Grunge-Götter, Kult-Band: Der ultimative Platten-Ratgeber für Nirvana

5.4.2021, 14:01 Uhr
Wer in den 1990er Jahren aufgewachsen ist und eine Affinität für Gitarrenmusik hatte, weiß, was mit Kurt Cobains Tod am 5. April 1994 zu Ende ging: Das Leben eines erleuchteten Songschreibers mit einer Stimme, die (wie einst die Bob Dylans) wusste, was wir fühlten, wollten und fürchteten. Nirvana traten ins Nirvana. Was bleibt, sind die Platten der Band. Doch nicht alles, worauf der Bandname steht ist Gold. Oder doch?
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Welche Nirvana-Platte passt zu mir? Der ultimative Ratgeber

Wer in den 1990er Jahren aufgewachsen ist und eine Affinität für Gitarrenmusik hatte, weiß, was mit Kurt Cobains Tod am 5. April 1994 zu Ende ging: Das Leben eines erleuchteten Songschreibers mit einer Stimme, die (wie einst die Bob Dylans) wusste, was wir fühlten, wollten und fürchteten. Nirvana traten ins Nirvana. Was bleibt, sind die Platten der Band. Doch nicht alles, worauf der Bandname steht ist Gold. Oder doch? © Universal Music/Frank Ockenfeld

Seattle, Ende der 1980er: Soundgarden waren längst kein Geheimtipp mehr, Mudhoney und Tad sollten es bleiben, Alice in Chains tauschten Glam für Grunge und Green River tauften sich in Pearl Jam um - kurzum: die Szene brodelte, doch noch war Grunge ein örtlich begrenztes Untergrund-Phänomen. Wer hätte gedacht, dass sich dies jäh ändern sollte wegen drei vewahrloster Typen, die selbst im Underground Außenseiter waren: Kurt Cobain, Krist Novolselic und Chad Channing (erst von Dale Crover, dann bald vom heutigen Everybody's Rock-Darling Dave Grohl ersetzt). Auf dem legendären Sub-Pop-Label veröffentlichten sie als "Nirvana" ihr Debut "Bleach". Und Bleach muss man genial finden, weil "About a Girl" drauf ist - so zumindest die landläufige Meinung der Musikfachpresse. Freilich, Cobains Song über die Beziehungszwänge eines Teenagers implizierte bereits, dass Nirvana Potenzial hatten. Doch "Blew" und "Negative Creep" sind ihm an Intensität mindestens ebenbürtig, während sich "Floyd the Barber" sowie "Love Buzz" bei genauem Hinhören als echte Hits erweisen. Bleach wurde billig produziert und punklastiger waren Nirvana nie wieder. Also typische zeitgemäße Grunge-Ware? Nein. Hört man das Album heute, ist man erstaunt wie gut es sich gehalten hat. Dringlichkeit altert eben nie. Ebenso wie Notwendigkeit: Nirvana mussten einfach größer werden. Prädikat: wertvoll
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Der Weg zum Ruhm: Bleach (1989)

Seattle, Ende der 1980er: Soundgarden waren längst kein Geheimtipp mehr, Mudhoney und Tad sollten es bleiben, Alice in Chains tauschten Glam für Grunge und Green River tauften sich in Pearl Jam um - kurzum: die Szene brodelte, doch noch war Grunge ein örtlich begrenztes Untergrund-Phänomen. Wer hätte gedacht, dass sich dies jäh ändern sollte wegen drei vewahrloster Typen, die selbst im Underground Außenseiter waren: Kurt Cobain, Krist Novolselic und Chad Channing (erst von Dale Crover, dann bald vom heutigen Everybody's Rock-Darling Dave Grohl ersetzt). Auf dem legendären Sub-Pop-Label veröffentlichten sie als "Nirvana" ihr Debut "Bleach". Und Bleach muss man genial finden, weil "About a Girl" drauf ist - so zumindest die landläufige Meinung der Musikfachpresse. Freilich, Cobains Song über die Beziehungszwänge eines Teenagers implizierte bereits, dass Nirvana Potenzial hatten. Doch "Blew" und "Negative Creep" sind ihm an Intensität mindestens ebenbürtig, während sich "Floyd the Barber" sowie "Love Buzz" bei genauem Hinhören als echte Hits erweisen. Bleach wurde billig produziert und punklastiger waren Nirvana nie wieder. Also typische zeitgemäße Grunge-Ware? Nein. Hört man das Album heute, ist man erstaunt wie gut es sich gehalten hat. Dringlichkeit altert eben nie. Ebenso wie Notwendigkeit: Nirvana mussten einfach größer werden. Prädikat: wertvoll © oh

