Als das easyCredit-Stadion noch Victory Stadium hieß

13.10.2010, 16:52 Uhr
Das Städtische Stadion (hier ein Bild von 1988) hat eine bewegte Geschichte hinter sich.

© Archiv Das Städtische Stadion (hier ein Bild von 1988) hat eine bewegte Geschichte hinter sich.

Kaum war das "Städtische Stadion" 1928 nach dreijähriger Bauzeit als Teil eines neu konzipierten Sport- und Freizeitparks südlich des Dutzendteichs errichtet, durfte es sich auch gleich über olympisches Gold freuen. Bei den Spielen 1928 in Amsterdam gewann das 37.000 Besucher fassende Stadion einen Wettbewerb für künstlerische Gestaltung und galt seinerzeit als "das schönste Stadion der Welt".

Der Glanz verblasste früh, weil sich ab 1933 die Nazis am Dutzendteich einnisteten. Die Nationalsozialisten nutzten die Arena als "Stadion der Hitlerjugend" und veranstalteten hier ihre Reichsparteitage. Hitler ließ sich im offenen Mercedes über die Aschenbahn kutschieren und forderte 1935 in einer Rede die deutsche Jugend auf,  "[...] flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl" zu sein.

Nach dem Sieg der Alliierten im zweiten Weltkrieg hatte der Spuk ein Ende - Fußballspiele fanden trotzdem (fast) nicht statt. Das US-Militär nutzte das nun "Victory Stadium" genannte Stadion als Sportplatz für seine Soldaten, die lieber Baseball spielten, als dem runden Leder nachzujagen. Bis 1961 wurde der Platz nur vereinzelt für "Soccer" freigegeben.

Dann wurde dem Club als frischgebackenem Deutschen Meister von OB Urschlechter eine neue Spielstätte zugesichert. Von dem Plan, die nie fertiggestellte Kongresshalle zu einem Stadion mit 90.000 Plätzen umzubauen, rückte man ab und entschied sich stattdessen dafür, das mittlerweile freigegebene "Städtische Stadion" auszubauen.

Der Club bezog mit dem Start der Bundesliga 1963 sein neues Zuahause, das 1965 fertiggestellt wurde und 64.238 Menschen Platz bot. Zusätzlich errichtete Stahlrohtribünen sorgten dafür, dass weitere 7000 Zuschauer in die Arena passten. Am 30. Mai 1971 fanden sich sogar 75.000 Fans im "Städtischen Stadion" ein, als der Club gegen Fortuna Düsseldorf spielte. Das allerdings nur, weil sich die Besucher auch auf der Laufbahn niederließen.

Mit dem Gewinn der neunten Meisterschaft des 1. FC Nürnberg 1968 konnte die Sportstätte kaum mehr den Ansprüchen genügen. Die Chance, anlässlich der WM 1974 günstige Finanzierungsmöglichkeiten für einen erneuten Ausbau wahrzunehmen, ließ man in Nürnberg jedoch ungenutzt verstreichen. "Wenn Nürnberg glaubt, auf die gewaltige WM-Werbung verzichten ztu können, dass müssen wir das akzeptieren.", zeigte sich der damalige DFB-Präsident Hermann Neuberger verständnislos.

1986 nagte der Zahn der Zeit dann aber so sehr am Tribünendach, dass bauliche Maßnahmen unumgänglich geworden waren. Für den Festpreis von 52 Millionen DM wurde eine Arbeitsgemeinschaft mit dem Umbau zum Frankenstadion beauftragt. Probleme machte dabei vor allem die denkmalgeschützte Haupttribüne, die - wie sich herausstellte - in den 1920er Jahren nicht fachgemäß errichtet wurde. Der Erhalt des Rumpfes ließ die Kosten auf 68 Millionen DM ansteigen.

Am 29. September 1991 wurde das "Frankenstadion" mit einem Spiel gegen den FC Bayern (1:1) eingeweiht. Bei ausverkauftem Haus bescherten 52.500 Anhänger dem Club fortan Brutto-Einnahmen von 900.000 DM. In den Folgejahren wurde die Stehplatzkapazität reduziert, so dass die Gesamtkapazität auf 44.600 Menschen schrumpfte.

Anlässlich der WM 2006 wurde das "Frankenstadion" ab 2003 für 56 Millionen Euro modernisiert. Neben dem Ausbau der Infrastruktur rund um die Arena wurde unter anderem auch das Spielfeld um 1,5 Meter abgesenkt. Die Sportstätte bot während der Weltmeisterschaft 44.308 Anhängern Platz, in Ligaspielen durften 47.500 Fans ins Stadion.

Am 14. März 2006 wurden die Namensrechte am "Frankenstadion" an die heutige Teambank veräußert, die die Arena nach ihrem Konsumentenkredit in "easyCredit Stadion" umtaufte.

In der Winterpause der Saison 2009/2010 erfuhr das Stadion seine bislang letzte Veränderung. Die Blöcke 1 und 3 wurden wieder in Stehplätze umgewandelt, wodurch das Fassungsvermögen auf 48.553 Plätze während des Ligabetriebs erhöht wurde.

Seit Herbst 2010 kochen die Diskussionen um den Namen des einstigen "Städtischen Stadions" wieder hoch, nachdem die Teambank darüber nachdenkt, den Vertrag mit der Stadionbetreibergesellschaft nicht zu verlängern. Die Fans selbst präferieren eine Rückkehr zu "Frankenstadion" oder eine Umbenennung in Max-Morlock-Stadion. Ihre Rufe werden angesichts dann ausbleibender Einnahmen aber wohl ungehört verhallen.

 

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