Zeppelintribüne: Einzäunen und warten oder teuer sanieren?

3.12.2014, 16:05 Uhr
Eine Mehrheit der NN-Leser spricht sich dafür aus, die Zeppelintribüne in Nürnberg verfallen zu lassen, anstatt sie für viel Geld zu sanieren.

© Michael Matejka Eine Mehrheit der NN-Leser spricht sich dafür aus, die Zeppelintribüne in Nürnberg verfallen zu lassen, anstatt sie für viel Geld zu sanieren.

Die Bauten wieder zu rekonstruieren wäre kein Beitrag mit Erinnerungs- und Lerneffekt. Vielleicht sogar das Gegenteil von dem, was man sich wünschen würde. Der wahrscheinlich beeindruckende Anblick könnte ablenken vom geschichtlichen Hintergrund. Man sollte einmal den mutigen Gedanken zulassen, ob die aufwändige Sanierung vielleicht sogar eine Aufwertung dieser Stätte bedeuten könnte.

Renate Lutzke, Nürnberg

 

Wenn der Motorsportclub während des Rennspektakels am Norisring weiterhin Ansprüche anmeldet, soll er sich von einem guten Architekten eine Konstruktion bauen lassen, welche über die verfallende Zeppelintribüne gestülpt wird, ohne das auch nur ein Fuß auf dieselbe gesetzt werden muss. Nach Ende des Rennens und Rückbaus erscheint wie gehabt der Verfall des 1000-jährigen Reichs.

Rolf Hilbrecht, Nürnberg

 

In spätestes 50 Jahren stünde ein erneutes Sanierungspaket an. Wenn man so viel Wert auf die Dokumentationen des NS-Größenwahns legt, dann müsste man konsequenter Weise auch das Original inklusive der gesprengten Ecksäulen mit oberer Stelenreihe wiederherstellen. Diese sind für eine Tribünenutzung beim Norisringrennen allerdings weniger wichtig, daher werden natürlich vorzugsweise die Stufen instand gesetzt. Eine Glaswand, hinter der das Gebäude verfällt, könnte in einen Masterplan für das Gelände angemessen integriert werden und hat gegenüber der aktuellen Kostenschätzung von 70 Millionen viel Einsparpotential.

Klaus Rosner, Nürnberg

 

Ich bin dafür, einen Zaun um das Areal zu ziehen und es verfallen zu lassen. Jede größere Investition schmälert die Möglichkeit, dringende Sozialprojekte zügig anzugehen.

Helmut Peters, Schwabach

 

Nachdem bereits vor Jahren die für die Gestaltung massgeblich prägenden Säulen weggesprengt wurden, vermittelt der jetzt noch stehende Torso  ein falsches Abbild des ehemaligen Bauwerks.   Es wäre  nur konsequent, den zweiten Schritt zu unternehmen und die Resttribüne abzutragen oder verfallen zu lassen, statt unendlich Geld für ein Bauwerk auszugeben, das sowieso nichts mehr mit dem ursprünglichen Gebäude zu tun hat.

Helmut Lang, Zirndorf

 

Sollten wir nicht langsam anfangen, uns von der fürchterlichen Schuld der Nazis loszusagen statt bis in alle Ewigkeit die schrecklichen Erinnerungen konservieren? Für Touristen und Schulklassen gibt es ja das Dokuzentrum in der Kongresshalle in unmittelbarer Nähe.

Gerhard Probst, Nürnberg

 

Wenn man liest, dass alleine das Gutachten für entstehende Sanierungskosten schon mehrere Millionen Kosten verursacht, ist dies bei maroden Schulgebäuden, kaputten Straßen und baufälligen Brücken nicht zu verantworten. Die Äußerung von Baureferent Ulrich, das Reichsparteitagsgelände sei wie eine Kathedrale, die halt ständig Bauunterhalt koste, halte ich für einen Witz.

Franz Pablitschko, Nürnberg

 

Es besteht angesichts unserer sonstigen Sorgen überhaupt keine Notwendigkeit, in das Bauwerk, welches sich schon nach 70 Jahren von selbst zerlegt, nur einen müden Cent zu investieren. An dem, was jetzt noch steht, könnten das Technische Hilfswerk und Pioniere der Bundeswehr praktische Übungen vornehmen. Was übrigbleibt, könnte Sör kostengünstig zudecken und mit Rasen bepflanzen. Als Zugeständnis an die Erinnerung könnte aus Spenden und aus dem Kulturreferat an der Stelle, an der unser „Führer“ zackig seine Reden hinausposaunte, ein Denkmal zu Ehren der geschundenen Steineklopfer von Flossenbürg errichtet werden. Aber natürlich massiv, aus Guss!

Lutz Hoefner, Nürnberg

 

Sicher wäre es eine bestechende Vorstellung, Tribüne und Türme dem Verfall zu überlassen und das ganze Areal mit einem hohen Stacheldrahtzaun zu „umfrieden“. Besser aber erscheint es doch, die zwar reduzierte, aber immer noch monströse Hinterlassenschaft als Mahnmal zu erhalten. Die Zeppelintribüne und die Türme des Zeppelinfeldes dienen dabei als unmittelbare dreidimensionale Ergänzung des Dokumentationszentrums.

