Am Anfang des Regenbogens steht das Licht

23.11.2020, 19:10 Uhr
Am Anfang des Regenbogens steht das Licht

© Foto: Steve Parsons/PA Wire/dpa

Die Regentropfen brechen das weiße Licht der Sonne und zerlegen es in seine Einzelteile. Weil jede Farbe in einem etwas anderen Winkel zurückgeworfen wird, liegen sie plötzlich nicht mehr übereinander sondern nebeneinander.

Diesem und weiteren Gesetzen der Optik sind Gelehrte erst nach und nach auf den Grund gekommen. "Wissenschaftsgeschichte ist kein linearer Fortschritt", sagt Thony Christie. "Das, was wir heute wissen, ist das, was im Laufe der Zeit übrig geblieben ist." Am Mittwoch, 25. November, spricht Christie über "Die Entwicklung der Optik im islamischen Mittelalter". Der Wissenschaftshistoriker aus Erlangen sagt: "Oft werden Einzelne für eine Entdeckung berühmt, aber fast immer waren es mehrere, die zur gleichen Zeit an etwas gearbeitet haben oder sich gegenseitig ergänzen."

Christie hat die Reihe "Arabische Wurzeln der europäischen Wissenschaft" auch mit geplant und organisiert, die eigentlich im Nürnberger Planetarium stattfinden sollte. Wegen der Corona-Maßnahmen weichen die Referenten nun aber auf die Online-Videoplattform Zoom aus. Die Teilnahme ist deshalb dafür bis auf Weiteres kostenfrei.

Zwischen dem neunten und elften Jahrhundert nach Christus haben islamische Gelehrte die optischen Theorien des antiken Griechenlands aufgenommen. "Die Griechen dachten noch, dass unsere Augen Licht ausstrahlen, um zu sehen", sagt Christie. Die ersten wissenschaftlichen Beschreibungen des Auges gehen auf Galen zurück, einen der bedeutendsten Ärzte in der Antike. Er lebte im zweiten Jahrhundert nach Christus. Einige seiner Thesen waren so populär, dass sie erst 1500 Jahre später korrigiert werden konnten.

Licht fällt ins Auge

Der Araber Ibn al-Haitham entwickelt die Anatomie des Auges von Galen weiter. Er beschreibt im zehnten Jahrhundert Netzhaut, Hornhaut und Regenbogenhaut im Auge, einen Glaskörper, Linse und Sehnerven. Anders als seine Vorgänger erkennt er, dass Gegenstände Licht reflektieren, das dann ins Auge fällt. Trotzdem bleiben beide Theorien des Sehens bis ins Mittelalter nebeneinander bestehen.

Al-Haitham experimentiert auch mit sogenannten Lesesteinen, die als eine Art Vorläufer der Lupe gelten. "Die Brille wird erst im Jahr 1260 erfunden", sagt Christie. "Und danach dauert es fast 400 weitere Jahre bis zum ersten Teleskop, dabei ist das eigentlich auch nichts anderes als zwei Brillen hintereinander gereiht."

INFO

Der Vortrag wird am Mittwoch, 25. November, von 19 bis 20.30 Uhr kostenfrei auf "Zoom" zu sehen sein. Der Link dazu steht auf der Webseite https://art-und-friedrich.de

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