist oder weil er etwas über die Historie weiß - kann sich bei Inge Wiener-Bestelmeyer anmelden. Sie ist unter der Rufnummer 09102/22 99 erreichbar.