Peter und Ilse Beringer, Nürnberg

 

Ich empfehle jedem, mit jungen Menschen und auch ausländischen Gästen zuerst durch das Doku-Zentrum zu gehen und dann auf die Zeppelintribüne zu steigen. Durch die real erlebbaren Dimensionen des Geländes verstärkt sich die Botschaft aus dem Doku-Zentrum: Wehre dich rechtzeitig gegen verführerische Propaganda und Meinungsdruck, um eine Wiederholung solcher Katastrophen zu verhindern. Die Zeppelintribüne ist einer der besten Plätze, um das gerade gesehene aus dem Dokuzentrum zu diskutieren und zu reflektieren. Diese Möglichkeit des Nacherlebens einer entscheidenden Phase in der Entwicklung und des Größenwahns des NS- Regimes unterscheidet Nürnberg von anderen NS-Mahnmalen, die Gefahr laufen, für zukünftige Generationen nur noch ein „freaky place“ zu werden, wie heute die Lochgefängnisse. Deshalb lohnt es sich, für den Erhalt der Tribüne Geld zu investieren.

Georg Möller, Nürnberg

 

Es wirkte wie eine Verhöhnung der einstigen Opfer und heute lebenden Nachfahren, wenn für die Erhaltung eines Kult-Areals des NS-Faschismus weiteres Geld ausgegeben würde. Wir sollen dabei nicht übersehen, dass es sich um ein Objekt mit insgeheimem Kult-Status handelt. Jede monumentale Architektur mutiert früher oder später zur Pilger-Stätte. Das sollte hier unterbunden werden.

Helmut M. Selzer, Pappenheim

 

Ich bin davon überzeugt, dass die größenwahnsinnigen Erbauer der Zeppelintribüne einen Freudentanz aufführen werden wenn sie sehen, dass ihr Meisterwerk für 70 Millionen in neuem Glanz erstrahlt.

Sieglinde Leister-Brüggen, Nürnberg

 

Verfallen lassen geht gar nicht, dann wäre ja das Abreißen noch besser. Ich hätte die Tribüne sehr gerne in ihrer ursprünglichen Gestalt mit den Säulen erhalten, dafür ist es ja nun leider zu spät. Da ich das gesamte Gelände rund um den Dutzendteich als Denkmal sehe, an dem auch Touristen Interesse haben, würde ich auch die Tribüne erhalten.

Monika Porschet-Fratz, Nürnberg

 

Erstens hat die Stadt genügend Gedenkstätten zum NS-Thema; zweitens muss sie jeden Euro umdrehen; drittens ist eigentlich die Erhaltung solcher Gedenkstätten Aufgabe des Bundes; viertens sollte man dem Motorsportclub keine Tribüne zur Verfügung stellen, welche mit sehr viel Geld saniert werden muss.

Peter und Margit Opel, Nürnberg

 

Dieses Areal ist ein steinerner Zeuge der NS-Zeit, der durch nichts zu ersetzen ist. Lebende Zeitzeugen sind grundsätzlich wichtiger als Bücher oder Fotos, insbesondere für die jüngere Generation. Diese sterben leider unwiderruflich aus. Diese steinernen Zeitzeugen der Täter lassen sich jedoch für die folgenden Generationen als Mahnung erhalten. Die notwendigen Millionen dürfen kein Hinderungsgrund sein in einem reichen Land, in dem viele Milliarden für Banken zur Verfügung stehen.

Dr. Hannes Wandt, Nürnberg

 

Wenn Baureferent Daniel Ulrich das Reichsparteitagsgelände mit einer Kathedrale vergleicht, dann hat er den Wesenskern eines Gotteshauses nicht verstanden, und dann sind alle Planungen wirklich auf Sand gebaut, auch bei einer noch so teuren Sanierung der Tribüne. Ein Steg über eine langsam sich auflösende Steintribüne könnte dagegen deutlich den Verfall zeigen.

Paul Storz, Nürnberg

 

„Unsere Geschichte darf man nicht
verrroten lassen“

Ilonka Schröll, Nürnberg

 

„Wir sollten das Geld für die Zukunft unserer Stadt einsetzen“

Erich Roeder, Nürnberg

 

Die Bauten wieder zu rekonstruieren, wäre kein Beitrag mit Erinnerungs- und Lerneffekt. Vielleicht sogar das Gegenteil von dem, was man sich wünschen würde. Der wahrscheinlich beeindruckende Anblick könnte ablenken vom geschichtlichen Hintergrund. Man sollte einmal den mutigen Gedanken zulassen, ob die aufwendige Sanierung vielleicht sogar eine Aufwertung dieser Stätte bedeuten könnte.

Renate Lutzke, Nürnberg

 

Wenn der Motorsportclub während des Rennspektakels am Norisring weiterhin Ansprüche anmeldet, soll er sich von einem guten Architekten eine Konstruktion bauen lassen, welche über die verfallende Zeppelintribüne gestülpt wird, ohne dass auch nur ein Fuß auf dieselbe gesetzt werden muss. Nach Ende des Rennens und Rückbaus erscheint wie gehabt der Verfall des Tausendjährigen Reichs.

Rolf Hilbrecht, Nürnberg