1. FC Nürnberg

Mit Herz und Hupe: Margreitters runder Abschied vom FCN

17.5.2021, 06:00 Uhr
Mit diesem wuchtigen Kopfball erzielte Georg Margreitter in seinem letzten Heimspiel gegen Bochum das 1:0.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Mit diesem wuchtigen Kopfball erzielte Georg Margreitter in seinem letzten Heimspiel gegen Bochum das 1:0.

Nach 18 Spielminuten ertönte am Sonntag erstmals rund um das Max-Morlock-Stadion ein ohrenbetäubendes Hupkonzert, ein weiteres folgte in der 28. Minute, dann noch eines in der 33. Minute. Es waren ungewöhnliche Grüße einiger Club-Fans an die scheidenden einstigen Aufstiegshelden Hanno Behrens, Lukas Mühl und Georg Margreitter, der Zeitpunkt analog gewählt zu deren Trikotnummern - in Zeiten von trostlosen Geisterspielen ist auch in der Kurve Kreativität gefragt, wenn es darum geht, verdiente Profis irgendwie würdig zu verabschieden.

Auf dem Platz stand beim 1. FC Nürnberg allerdings lediglich einer der Adressaten. Für Behrens ist die Saison bereits gelaufen, ein von Trainer Robert Klauß eigentlich geplanter Einsatz des Ex-Kapitäns im letzten Heimspiel musste ausfallen. Das Risiko eines drohenden Haarrisses im leicht lädierten Mittelfuß schien allen Beteiligten zu groß. Und Mühl saß nach einer wenig überzeugenden Leistung beim 2:5 in Hamburg diesmal nur auf der Bank.

Ein Tor mit Ansage

Dafür durfte der zuletzt etwas malade Margreitter wieder ran. Und er ließ bei seinem finalen Auftritt an langjähriger Wirkungsstätte erahnen, warum man ihn in Nürnberg vielleicht bald vermissen wird. Fünf Minuten nach seiner persönlichen Hup-Botschaft stieg Margreitter nach einer Ecke von Johannes Geis hoch und wuchtete den Ball zum 1:0 ins Bochumer Netz (38.). "Das Tor hatte sich im Training angedeutet", berichtete Klauß schmunzelnd, "so kennen wir Georg. Es hat mich extrem für ihn gefreut." Kurz darauf besann sich der kantige Österreicher dann auch auf seine Kernkompetenzen und klärte in höchster Not mit einer rustikalen Grätsche gegen Simon Zoller. Vorne Vollstrecker, hinten Retter - mehr kann man von einem Innenverteidiger kaum erwarten.

Entsprechend zufrieden stapfte Margreitter ein letztes Mal vom Rasen des vertrauten Achtecks. "Es war ein würdiges Ende für meine Zeit hier in Nürnberg, die mit dem Tor heute noch abgerundet wird", fand der 32-Jährige und sprach von "versöhnlichen letzten Wochen". Die Aktion der Fans hatte Margreitter zunächst gar nicht richtig einordnen können. "Ich dachte, dass da vielleicht ein paar Bochumer mitgefahren sind." Umso mehr freute er sich über diese "sehr schöne Geste".

Abschied ohne Groll

Nach sechs ereignisreichen Jahren mit vielen Höhen und Tiefen geht Margreitter ohne Groll. "Ich fühle mich richtig verbunden mit dem Club, der Stadt und der Region, das wird auch so bleiben", versicherte der immer wieder von diversen Blessuren ausgebremste Abwehrchef. Die Entscheidung, den auslaufenden Vertrag nicht mehr zu verlängern, habe er gemeinsam mit dem Verein getroffen. "Es ist ein konsequenter, klarer Cut, der für mich auch nachvollziehbar ist und von mir mitgetragen wurde."

An ein Karriereende denkt Margreitter aber noch nicht. "Ich fühle mich fit, habe Spaß am Fußball und das Gefühl, ich kann noch locker zwei, drei Jahre gut spielen." Nur wo, ist bislang offen. "Ich würde gerne in Deutschland bleiben oder ins Ausland wechseln", verriet der Vorarlberger, eine Rückkehr in die Heimat käme in seiner Karriereplanung noch zu früh.

Mühl verspürt "ein bisschen Wehmut"

Noch unklar ist auch die berufliche Zukunft von Lukas Mühl. "Für mich fühlt es sich heute schon ein wenig traurig an. Ich kann mich noch gut an viele schöne Momente hier im Stadion vor unseren Fans erinnern. Ein bisschen Wehmut ist jetzt nach diesem letzten Heimspiel schon dabei", gestand das Nürnberger Eigengewächs, an dem Fortuna Düsseldorf und der 1. FC Köln Interesse haben sollen. Ob man dort jemals für Mühl hupen würde, bleibt wohl abzuwarten.

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