Jetzt aus Hollywood: "Verblendung"

11.1.2012, 18:34 Uhr
Haarscharf: Daniel Craig als Mikael Blomkvist (links) und Rooney Mara als punkige Lisbeth Salander in einer Szene des amerikanischen Remakes von "Verblendung".

© dpa Haarscharf: Daniel Craig als Mikael Blomkvist (links) und Rooney Mara als punkige Lisbeth Salander in einer Szene des amerikanischen Remakes von "Verblendung".

So lässt gleich der Vorspann von „Verblendung“, dem amerikanischen Remake des gleichnamigen schwedischen Thrillers von 2009, den Fincher-Touch erkennen. Zum aggressivem Techno-Rock von Trent Reznor entstehen zwei virtuelle Menschen in einer schwarzen Flüssigkeit: ein geknebelter Mann und eine gemarterte Frau.

Dazwischen fliegen Kabel umher, lullt die Flüssigkeit eine Tastatur ein und bevölkern aufloderndes Feuer und Flügelkreaturen apokalyptische und erlösende Visionen. Denn Illusionen darüber, dass Fincher hier den ersten Teil von Stieg Larssons düsterem Millionen-Seller „Millennium“ (noch einmal) verfilmt, sollen gar nicht erst aufkommen.

Wer die Story noch nicht kennt: Der investigative Journalist Mikael Blomkvist soll im Auftrag des Großindustriellen Henrik Vanger (Christopher Plummer) den Fall des Verschwindens seiner Nichte vor 30 Jahren noch einmal aufrollen. Unterstützung erhält Blomkvist von der widerspenstigen jungen Hackerin Lisbeth Salander, einer multi-gepiercten schmächtigen Motorrad-Amazone mit Drachentattoo auf dem Rücken.

Bald geraten die beiden in der eiskalten Provinz-Atmosphäre des hohen schwedischen Nordens in einen Sumpf von Faschismus, Inzest und Ritualmorden. Doch auch die beiden Helden müssen innere Dämonen besiegen: Blomkvist, den Daniel Craig sehr überzeugend mit einem Hauch von Bauchansatz und einer häufig über dem Ohr baumelnden Lesebrille gibt, war von einem korrupten Magnaten in seiner journalistischen Integrität befleckt worden.

Lisbeth dagegen (sehr gut: Rooney Mara) muss sich als Mündel des Staates ihres neuen und brutalen neuen Vormunds erwehren. Zum Opfer lässt sich die zutiefst verletzte junge Frau nicht machen: Sie schlägt doppelt und dreifach zurück. Anhand ihrer Figur erwarb sich Krimi-Autor Stieg Larsson – leider verstarb er vor dem Erfolg seiner Bücher – seinen Ruf als Frauenversteher.

Regisseur Fincher begegnet Lisbeth durchaus mit Sympathie, konzentriert sich aber mehr auf ihre Beziehung zu Blomkvist. So harmonieren Craig und Mara besser als die beiden Schauspieler in dem schwedischen Original.

Ansonsten inszeniert Fincher gewohnt stylish und entschärft die Vielweiberei Blomkvists aus dem Buch. Doch setzt er außer dem Vorspann und der imposanten Ästhetik neue Akzente? Eigentlich nicht. Wie auch in seinem Thriller „Zodiac“ nimmt er sich Zeit für die Entfaltung der Geschichte, bleibt der schleichend bedrohlichen Atmosphäre Larssons treu, fügt ihr aber keine neuen Elemente hinzu.

Heftig genug ist die Story ja ohnehin. Für Kenner des schwedischen Films oder des Buchs droht von daher ein Déjà-Vu. Neulinge wird diese gut gespielte und sorgfältig inszenierte Neuverfilmung jedoch sicher ansprechen. (ADMIRAL; CINECITTA; Erlangen: CINESTAR)

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