Kostenexplosion beim Tiergarten

27.6.2012, 08:00 Uhr
Kostenexplosion beim Tiergarten

© Michael Matejka

„Bei den Kostenschätzungen müssen die Ausführungsplanungen schon zum Teil vorliegen“, forderte SPD-Stadträtin Christine Kayser im Bau- und Vergabeausschuss des Stadtrats. Sie reagierte damit auf die Kostenexplosion bei der Delfinlagune, die im schlimmsten Fall um rund 6,8 Millionen Euro teurer wird als geplant. Statt 24,25 Millionen wird sie wohl 31,06 Millionen Euro kosten, die NZ berichtete.

Bürgermeister Horst Förther erklärte einen Großteil der Kostensteigerungen mit der kurzen Planungsphase von zwei Monaten. Auch bei den neuen Räumen der Volksschule Insel Schütt explodierten die Kosten von 3,5 Millionen auf 5,017 Millionen Euro. In diesem Fall war die Planungsphase ebenfalls zu kurz. Es bestand die Gefahr, dass Fördergelder verloren gehen.

Monika Krannich-Pöhler von den Grünen und Hartmut Beck von den Freien sahen sich in ihrer früheren Haltung, die Lagune abzulehen, bestätigt. „Es ist ein Luxusprojekt, das wir uns nicht leisten können“, stellte Beck fest und sprach von einem „politischen Skandal“, weil Druck auf die Planer ausgeübt worden sei, um möglichst schnell mit dem Bauen zu beginnen. Wenn nicht genügend Planungskapazitäten vorhanden sind, dann müsse man auch einmal bei einem Projekt sagen, „es geht nicht“, meinte Krannich-Pöhler.

Kilian Sendner von der CSU und Lorenz Gradl betonten nachdrücklich, dass sie zu der Lagune stehen. „Die Kostensteigerungen sind aber in der Öffentlichkeit nicht mehr vermittelbar“, sagte Gradl. Sendner regte an, dass die Stadt nicht immer an den billigsten Anbieter die Aufträge vergeben dürfe, sondern an den wirtschaftlichsten. Der CSU-Stadtrat hatte dabei vor allem die Firma im Blick, die für die Verlegung der Starkstromanlage zuständig war: Aufgrund schlechter Masse-Berechnungen fielen allein in diesem Bereich Mehrkosten von 1,335 Millionen Euro an. Stadträte von SPD und CSU wiesen daraufhin, dass die Lagune ein außergewöhnliches Projekt sei und deshalb mit Erhöhungen habe gerechnet werden müssen. Die Insel Schütt sei dagegen ein Projekt „von der Stange“ gewesen.

Wer die Genese der beiden Bauvorhaben anschaut, wird Erklärungen für die Kostenexplosionen finden: Lange Winter, Schnittstellen bei den Planern, es wurde umgeplant, bei nach außen vergebenen Aufträgen fehlte oft die Rückkoppelung, und deshalb konnte bei Kostenmehrungen nicht mehr gegengesteuert werden. Immerhin hat der Tiergarten während des Baus 3,1 Millionen Euro an Eigenleistungen erbracht und günstige Umplanungen vorgenommen, sonst wäre die Summe der Mehrkosten noch höher.

Baureferent Wolfgang Baumann wies daraufhin, dass zwei Stellen im Hochbauamt, bei allem Engagement der Beteiligten, für die Planung der Lagune zu wenig gewesen seien: „Ein solches Projekt ist so nicht steuerbar.“ Entweder müsse es 20 Prozent mehr Stellen im Hochbauamt geben, oder aber die Stadt müsse 20 Prozent weniger bauen, nur dann könne es mehr Kostensicherheit geben. Wie das Beispiel Insel Schütt zeigt, bietet die Vergabe von Planungen an freie Architekten auch nicht immer Kostensicherheit. Baumann will deshalb bei neuen Verträgen mehr auf die Qualität von Leistungen achten und die Beteiligten darauf verpflichten, früh Alarm zu schlagen, wenn etwas schief läuft. „Wir müssen auch die Pläne der Planer überwachen, forderte“, Kayser, auch wenn das ungewöhnlich sei.
 

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