Muss man über Nevermind noch viele Worte verlieren? Spricht es nicht schon für sich, dass jenes Plattencover vom nackigen Unterwasser-Baby, das mit einem Dollarschein geangelt wird, längst eine Ikone der Popkultur geworden ist? A propos Pop: Der wird auf Nevermind zelebriert wie nichts Gutes. Doch – und das unterscheidet Nirvanas Zweitling von ach so vielen Rockbands - ist es Popmusik, die zu keiner Zeit anbiedert, sondern sich eigene Konventionen schafft, herausfordert, wütend macht, zum Grübeln anregt. Der Überhit "Smells like Teen Spirit" (samt dazugehörigem Musikvideo) mag darüber hinwegtäuschen, wieviel Finesse hinter jedem einzelnen Nevermind-Song steckt, wie viele Triumphe moderner Rockmusik sich auf rund 42 Minuten Albumlaufzeit erstrecken. "Come as you are", "In Bloom", "Lithium" – allein diese drei Stücke bergen schon den zitierfähigen "Hymne einer Generation"-Faktor in sich, mit dem sich letztlich nur "Teen Spirit" schmücken durfte. Und während "Territorial Pissings" Guns'n'Roses-Ultras brüskierte, indem es ihnen ohne Firlefanz bewies, dass "Welcome to the Jungle" im Grunde nur handzahme Fahrstuhlmusik war, sorgte "Something in the Way" dafür, dass sich auch der stiernackigste Moshpit-Veteran seiner Tränen nicht zu schämen brauchte. Cobain war gleichermaßen Fan von Black Sabbath, den Melvins und John Lennon. Nevermind klingt wie das bestmögliche Album, das einer solchen Supergroup hätte gelingen können. Die Folge: Michael Jackson musste den Charts-Thron räumen – für ein dürres und immer leicht verranzt anmutendes Milchgesicht, das weder aus New York City, Nashville, Kalifornien oder Motown kam, sondern aus Aberdeen im Staate Washington (beziehungsweise links vom Arsch der Welt). Was auf Nevermind ganz nebenbei entsteht, ist eine zeitlose Symbiose aus laut und leise, aus Punk, Metal und unwiderstehlichen Melodien, wie sie nur die Beatles besser erfunden haben. Heraus kam 1991 ein makelloses Album, das zu Recht zu den einflussreichsten aller Zeiten zählt. Prädikat: Meisterwerk
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Der Meilenstein: Nevermind (1991)

