Ein reines Fußballstadion für den Club?

14.10.2011, 08:00 Uhr
Die Laufbahn soll weg. Doch für ein reines Fußballstadion fehlt das Geld.

© Nürnberg Luftbild, Hajo Dietz Die Laufbahn soll weg. Doch für ein reines Fußballstadion fehlt das Geld.

Der 1.FC Nürnberg platzt derzeit fast vor Selbstbewusstsein. Kein Wunder, wenn man die Zahlen anschaut, die auf der Hauptversammlung präsentiert wurden. Wann hat der Club schon einmal ein Millionenplus nach einer Saison gehabt? Kein Wunder ist auch, dass die Vereinsspitze derzeit nach Höherem schielt und endlich ein Stadion haben möchte, das sich noch besser vermarkten lässt als das easy-Credit-Stadion, dessen Kern aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stammt. Natürlich sollte es ein reines Fußballstadion sein.

Das Hauptproblem des Nürnberger Stadions ist die Leichtathletikbahn. Sie trennt deutlich die Zuschauer vom Spielfeld und verhindert, dass mehr Atmosphäre entstehen kann. Die Rennbahn ist ein Relikt aus der Gründungszeit des Stadions, als es Schauplatz von riesigen Turnveranstaltungen war. Profifußball gab es damals noch gar nicht.

Als im Jahr 2000 die Entscheidung anstand, ob sich Nürnberg als Austragungsort für die Fußball-WM 2006 mit einem runderneuerten Stadion bewerben sollte, brauchte die CSU, die damals den OB stellte, einen Partner, der die Entscheidung im Stadtrat mittrug. Die SPD spielte den Mehrheitsbeschaffer aber nur unter der Bedingung, dass das Stadion kein reines Fußballstadion wird und auch Großereignisse der Leichtathletik möglich seien. Nach sechs Jahren kann man nur sagen: Das war falsch, denn es gab kaum große Leichtathletikveranstaltungen in Nürnberg.

Bis 2005 wurde dann das Stadion für stattliche 56,2 Millionen Euro modernisiert, nachdem es erst 1990 für 68 Millionen DM umgebaut worden war. Innerhalb von etwas über 20 Jahren wurden – mit allen Nachbesserungen – über 90 Millionen Euro investiert. Was hätte das für einen Neubau gegeben! Dass es bis 2020 ohne einen großen Sponsor einen Stadion-Neubau gibt, ist unwahrscheinlich. Bei einer Investitionssumme von mindestens 100 Millionen Euro müsste der Club rund sieben Millionen Euro im Jahr – Abschreibungen inklusive - aufbringen, um so ein Projekt zu stemmen.

Derzeit zahlt der Verein drei Millionen Euro im Jahr an Stadionmiete, um die städtischen Schulden vom letzten Umbau zu tilgen. Das dauert noch zehn Jahre, wenn der Club absteigt, dann länger. Ob der Freistaat allerdings so großzügig wäre, dass er seine Zustimmung gibt, das erst 2005 modernisierte Stadion schon 2020 wieder abzureißen, ist fraglich: Immerhin hat München 28 Millionen Euro an Zuschuss nach Nürnberg überwiesen.

Ein Stadionneubau ginge nur mit einem Großsponsor: einem Scheich oder einer Firma wie Nike. Der Sporthersteller könnte mit einer Nike-Arena in Nürnberg Puma und Adidas in Herzogenaurach ganz schön ärgern.

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