Elke Heinemann plant Öko-Reisen – nur für Frauen

22.2.2012, 17:47 Uhr
Elke Heinemann plant Öko-Reisen – nur für Frauen

© privat

Elke Heinemanns Plan vom Glück ist nicht größer als ein Seitenzimmer. Doch hier ist fast die ganze Welt zu Hause – vor allem aber Europa und die Kanaren. In diesem Zimmer voller Landkarten und Fotos aus fernen Regionen in bunten Bilderrahmen, antiken Regalen vollgepackt mit Reiseführern und einen mit Reisezielen bespicktem Globus arbeitet die 48-Jährige.

Hier zwischen diesen hohen, schmalen lichtdurchfluteten Altbauwänden in der Fürther Königstraße entstehen sie: Die Routen in Europa, der Türkei und auf den Kanaren; die Angebote und Touren von Frida Frauenreisen, auf denen Frauen Urlaub von ihren Männern machen – oder mit Freundinnen „wie bei einem Männerausflug“ verreisen. Was sich anhört wie eine Hommage an die Malerin Frida Kahlo, steht für „FrauenReisen, Individuell und Anders“.

Doch auch die mexikanische Surrealistin hat maßgeblichen Anteil an der Namensfindung: „Mich verbindet sehr viel mit dieser Frau“, sagt die gebürtige Heidelbergerin und blickt auf die Selbstporträts der Kahlo an der Wand. „Ich bin ihre Seelenverwandte.“

Doch im Gegensatz zur wichtigsten Künstlerin Mexikos ist Elke Heinemann eine echte Weltenbummlerin. „Ich war praktisch überall“, sagt sie und tippt mit dem Zeigefinger auf die roten Markierungen auf ihrem Globus: Neuseeland, Simbabwe, Bolivien – am besten weit ab vom Schuss, im Einklang mit der Natur. „Mich reizen Orte und Ecken, die man sonst nicht findet“, gibt sie verheißungsvoll zu Protokoll.

Ihre Lust, anders Urlaub zu machen, hat sie zur Grundlage eines eigenen Unternehmens gemacht und vermittelt sie ferienreifen Frauen jeglichen Alters via Internet. Denn „Frauen sind im Urlaub aktiver und interessierter als Männer, sie wollen Bewegung und Gesellschaft“, berichtet die gelernte Reiseverkehrskauffrau Heinemann aus Erfahrung.

Einen Urlaub in Lykien würden sie gerne mit einem Kurs in Qui Gong oder Yoga verbinden. Auch Schneeschuhwanderungen erlebten Frauen lieber im eigenen Tempo. „Sie gucken eher auf den Wegesrand und können auch gut leben, ohne den 2000-Meter-Berg erklommen zu haben“, erzählt sie. „Männer sind auch im Urlaub im Wettbewerb.“ Trotzdem: Auch sie dürfen mit in die femininen Ferien fahren. „Meist bleibt es aber bei einem Quotenmann“, berichtet sie.

Doch nicht nur das Klientel ist bei Frida in erster Linie weiblich. Heinemann ist auch in den Ferienorten nur auf der Suche nach Kooperationspartnerinnen. „Das ist für mich obligatorisch“, sagt sie. Frauen kümmerten sich liebevoller um ihre Gäste und hätten ein besseres Händchen für die Gestaltung ihrer Unterkünfte. Um sich ihrer Angebote auch sicher zu sein, reist die Inhaberin des Online-Reisebüros persönlich an die Orte, die sie Kundinnen vorschlägt, prüft Wanderführerinnen oder Yoga-Lehrerinnen auf Herz und Nieren. Sie sehe sich eher als „Reisevermittlerin“ denn als Veranstalterin. Kein Massentourismus, dafür Geheimtipps, Naturverbundenheit, Kreativität, Geschichtswissen, Sportlichkeit und hübsche Unterkünfte – am besten von Aussteigerinnen geführt.

Aus dem alten Leben aussteigen – das wollte auch Elke Heinemann nach einem schlimmen persönlichen Schicksalsschlag vor zwei Jahren. „Ich wollte dann nicht mehr in meinem alten Job arbeiten“, sagt die 48-Jährige, die bei einem konventionellen Tourismusunternehmen gelernt und zuletzt bei einem Anbieter für individuelle Fernreisen gearbeitet hatte. 2010 entscheidet sie sich für die Selbstständigkeit und gründet das Reiseportal „Frida Frauenreisen“.

„Ich hatte die Erfahrung in der Branche und ich hatte die Idee, weil ich um die Bedürfnisse von Frauen weiß“, berichtet Heinemann. „Ich wusste, dass und wie ich neu anfangen will – aber nicht, ob ich mich auch traue.“ Eine Freundin machte ihr damals Mut. „Anfangs hatte ich trotzdem Sorgen, weil einfach das sichere Gehalt weggebrochen ist“, sagt sie. „Vor allem aber habe ich Mut investiert“, erinnert sie sich. Nachdem ihr Angebot bis dato das Einzige seiner Art im deutschsprachigen Raum sei, „ist die Nachfrage nach dem ersten Jahr explodiert“. Seither hätten sich die Buchungen fast verdoppelt.

Heute, sagt sie, könne sie sich nicht mehr vorstellen, was anderes zu tun. Die Selbstständigkeit hat der ehemaligen Angestellten nach ihrer Krise viel Mut und Kraft gespendet. Gerade wenn Buchungszeit ist, arbeite sie schon mal „von früh bis spät oder ein Wochenende“ durch. Nur hier könne sie sich auch kreativ austoben. Denn Frauen seien durchaus anspruchsvoll, wollen Reisen selbst planen oder zumindest minutiös darüber Bescheid wissen. „Männer sind da vielleicht die einfacheren Kunden.“

Fernweh plagt die langjährige Nürnbergerin und jetzige Wahl-Fürtherin heute weniger. Abschalten im Urlaub indes fällt ihr schwer; hauptsächlich ist sie Handlungsreisende in eigener Sache. „Mich reizen Hotels“, sagt sie. Das sei, als dürfte sie in das Haus der Nachbarn lugen.

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