Muss man über Nevermind noch viele Worte verlieren? Spricht es nicht schon für sich, dass jenes Plattencover vom nackigen Unterwasser-Baby, das mit einem Dollarschein geangelt wird, längst eine Ikone der Popkultur geworden ist? A propos Pop: Der wird auf Nevermind zelebriert wie nichts Gutes. Doch – und das unterscheidet Nirvanas Zweitling von ach so vielen Rockbands - ist es Popmusik, die zu keiner Zeit anbiedert, sondern sich eigene Konventionen schafft, herausfordert, wütend macht, zum Grübeln anregt. Der Überhit "Smells like Teen Spirit" (samt dazugehörigem Musikvideo) mag darüber hinwegtäuschen, wieviel Finesse hinter jedem einzelnen Nevermind-Song steckt, wie viele Triumphe moderner Rockmusik sich auf rund 42 Minuten Albumlaufzeit erstrecken.
"Come as you are", "In Bloom", "Lithium" – allein diese drei Stücke bergen schon den zitierfähigen "Hymne einer Generation"-Faktor in sich, mit dem sich letztlich nur "Teen Spirit" schmücken durfte. Und während "Territorial Pissings" Guns'n'Roses-Ultras brüskierte, indem es ihnen ohne Firlefanz bewies, dass "Welcome to the Jungle" im Grunde nur handzahme Fahrstuhlmusik war, sorgte "Something in the Way" dafür, dass sich auch der stiernackigste Moshpit-Veteran seiner Tränen nicht zu schämen brauchte. Cobain war gleichermaßen Fan von Black Sabbath, den Melvins und John Lennon. Nevermind klingt wie das bestmögliche Album, das einer solchen Supergroup hätte gelingen können. Die Folge: Michael Jackson musste den Charts-Thron räumen – für ein dürres und immer leicht verranzt anmutendes Milchgesicht, das weder aus New York City, Nashville, Kalifornien oder Motown kam, sondern aus Aberdeen im Staate Washington (beziehungsweise links vom Arsch der Welt). Was auf Nevermind ganz nebenbei entsteht, ist eine zeitlose Symbiose aus laut und leise, aus Punk, Metal und unwiderstehlichen Melodien, wie sie nur die Beatles besser erfunden haben. Heraus kam 1991 ein makelloses Album, das zu Recht zu den einflussreichsten aller Zeiten zählt. Prädikat: Meisterwerk © oh

Viele unterstellen In Utero, dass es ein "Back to the roots"- Album sei. Ein Werk, geboren aus Trotz, Verweigerung und Rückbesinnung angesichts von Millionen verkaufter Nevermind-Platten und "Teen Spirit" in Radio-Dauerschleife. Stimmt aber gar nicht. Vielmehr ist Nevermind als Nirvanas Kurztrip in die Welt der Popmusik zu verstehen, als erfolgreiches Experiment darüber, was möglich war: die größte Rockband der Welt zu sein, sprich auszutesten, wie es sich anfühlt, Teil der Maschinerie zu werden. Das war geglückt, nun konnten Nirvana ihren eigentlichen Weg weiter beschreiten. Disharmonie überwiegt auf In Utero. Das Bad in Wut ("Serve the Servants"), Furcht ("Scentless Apprentice") und Verzweiflung ("Dumb", "Rape Me"). Das Schreckliche im Schönen ("Heart-Shaped Box") galt es zu finden. Für Musikfachkundige scheint In Utero das bessere, weil dunklere Nevermind zu sein. Stimmt aber auch nicht. Weil man einen Embryo nicht mit einer Leiche vergleichen kann - denn obwohl beide Teil desselben Prozesses sind, liegt zwischen ihnen der Prozess selbst: das Leben. Es kommt folglich auf die Dauer an. Im Falle Nirvanas beziehungsweise Kurt Cobains hieß das: im Zeitraffer. In Utero ist sein Staatstestament. Es ist die kraftvollste Platte von Nirvana, weil sie Gefühlen freien Lauf lässt und diese nicht mehr mit glatter Produktion und allzu eingängigen Melodien zu bändigen versucht. Produzent Steve Albini sei Dank. Freude an diesem Panoptikum der Morbidität zu haben, ist durchaus möglich – bleibt aber eine äußerst zwiespältige Angelegenheit: Hier bewundert man nicht die Pracht der Rosenblüte, sondern die Schönheit ihres Verfalls. Ein sinnierender Komposthaufen, statt einer dämlichen grünen Wiese. Letztendliche Resignation ist nicht zwangsweise etwas Negatives ("All Apologies"), doch leider schlägt sie immer aufs Gemüt. Es sei niemandem zwischen 13 und 18 geraten, diese Platte alleine auf dem Heimweg von der Schule  - nachdem man den Bus verpasst hat - komplett durchzuhören. Denn sie vermag den sonnigsten Juni-Freitagnachmittag in einen verregneten Oktobermittwoch zu verwandeln. Beine, Herz und Hirn: Alles fühlt sich schwerer an. Es dauert lange, um sich irgendwann wieder zum Lächeln zu zwingen und sich einzureden, dass das Leben mitunter auch ganz schön ist. What else could I say? Prädikat: besonders wertvoll
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Das Staatstestament: In Utero (1993)

