Das Opernhaus war fest in Kinderhänden

19.6.2012, 18:25 Uhr
Das Opernhaus war fest in Kinderhänden

© Hagen Gerullis

Auf der Hallerwiese, dem einstigen Festplatz und Treffpunkt der Meistersinger, startete der Tag unter dem Motto „Ich schenke Dir ein Lied“ für rund 500 Nachwuchs-Meistersinger mit gemeinsamen Singen. Wie die Grundschule Laufamholz wurden auch andere Klassen mit einem Schild für jeweils einen Handwerkerberuf ausgestattet.

Hinter der Aktion stand die Theaterpädagogik des Staatstheaters Nürnberg sowie Nürnberger Initiativen und Projekte, die sich um die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen kümmern, so etwa Mubikin (Musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche in Nürnberg) und Musikalische Grundschule Bayern.

„Irgendwann muss man mit der Musik anfangen. Es ist wichtig, dass Menschen Musik auch selbst machen, dann entwickeln sie einen anderen Bezug dazu“, erklärte Verena Kögler, Pressesprecherin Oper und Ballett, das Ziel des theaterpädagogischen Projektes. Die Theaterpädagogin Carola Kobielak fügte hinzu: „Mit der Aktion schaffen wir einen Raum und das Bewusstsein für die Musik. Ich hoffe, dass die Kinder in der Stadt kräftig singen, um auf sich aufmerksam zu machen.“


Das Opernhaus war fest in Kinderhänden

© Hagen Gerullis

Nur als Musikpädagogin Heike Henning die Hand hob, wurden die Kinder still. Ansonsten war die große Truppe auf der Hallerwiese kaum zu übersehen und zu überhören. Die Besucher des Cafés „Schnepperschütz“ waren das erste Publikum der singenen Kinder. Unter Anleitung von Carola Kobielak und Heike Henning gaben sie Lieder in Kanon zum besten. Bevor es zum nächsten historischen Ort des Meistersangs weiter ging, suchten sich die Klassen einen schattigen Platz unter den Bäumen auf der Wiese und lauschten einem Brief von Hans Sachs. An jeder der Stationen – dazu zählten noch der Hans-Sachs-Platz und die Katharinen-Ruine – erfuhren die Kinder aus diesen Briefen einiges über Hans Sachs, die Meistersinger und die gleichnamige Oper von Richard Wagner. Dass der Meistersinger-Tag für Kinder etwas Besonderes sein wird, davon zeigte sich Michaela Hahn, Lehrerin und Leiterin des Chors an der Grundschule Laufamholz, schon im Vorfeld der Aktion überzeugt: „Die Kinder werden sich mit Sicherheit auch in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren gerne daran erinnern.“ Für ihre Schülerin Nina gibt es vor allem einen Grund, dabei zu sein: „Singen macht Spaß.“

Damit die Aktion gelingt, übten die Schüler mit den Lehrern schon einige Monate im Voraus. Rund 15 Lieder haben alle teilnehmenden Klassen einstudiert, teilweise mit einer dazu passenden Choreografie. „Es sind neue und traditionelle Lieder dabei, die Singfreude ausdrücken“, so Heike Henning. Die Musikpädagogin, die als Dozentin an der Hochschule für Musik Nürnberg tätig ist, hat die Grundschullehrer bei dieser Aufgabe unterstützt. Fünfmal traf sie sich mit ihnen und leitete sie an.

Das Opernhaus war fest in Kinderhänden

© Hagen Gerullis

„Grundschullehrer sind begeisterte Sänger, viele haben aber keine Musik studiert“, weiß Heike Henning. Dabei ist es eine Wissenschaft für sich, wie man mit Kindern so singt, dass sie mit Freude dabei sind und sich das Ergebnis sehen lassen kann. Wenn es nicht klappt, liegt es meistens an der falschen Anleitung, erläutert die Musikpädagogin. Einige der Fehler: „Man soll die Kinder nicht zu tief und nicht zu laut singen lassen.“ Wichtig ist auch der spielerische Zugang.

Am Meistersinger-Tag kam das Spielerische nicht zu kurz, vor allem bei seinem Abschluss im Opernhaus, der zum Höhepunkt des Tages wurde. Hier spielte sich das meiste ausnahmsweise nicht auf der Bühne, sondern im Parkett ab, wo rund 500 Grundschüler saßen. Wobei zum Sitzen kamen sie kaum, denn zu jedem der vielen Lieder, die sie mit sichtlicher Freude sangen, haben sie unter Anleitung von Heike Henning verschiedene Choreografien gezeigt.

Viel Applaus gab es für zwei Opernsänger, die vor Kindern aufgetreten sind, aber auch für die Gewinner des Lieder-Wettbewerbs „Ich schenke Dir ein Lied“ – die Chorklasse 5c der staatlichen Realschule Langenzenn und Johanna Jarzina, Studentin der Hochschule für Musik Nürnberg.

„Ich bin sehr zufrieden“, zog die Theaterpädagogin Carola Kobielak die Bilanz des Meistersinger-Tages, „Es war beeindruckend zu sehen, was für ein Jubel da im Opernhaus aufkam.“ Viele Kinder seien zum ersten Mal im Opernhaus gewesen.

Auch Oper-Pressesprecherin Verena Kögler war zufrieden: „Die Resonanz der Pädagogen und der Schüler war sehr positiv.“ Für sie ist klar, dass der Meistersinger-Tag eine Fortsetzung haben wird: „In der Art machen wir weiter.“

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