Erlangen sucht Solidarpartnerstadt
500 Euro Erlös aus Fensterverkauf: Erlanger Kindergruppe sammelt Spenden für Kinder in der Ukraine
19.8.2022, 12:30 UhrEs ist hektisch an diesem Tag im Erlanger Rathaus. Zwischen verschiedenen Hochzeitsgesellschaften wartet im ersten Stock eine siebenköpfige Gruppe auf Erlangens zweiten Bürgermeister, Jörg Volleth. Die neunjährige Emmy hat eine Box in der Hand, darin befinden sich selbstgebastelte Ketten aus bunten Perlen, Bügelsterne, Schlüsselanhänger, verzierte Steine und Flaschen. Max hat zum Termin beim Bürgermeister sogar einen Pokal dabei, den die Gruppe bemalt hat.
Die Materialien für die kleinen Kunstwerke haben die Kinder laut Betreuerin Doris Haas selbst gesammelt, auch Gestaltung und Organisation der Herstellung hat die Gruppe selbst übernommen. "Viele Gegenstände lagen in unserer Fundbox vor dem Hort ", erzählt Emmy.
Nicht nur Eltern als Kunden
Vor einem Jahr haben die Kinder mit dem Verkauf am Fensterbrett der Kindertagesstätte begonnen. "Es war praktisch, dass dort direkt ein Parkautomat ist. Dadurch sind viele Leute vorbeigekommen", berichtet Emmy. Ihre Hauptabnehmer waren vor allem Passanten, weniger die Eltern, wie man vermuten könnte. Zunächst hatten die Kinder geplant, das Geld aus dem regelmäßigen Verkauf für den Klimaschutz zu spenden. "Als sie im Februar vom Krieg in der Ukraine erfahren haben, hat die Gruppe allerdings beschlossen, das Geld für Kinder in der Ukraine zu sammeln", erzählt Betreuerin Haas. Auch die Produktion wurde umgestellt, Steine wurden fortan in den Farben der ukrainischen Flagge bemalt, für Schlüsselanhänger wurden nur noch blaue und gelbe Perlen aufgefädelt. Um den Verkaufserlös zu steigern, sind die Kinder einmal sogar mit einem Bollerwagen losgezogen und haben ihre Kunststücke auf dem Bohlenplatz verkauft, die Ukraine-Steine wurden schnell ihre Bestseller.
Kurz vor den Ferien erfolgte dann der Kassensturz. Knapp 700 Euro hatte die Gruppe im Laufe des Jahres eingenommen. "Mit einem Teil des Geldes haben wir einen Ausflug in den Freizeitpark nach Geiselwind gemacht", erzählt Max. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie war das laut Betreuerin Haas der erste gemeinsame Ausflug der Gruppe.
Solidarpartnerstadt gesucht
Den Rest des Geldes haben die Kinder bei ihrem Ausflug ins Rathaus dabei und übergeben es Bürgermeister Volleth als Vertreter der Stadt. Der erklärt den Kindern, dass es bereits einen Plan gebe, wohin das Geld fließen soll. Die Stadt Erlangen sucht derzeit eine Solidarpartnerstadt in der Ukraine, der sie beim Wiederaufbau helfen kann. Zwei Städte stehen laut Volleth bereits in der engeren Auswahl, die Entscheidung, welche es wird, fällt im September der Stadtrat. "Wir werden uns dort nach einem geeigneten Projekt für Kinder umschauen und dort euer Geld investieren", erklärt Volleth der Gruppe und ergänzt: "Vielleich entstehen dadurch sogar Brieffreundschaften."
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