Viele unterstellen In Utero, dass es ein "Back to the roots"- Album sei. Ein Werk, geboren aus Trotz, Verweigerung und Rückbesinnung angesichts von Millionen verkaufter Nevermind-Platten und "Teen Spirit" in Radio-Dauerschleife. Stimmt aber gar nicht. Vielmehr ist Nevermind als Nirvanas Kurztrip in die Welt der Popmusik zu verstehen, als erfolgreiches Experiment darüber, was möglich war: die größte Rockband der Welt zu sein, sprich auszutesten, wie es sich anfühlt, Teil der Maschinerie zu werden. Das war geglückt, nun konnten Nirvana ihren eigentlichen Weg weiter beschreiten. Disharmonie überwiegt auf In Utero. Das Bad in Wut ("Serve the Servants"), Furcht ("Scentless Apprentice") und Verzweiflung ("Dumb", "Rape Me"). Das Schreckliche im Schönen ("Heart-Shaped Box") galt es zu finden. Für Musikfachkundige scheint In Utero das bessere, weil dunklere Nevermind zu sein. Stimmt aber auch nicht. Weil man einen Embryo nicht mit einer Leiche vergleichen kann - denn obwohl beide Teil desselben Prozesses sind, liegt zwischen ihnen der Prozess selbst: das Leben. Es kommt folglich auf die Dauer an. Im Falle Nirvanas beziehungsweise Kurt Cobains hieß das: im Zeitraffer.
In Utero ist sein Staatstestament. Es ist die kraftvollste Platte von Nirvana, weil sie Gefühlen freien Lauf lässt und diese nicht mehr mit glatter Produktion und allzu eingängigen Melodien zu bändigen versucht. Produzent Steve Albini sei Dank. Freude an diesem Panoptikum der Morbidität zu haben, ist durchaus möglich – bleibt aber eine äußerst zwiespältige Angelegenheit: Hier bewundert man nicht die Pracht der Rosenblüte, sondern die Schönheit ihres Verfalls. Ein sinnierender Komposthaufen, statt einer dämlichen grünen Wiese. Letztendliche Resignation ist nicht zwangsweise etwas Negatives ("All Apologies"), doch leider schlägt sie immer aufs Gemüt. Es sei niemandem zwischen 13 und 18 geraten, diese Platte alleine auf dem Heimweg von der Schule - nachdem man den Bus verpasst hat - komplett durchzuhören. Denn sie vermag den sonnigsten Juni-Freitagnachmittag in einen verregneten Oktobermittwoch zu verwandeln. Beine, Herz und Hirn: Alles fühlt sich schwerer an. Es dauert lange, um sich irgendwann wieder zum Lächeln zu zwingen und sich einzureden, dass das Leben mitunter auch ganz schön ist. What else could I say? Prädikat: besonders wertvoll © oh

