Fatale Liebe zum schönen Burggrafen

1.5.2009, 00:00 Uhr
Fatale Liebe zum schönen Burggrafen

© Issler

Belegt ist, dass sich das Kloster zuerst im Heilig-Geist-Spital befand, aber wegen Streitigkeiten mit dem Spitalgründer Konrad Groß Mitte des 14. Jahrhunderts in die leerstehende Gründlacher Burg verlegt wurde. Diese befand sich bereits im Besitz der Gräfin, die hier auch zur Äbtissin aufstieg. Dem Kloster war kein großer Erfolg beschieden: Es war das letzte in Deutschland gegründete Zisterzienserinnenkloster und das erste, das sich nach der Reformation auflöste. Die letzten vier Nonnen übergaben 1525 die Liegenschaften an die Reichsstadt Nürnberg, die Stiftskirche wurde in eine evangelische Pfarrkirche umgewandelt.

Bekanntschaft mit gekrönten Häuptern

Dass verwitwete Frauen ins Kloster gingen, war in vergangenen Zeiten nichts Außergewöhnliches, wenn auch die wenigsten wohl über die Mittel verfügt haben dürften, gleich ein eigenes Kloster zu gründen.

Dennoch ranken sich gerade um Kunigunde von Orlamünde eine Vielzahl von düsteren Sagen, die sie weit über Großgründlach hinaus bekannt machten und ihr «Bekanntschaften» mit so illustren Häuptern wie Napoleon oder dem ersten Preußenkönig Friedrich I. andichteten.

Den Anfang nimmt die Sage nach dem frühen Tod des Grafen Otto von Orlamünde, mit dem Kunigunde verheiratet war und mit dem sie auf der Kulmbacher Plassenburg gelebt hatte.

Angeblich verliebte sich die junge Witwe in den Nürnberger Burggrafen Albrecht «den Schönen» von Hohenzollern. Der allerdings teilte ihr mit, dass «vier Augen» ihrer Verbindung im Wege stehen würden und meinte damit eigentlich seine Eltern. Kunigunde bezog die Aussage jedoch auf ihre zwei kleinen Kinder und schreckte angeblich nicht davor zurück, beide mit einer Nadel zu ermorden und anschließend zu behaupten, sie seien an einer Krankheit gestorben.

Es kam, wie es kommen musste: Das furchtbare Geheimnis wurde schließlich aufgedeckt, und Kunigunde entging nur deshalb dem Tod, weil sie gelobte, ihr Leben hinter Klostermauern zu beenden. Vor ihrem Ende soll sie aber noch das Haus Hohenzollern verflucht haben, verbunden mit der Ankündigung, dass sie immer wieder als Geist erscheinen werde, um Unheil zu verkünden.

Zum ersten Mal machte sie diese Drohung angeblich im Jahr 1486 wahr, nach dem Tod des Brandenburger Kurfürsten Albrecht Achilles, und zwar in seinem Bayreuther Schloss. Auch auf der Plassenburg und sogar in Berlin wurde die «Weiße Frau» gesichtet, und den meisten Augenzeugen war kein langes Leben mehr beschieden.

Eines ihrer berühmtesten «Opfer» war Prinz Louis Ferdinand von Preußen. Ihm soll sie anno 1806 vor der Schlacht von Saalfeld erschienen sein, in der Louis Ferdinand dann inmitten einer Reiterattacke sein Leben lassen musste. Dabei habe ihn das Gespenst sogar bis auf das Schlachtfeld verfolgt.

Obwohl offenbar auch immer wieder viele Nachahmer auf der «Weiße Frau»-Welle ritten und die Verkleidung manchmal auch gerne genutzt wurde, um nächtliche Schäferstündchen zu vertuschen, hinterließen die zahlreichen Schauergeschichten ihre Wirkung.

Selbst den großen Imperator Napoleon scheinen sie nicht unbeeindruckt gelassen zu haben: Nachdem bereits ein französischer Kürassier-General 1809 im Bayreuther Schloss übernachtet hatte, dort von der Weißen Frau fast erwürgt worden war und wenige Tage später in einer Schlacht fiel, ergriff der Kaiser im Jahre 1812 vor einem eigenen Bayreuth-Besuch Vorsichtsmaßnahmen: Er schickte einen Kurier voraus und wies ihn an, dass er unbedingt andere Gemächer für ihn reservieren solle als die, in denen das Gespenst zu erscheinen pflege.

Ob es genutzt hat, ist nicht überliefert, wohl aber Napoleons unmissverständlicher Ausspruch «Ce maudit Chateau!» (Dieses verfluchte Schloss!) am Tag seiner Abreise.

Keine Kommentare