Voller Erfolg für Panoptikum

10.2.2020, 11:28 Uhr
Voller Erfolg für Panoptikum

© Foto: Festival Pnaoptikum

"Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden", sagt Festivalleiterin Andrea Maria Erl. Sowohl vom Publikum als auch von den 140 internationalen Fachbesuchern gab es viel positives Feedback für die Auswahl. Und das, obwohl nach Erls Beobachtung mit dem Erfolg die Erwartungen an das Festival immer größer werden. "Man hat immer mehr Sorge, ob man die erfüllen kann", gesteht sie.

Doch das sechstägige Festival in den Nürnberger Kindertheater-Häusern und an weiteren Spielorten hat wieder mal gezeigt, dass Theater jenseits der klassischen Sprechstück-Tradition die Menschen auf vielfältige Weise mitnehmen kann. Wer gesehen hat, wie hundert Grundschul- und Unterstufenkinder mucksmäuschenstill oder lachend, aber immer hochkonzentriert eine Stunde lang dem Bühnengeschehen folgen, der möchte "Panoptikum" gleich auf den Lehrplan setzen.

Zahlreich vertreten und vielseitig unterwegs: die Gruppen aus Frankreich, wo die Szene nach Andrea Erl gerade sehr attraktiv ist. Begnadete HipHopper der Compagnie Pyramide (Rochefort) reißen da ohne Worte ebenso mit wie das düster-witzige Objekttheater von Bakélite aus Rennes, das das Fremde im Weltall witzig und mit klitzekleiner Verteidigungstechnik auf dem Theater-Tisch vorführt.

Viel Charme

Absurd-witzig und zugleich poetisch ist auch das Stück der Compagnie Arcosm aus Lyon. Da sind Live-Hörspiel, Tanz und Akrobatik enge Verwandte. "Sens" heißt das Stück im Original, "Sinn" – doch der wird in jedem Moment unterlaufen. Ohne Worte, aber mit unzähligen Tönen und viel Charme nehmen die Schauspieler alle mit auf eine aberwitzige Reise, in der man den Kopf wortwörtlich in den Wolken hat, wahlweise auch im Blumenstrauß oder Lampenschirm. Die Welt ist nicht unbedingt heil, am angedeuteten Bahnhof fährt wohl kein Zug mehr. Aber die wortlose Freundlichkeit der vier virtuosen Protagonisten steckt an.

Alte Bekannte beim Festival sind die Dänen von Teatret Gruppe 38 aus Århus. Catherine Poher erzählt wieder eine ganz alltägliche Geschichte, die unter den Händen ihrer Mitspieler zum großen Bilder- und Schattentheater wird. Ein Mädchen ist wütend, weil die Brüder mehr Erdbeeren bekommen haben als sie. Wie diese banale Wut sie fast zerreißt, wie die Umwelt kaum Notiz davon nimmt – und wie wunderbar man aus geschliffenen Glasvasen eine Schatten-Welt auf die Wand projizieren kann: All das zeigen die Dänen wieder unnachahmlich schön.

Aus der Zuschauer-Komfortzone raus muss das junge Publikum bei dem dokumentarischen Tanztheater "Liebe üben" vom Schweizer Theater Sgaramusch und dem belgischen Nevski Prospekt. Erfrischend, witzig und überraschend fragt das Darsteller-Paar in seiner Performance nach Zutaten und Facetten einer Beziehung. Ein minutenlanger Kuss bringt das Publikum schon mal zu peinlich berührtem Kichern, auch Homosexualität und Trennung bleiben als Themen nicht außen vor und werden den Klischeevorstellungen der Kinder frech gegenübergestellt. Kindertheater mal ganz lebensecht, auch das gab’s bei Panoptikum.

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