Im Zuge von Nevermind waren Nirvana von Sub Pop zum Branchenriesen Geffen gewechselt. Und wie es sich für ein Major-Labor gehört, wollte man Geld scheffeln, nachdem klar wurde, dass Kurt (und Band) den Zeitgeist am Hauptnerv getroffen hatten. Nur leider zogen Nirvana nicht mit, sondern bespielten stattdessen (größer werdende) Hallen in Amerika und der Welt. Also stellten die Geffen-Bosse hastig die B-Seiten-Sammlung Incesticide zusammen. Darum hört sich die Platte an wie ein Flickenteppich aus mehr oder weniger gelungenen Fingerübungen der Band. Falls zuviel Kleingeld vorhanden: Das Albumcover ist ein schönes Ölgemälde Cobains und der Song "Sliver" ein Ohrwurm. Ansonsten bleibt Incesticide ein Sammlerstück.
 Prädikat: B-Ware
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Das Grunge-Geschäft: Incesticide (1992)

Im Zuge von Nevermind waren Nirvana von Sub Pop zum Branchenriesen Geffen gewechselt. Und wie es sich für ein Major-Labor gehört, wollte man Geld scheffeln, nachdem klar wurde, dass Kurt (und Band) den Zeitgeist am Hauptnerv getroffen hatten. Nur leider zogen Nirvana nicht mit, sondern bespielten stattdessen (größer werdende) Hallen in Amerika und der Welt. Also stellten die Geffen-Bosse hastig die B-Seiten-Sammlung Incesticide zusammen. Darum hört sich die Platte an wie ein Flickenteppich aus mehr oder weniger gelungenen Fingerübungen der Band. Falls zuviel Kleingeld vorhanden: Das Albumcover ist ein schönes Ölgemälde Cobains und der Song "Sliver" ein Ohrwurm. Ansonsten bleibt Incesticide ein Sammlerstück. Prädikat: B-Ware © oh

Es gibt inzwischen sechs offizielle Live-Alben von Nirvana, die Hälfte davon darf man getrost vergessen, "From the Muddy Banks of the Wishkah" (1996) und "Live&Loud" (2013) hingegen sind groß. Größer und wichtiger ist aber Unplugged in New York. Und das nicht nur, weil es der MTV-"Unplugged"-Sendereihe jenes Prestige einbrachte, von dem sie bis heute zehrt. (Exkurs für alle nach 1994 Geborenen: MTV war einst ein Fernsehsender, der Musikvideos zeigte und insgeheim dabei half, den Rock'n'Roll zu töten.) Der Konzertmitschnitt vom 18. November 1993 ist vor allem das Requiem Nirvanas auf Kurt Cobain. Alles daran ist jenseitig: Weiße Lilien, brennende Kerzen, Cobains messianischer Grabesgesang, die sanften Streicher-Töne aus anderen Sphären, die in Leichentuch gehüllten Drumsticks von Dave Grohl. Klar: Wissen konnte keiner, dass Kurt Cobain knapp fünf Monate später tot sein würde. Klarer: Fühlen konnte (und vor allem kann) man es zu jeder Sekunde dieses einzigartigen Momentes der Rockgeschichte. Ein Augen- und Ohrenöffner für jene, denen klar ist, dass es seit Nirvana keinen Aufschrei mehr gab in der Welt des Rock. Prädikat: Steht doch eh schon in Ihrem CD-Regal, oder?
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Das Requiem: Unplugged in New York (1994)

