90 Minuten beim Trampolin-Springen am Dutzendteich

18.11.2011, 16:27 Uhr
90 Minuten beim Trampolin-Springen am Dutzendteich

© Hagen Gerullis

Christopher war früher dran, so genau kann man sich gar nicht verabreden, wenn einer in der Nähe wohnt, der andere aber aus der Gartenstadt herbeiradelt. Seit den Sommerferien kommen sie jeden Tag hierher.

Dass Ercan Kökoglu seine Trampolinanlage „Kanguru“ jetzt, wo es kalt wird, nur noch sonntags und bei schönem Wetter aufmacht, hat ihnen allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Eigentlich“, sagt Ercan Kökoglu, „sollte ich ganz dicht machen, es lohnt sich jetzt schon nicht mehr.“ Das Trampolin sei ein Saisongeschäft, nur wegen seiner Stammkunden sei er noch da. Die hätten ihren Spaß, und er könne am Sonntag hier am Dutzendteich genau so herumsitzen wie zu Hause.

Christopher und Raphael gehören zu Ercan Kökoglus Stammkunden. Sie haben eine Sparkarte, für 60 Mal Springen zu je fünf Minuten zahlt man 30 Euro anstelle von einem Euro für einmal fünf Minuten. Die beiden 13-Jährigen besuchen eine siebte Klasse des Martin-Behaim-Gymnasiums. Dort haben sie einen „Tricking“-Kurs belegt: Dazu gehören Saltos, Flic Flacs, Schrauben, Parcours – alles Dinge, die dem Körper und der Geschicklichkeit viel abverlangen. Saltos auf einem Trampolin zu springen, macht besonders viel Spaß.

Dreifacher Salto ist das große Ziel

Christopher, der sich jahrelang auch in Bodenturnen geübt hat, legt auf dem Sprungnetz des Trampolins gekonnt einen doppelten Salto hin. So, dass es ganz leicht ausschaut. Das ist es aber ganz und gar nicht, versichern die beiden Jugendlichen. Sie üben eisern und nehmen auch die eine oder andere Körperzerrung in Kauf. Christopher arbeitet auf seinen ersten dreifachen Salto hin, Raphael auf den zweifachen. Noch wagen sie diese Sprünge nicht. „Aber“, sagt Christopher, „wenn es so weit ist, dann weiß man das.“

Familienvater Sonnleithner schaut zusammen mit seiner Frau den beiden Jungen fasziniert bei ihren akrobatischen Kunststücken zu, während die eigenen Kinder sich mit viel Hingabe, aber weniger Ehrgeiz ebenfalls auf dem Netz vergnügen. „Ich würde es ja auch schon mal ganz gerne ausprobieren“, gesteht Sonnleithner. „Aber nicht hier, wo einen jeder sieht...“

Der Dutzendteich, so sagt er, „ist unser Naherholungsgebiet“, schließlich wohne man nicht weit weg. Hier sei der Club zu Hause, zu dem er gern geht. Bulldogge Ruby begnügt sich dagegen mit ausführlichen Spaziergängen. Den Stopp beim Trampolin nimmt sie da gern in Kauf. Aufmerksam und mit gespitzten Ohren beobachtet sie die dreijährige Emilia und den zehnjährigen Timon, kein Hüpfer entgeht ihr.

„Es ist schön, wenn man den Kindern dabei zuschauen kann, wie sie so unbeschwert hüpfen“, sagt Sonnleithner. Und noch etwas spricht in seinen Augen dafür, das Trampolin in die Familienexkursionen mit einzubeziehen: „Da kann man innerhalb kürzester Zeit eine große Erschöpfung herbeiführen – und das mit Spaßfaktor.“ Nach zehn Minuten Springen am Nachmittag würden die Kinder abends jedenfalls müde ins Bett fallen, fügt seine Frau hinzu.

Dass Trampolinspringen den Körper stark beansprucht, weiß auch Ercan Kökoglu und verweist auf eine Untersuchung der NASA, die besagt, dass man innerhalb von zehn Minuten auf dem Sprungnetz genau so viel Energie verbraucht wie bei einer halben Stunde Joggen. Seine öffentliche Trampolinanlage sei allerdings nicht mit den Trampolinen, wie man sie inzwischen in so vielen Gärten sieht, vergleichbar. Der Unterschied liegt im Sprungnetz. Das gelbe Netz, das über die zehn Sprungflächen seiner Anlage gespannt ist, sei sehr viel elastischer als das schwarze Netz eines „Haustrampolins“.

So ein Netz für eine Sprungfläche koste zwischen 600 und 900 Euro, die circa 120 Federn seien länger und besser als bei privaten Trampolinen. Die Sprungkraft des Benützers sei deshalb ganz anders, „manche meiner Kunden springen drei Meter hoch“, sagt Ercan Kökolgu. Das sei auch der Grund, dass manche Hüpfbegeisterte zwar zu Hause ein eigenes Trampolin haben, aber trotzdem zur Profi-Anlage kommen.

So wie Christopher. Der hat daheim im Garten ein Trampolin stehen. Zweieinhalb Meter Durchmesser hat es nur, einen Salto könne er aber trotz der geringen Größe darauf bewerkstelligen, sagt der 13-Jährige. Dummerweise sei inzwischen jedoch das Netz eingerissen, so dass es zu gefährlich sei. Das kommt bei Ercan Kökoglu nicht vor. „Reparaturarbeiten fallen immer an“, sagt er. So müsse er die Federn der Sprungtücher immer wieder austauschen oder die Schrauben kontrollieren, die sich durchs Springen lockern können.

Jetzt kommt allerdings erst einmal die Winterpause. Ercan Kökoglu und sein Kompagnon schließen ihre Anlagen am Dutzendteich und in der Rothenburger Straße. Dann ist für eine Weile Schluss mit hohen Sprüngen.

Für Ercan Kökoglus Kunden und auch für ihn selbst. Denn hier springt auch der Chef: Seit er vor elf Jahren ins Trampolingeschäft eingestiegen ist, ist das Springen bei ihm zur täglichen Gewohnheit geworden. „Ich hüpfe regelmäßig, aber ich mache keine Tricks“, bekennt er. „Das sollte man in meinem Alter nicht mehr machen.“

Auch Christopher und Raphael müssen dann mit ihrem Training pausieren. Was machen sie, wenn das Trampolin im Winter zu ist? Die beiden schauen entgeistert. „Aber bei schönem Wetter macht er doch auf“, sagt Christopher.

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