Alte Zaubertricks statt übersinnlicher Kräfte

24.1.2008, 00:00 Uhr

«Gefährlich», meint dagegen Mark Schmidt. Dabei hat der Wiesbadener Anwalt eigentlich gar nichts gegen Zaubertricks, im Gegenteil: Schmidt ist selbst Hobby-Zauberer. «Ich muss sagen, das sind wirklich ganz hervorragende Zauberkunststücke, die da gezeigt werden», bekennt er. Aber es sind eben nur Tricks - mehr nicht. Was stört Schmidt dann an Uri Gellers Show? «Dass man nicht als ,ehrlicher‘ Zauberkünstler mit einem Augenzwinkern auftritt. Hier wird die Grenze zum Wunderheiler überschritten.» Denn der 61-jährige Geller und die Kandidaten, die sich in der Casting-Sendung ihm ebenbürtig erweisen sollen, behaupten, übersinnliche Kräfte zu haben, in die Zukunft sehen zu können oder Psychosen heilen zu können.

So auch in der jüngsten Sendung beim Auftritt des Nachwuchs-Magiers David Goldrake. Der verkündet von sich, seit einem Nahtod-Erlebnis einen «erweiterten Geisteszustand» zu haben. Deshalb, so erklärte er, sei er in der Lage, Stargast Christina Plate mittels «gebündelter Energie» von einer Phobie zu heilen. Plate war tatsächlich außerordentlich überrascht: Goldrake verbrannte einen Zettel, auf den sie zuvor ein traumatisches Kindheitsereignis geschrieben hatte. Plate versicherte glaubwürdig, dass von dem Erlebnis nur zwei Menschen wissen. Dann rieb Goldrake die Asche über seinen Unterarm - und die von Plate aufgeschriebenen Worte erschienen auf seiner Haut.

Die Vorstellung war durchaus beeindruckend, findet auch Hobby-Zauberer Mark Schmidt. Aber: «Das Traurige ist, wozu es eingesetzt wird. Wenn es zur Unterhaltung gebracht wird, ist es in Ordnung, aber wenn Leute davon überzeugt werden, dass das eine ,Wunderheilung‘ ist, geht das zu weit.» Denn freilich wurde Christina Plate nicht von ihrer Angst geheilt, nur weil David Goldrake ihre Worte zum Vorschein brachte - im Übrigen «ein Standard-Trick, den man im Zauberhandel kaufen kann», wie Schmidt im Gespräch mit der NZ verrät.

Der 37-Jährige weiß, wovon er spricht. Denn Schmidt führt nicht nur selbst Zaubertricks vor, er ist auch Mitglied im Vorstand der GWUP, der «Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften». Der gemeinnützige Verein hat sich selbst zum Ziel gesetzt, Parawissenschaften, Pseudowissenschaften und verwandte Theorien mit wissenschaftlichen Methoden zu prüfen. «Zur GWUP kommen immer wieder Leute, die auf ,Wunderheiler‘ hereingefallen sind», berichtet Schmidt. Leute, die viel Geld und möglicherweise sogar ihre Gesundheit verloren haben, weil sie sich auf Wahrsager, Handaufleger oder Geisterbeschwörer verlassen haben.

Und genau diesem gefährlichen Wunderglauben, so Schmidts Vorwurf, leistet Uri Geller mit seiner Sendung Vorschub. Wundersames gibt es in der Magier-Karriere des 61-jährigen «Mystifiers» (ein Wort, das es weder im Deutschen noch im Englischen gibt) allerdings zuhauf. Seine vorgeblichen übersinnlichen Kräfte will er mal von Gott, mal von Außerirdischen empfangen haben. Den Kalten Krieg will er beendet und andere Kriege verhindert haben, mithilfe der Kraft seiner Gedanken. Weniger spektakulär sind allerdings die Tricks des Israelis: das Verbiegen und Zerbrechen von Löffeln führt er seit immerhin 37 Jahren vor. Beachtlicher ist, dass in dieser Zeit dutzende Male wissenschaftlich nachgewiesen worden ist, wie Geller seine Löffel verbiegt. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung fand beispielsweise heraus, dass er dazu Chemikalien einsetzt. Gegen viele seiner Kritiker ist Geller deshalb gerichtlich vorgegangen - und hat kein einziges Mal Recht bekommen.

Nun also sucht er einen würdigen Nachfolger. In seiner Heimat hat Geller den offensichtlich noch nicht gefunden. Dort lief das gleiche Format bereits unter dem Namen «The Successor» («Der Nachfolger») und war mit Einschaltquoten von über 50 Prozent das erfolgreichste Programm der israelischen Fernseh-Geschichte. Ganz so hoch sind die Quoten in Deutschland zwar nicht, aber erfolgreich ist die Sendung durchaus.

Würden Geller und seine Nachfolge-Kandidaten ganz einfach dazu stehen, dass sie Zauberkunststücke vorführen, wie es zum Beispiel David Copperfield tut, wäre Mark Schmidt mit der Show zufrieden. Und der Entertainer könnte sich vielleicht Schlagzeilen wie «Größter Betrug seit Erfindung des Fernsehens» (Rheinische Post) ersparen. Denn «interessant und spektakulär» sind die gezeigten Tricks durchaus, meint der Skeptiker Schmidt. Aber eben keine Magie.

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