Es gibt inzwischen sechs offizielle Live-Alben von Nirvana, die Hälfte davon darf man getrost vergessen, "From the Muddy Banks of the Wishkah" (1996) und "Live&Loud" (2013) hingegen sind groß. Größer und wichtiger ist aber Unplugged in New York. Und das nicht nur, weil es der MTV-"Unplugged"-Sendereihe jenes Prestige einbrachte, von dem sie bis heute zehrt. (Exkurs für alle nach 1994 Geborenen: MTV war einst ein Fernsehsender, der Musikvideos zeigte und insgeheim dabei half, den Rock'n'Roll zu töten.) Der Konzertmitschnitt vom 18. November 1993 ist vor allem das Requiem Nirvanas auf Kurt Cobain. Alles daran ist jenseitig: Weiße Lilien, brennende Kerzen, Cobains messianischer Grabesgesang, die sanften Streicher-Töne aus anderen Sphären, die in Leichentuch gehüllten Drumsticks von Dave Grohl. Klar: Wissen konnte keiner, dass Kurt Cobain knapp fünf Monate später tot sein würde. Klarer: Fühlen konnte (und vor allem kann) man es zu jeder Sekunde dieses einzigartigen Momentes der Rockgeschichte. Ein Augen- und Ohrenöffner für jene, denen klar ist, dass es seit Nirvana keinen Aufschrei mehr gab in der Welt des Rock. Prädikat: Steht doch eh schon in Ihrem CD-Regal, oder? © oh

Der starke, bis dato unveröffentlichte Song "You Know You're Right" erschien 2002 auf der ersten offiziellen Nirvana-Best-Of. Für Fans ist das Kaufgrund genug. Für Einstieger bietet es, wie so ziemlich jedes Best-Of-Album der Welt, eine nette Werkschau. Nicht mehr und nicht weniger. Prädikat: Als Einstiegsdroge gerne
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Das war unausweichlich: Nirvana - Greatest Hits (2002)

Der starke, bis dato unveröffentlichte Song "You Know You're Right" erschien 2002 auf der ersten offiziellen Nirvana-Best-Of. Für Fans ist das Kaufgrund genug. Für Einstieger bietet es, wie so ziemlich jedes Best-Of-Album der Welt, eine nette Werkschau. Nicht mehr und nicht weniger. Prädikat: Als Einstiegsdroge gerne © oh

Posthume Veröffentlichungen sind immer Leichenfledderei, die Frage ist nur, wieviel Restwürde man dem Toten lässt. Das kann schrecklich enden (wenn zum Beispiel Courtney Love Cobains Tagebüchern verhökert). Es kann aber auch gelingen: Ein Box-Set aus drei CDs und einer DVD, 81 Stücke (darunter Demos, B-Seiten und unveröffentlichte Songs) und eine Gesamtlaufzeit von über fünf Stunden. Mit "With the Lights Out" ist alles zum Thema Nirvana gesagt, was gesagt werden musste. Hier ist zwar ganz und gar nicht jedes Take gelungen, die Gitarren-(Un-)Fähigkeiten Cobains werden bisweilen allzu offensichtlich. Jedoch: Darum ging es ja nie wirklich. Und wenn Kurt "Jesus Don't Want Me for a Sunbeam" von den Vaselines singt, erlebt man einen jener magischen Johnny-Cash-Momente: Das Cover wird zum Eigentum des Coverers. Prädikat: Eine Herzensangelegenheit für jeden Fan
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Der Schlussstrich: With the Lights Out (2004)

Posthume Veröffentlichungen sind immer Leichenfledderei, die Frage ist nur, wieviel Restwürde man dem Toten lässt. Das kann schrecklich enden (wenn zum Beispiel Courtney Love Cobains Tagebüchern verhökert). Es kann aber auch gelingen: Ein Box-Set aus drei CDs und einer DVD, 81 Stücke (darunter Demos, B-Seiten und unveröffentlichte Songs) und eine Gesamtlaufzeit von über fünf Stunden. Mit "With the Lights Out" ist alles zum Thema Nirvana gesagt, was gesagt werden musste. Hier ist zwar ganz und gar nicht jedes Take gelungen, die Gitarren-(Un-)Fähigkeiten Cobains werden bisweilen allzu offensichtlich. Jedoch: Darum ging es ja nie wirklich. Und wenn Kurt "Jesus Don't Want Me for a Sunbeam" von den Vaselines singt, erlebt man einen jener magischen Johnny-Cash-Momente: Das Cover wird zum Eigentum des Coverers. Prädikat: Eine Herzensangelegenheit für jeden Fan © oh

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