Neue Effekte – und endlich Emotionen!

28.6.2012, 00:00 Uhr

Also heißt es: ade Tobey Maguire (Ex-Darsteller), ade Sam Raimi (Ex-Regisseur) – es lebe der neue Spinnenmann! Und dreidimensional muss er natürlich auch sein.

Spider-Man heißt im richtigen Leben aber noch immer Peter Parker (Andrew Garfield) und lebt bei Onkel und Tante, da er seine Eltern durch einen Unfall verloren hat. An der Highschool gehört der schüchterne Skateboarder nicht zu den beliebten Kids. Doch bei seiner Angebeteten Gwen (Emma Rose) kann er punkten, als er dem Ober-Mobber der Klasse die Stirn bietet.

Nachdem Peter eines Tages mysteriöse Formeln seines Vaters gefunden hat, sucht er dessen alten Partner Dr. Connors (Rhys Ifans) auf. Das einarmige Wissenschaftsgenie erforscht die „Inter-Spezies-Genetik“, durch die verlorene Gliedmaßen wie bei Reptilien nachwachsen sollen. Connors ist der baldige Antagonist Peters, und wie immer stellen beide zwei Kehrseiten einer Medaille dar.

Vom Außenseiter zum Superhelden

Peter wird in Connors’ Geheimlabor von einer genetisch manipulierten Spinne gebissen: Fortan entwickelt er erstaunliche Reflexe und Kräfte, kann an jeder Fläche haften und meterweit springen. Die sehr amüsante Szene, in der ein verblüffter Peter seine neuen Kräfte in der New Yorker Subway entdeckt, gipfelt darin, dass er – versehentlich! – einer Frau das Oberteil vom Leibe und eine Eisenstange aus dem Boden reißt und damit sämtliche Passagiere vermöbelt.

Der klassische „Mad Scientist“ Connors wiederum mutiert bei einem Selbstversuch zur grünen Riesenechse und macht New York unsicher. Dass beide miteinander kämpfen, hängt mit Peters Gerechtigkeitswahn zusammen. Denn seit sein Onkel (Martin Sheen) von einem Dieb getötet wurde, will er als Spider-Man alle Tunichtgute der Stadt unschädlich machen.

Spider-Man mal anders

So weit hält sich der Film an die klassischen Regeln des Marvel-Comics und älterer Film-Adaptionen. Doch die besagen auch, dass der schizophrene Peter Privat- und Heldenidentität säuberlich trennt. Hier indes offenbart sich der maskierte Held im blauroten Ganzkörperkondom bald einer Handvoll Leuten (auch seiner Liebsten!). Dadurch werden etliche Konflikte Peters mit sich selbst und kleineren Gegenspielern entschärft. Selbst Gwens eifersüchtiger Papa, der Polizeipräsident, schließt Peter später in sein Herz.

Visuell, schauspielerisch und emotional erschließt „The Amazing Spider-Man“ (Regie: Marc Webb) jedoch neue Dimensionen. Andrew Garfield als besonders sensibler Spidey und der wunderbare Rhys Ifans als charismatischer Bösewicht liefern sich mit und ohne Verkleidung spannende Zweikämpfe. Auch die Love-Story funktioniert. Zudem ist der neue „Spider-Man“ sehr High Tech: Die superstabilen Metall-Spinnenfäden erzeugt der Held mit einem Armband und die 3-D-Effekte – etwa wenn sich Wolkenkratzer-Spitzen ins Auge des Zuschauers bohren – schöpfen ihr Potenzial aus.

Natürlich will Hollywood aus diesem gelungenen Neustart Profit schlagen: Nach dem Abspann – sitzen bleiben! – setzt es einen fetten Cliffhanger. (ADMIRAL; CINECITTA; Erlangen: CINESTAR)
 

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