Ausstellung zum NN-Kunstpreis

19.7.2011, 17:43 Uhr
Ausstellung zum NN-Kunstpreis

© Michael Matejka

Der Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten bleibt ein Traditionsbetrieb. Gut dotiert – und keine Experimente: Wer sich bewirbt, wie in diesem Jahr wieder 600 Künstler aus der Region, akzeptiert die klassische Ausrichtung des Wettbewerbs. Wer die Ausstellung besucht, die ab morgen im Kunsthaus gezeigt wird, braucht böse Überraschungen kaum zu fürchten.

Mit einigen sehenswerten Entdeckungen ist unter den 100 Werken von 77 ausgewählten Künstlern zu rechnen, mit vielen alten Bekannten – und dann noch mit einem erfreulich belebenden „Ausrutscher“, den die Jury sich mit einer Auszeichnung der frechen Modellbauten von Fredder Wanoth genehmigt hat. Kunst, die so deutlich politisches Zeitgeschehen kommentiert, wie sonst kaum eine in den vergangenen Ausstellungen zum Kunstpreis.

Aus Silversterrakten-Zubehör, Kartons, Zeitungskopien und Bratenschnüren hat der 1957 in Beilngries geborene und in Nürnberg lebende Wanoth unter anderem eine Silvio-Berlusconi-Brücke gebastelt, an der Frauenbeine hinunterstürzen. Und unter dem Titel „Schweinfurt“ wird eine Unternehmerfamilie, die viel Wind macht, als „Windrad“ bedacht. Feinarbeit, Fantasie und unverblümter Humor treffen zusammen und mehr von dieser Mischung würde der ganzen Schau nichts nehmen.

Wie Wanoth, so erhält auch der junge Silberschmied Matteo Bauer-Bornemann eine der fünf mit 2000 Euro dotierten „Auszeichnungen“. Eine filigrane, lasergeschweißte „Schale“ ist sein Werk. Für zwei poppig-expressive „New York“-Gemälde wiederum wird Werner Tögel gepriesen, Jong Su Chu für eine raumgreifende „Kaktus“-Skulptur, die aus hundert Eisenstäben besteht – und Sigrid Frey für drei recht konventionell geratene Keramikfiguren beim „Teegespräch“.

Preisgelder im Wert von insgesamt 575000 Euro wurden – die diesjährigen Beträge mitgerechnet – bislang beim NN-Wettbewerb vergeben. Was die Sache zu einer großzügigen Unterstützung hiesiger Künstler im Kampf ums tägliche, kreative Dasein macht. 18 zumeist jüngere Teilnehmer geben heuer ihr Kunstpreis-„Debüt“. Daneben hält die Jury aber auch vehement an ihrer Treue zu Ausstellungsveteranen wie Wolfgang G. Bühler, Herbert Bessel, Manfred Hönig, Walter Förster oder Wilhelm Uhlig fest, deren Positionen seit Jahren bekannt sind.

Die Jury bestand 2011 aus Fritz Aschka (Journalist), Michael Becker (Verlag Nürnberger Presse), Joachim Bleistein (Kunsthaus),. Andrea Dippel (Kunstvilla), Udo Kaller (Maler), Claus Pese (Kunsthistoriker) und Jürgen Sandweg (Kunstmuseum Erlangen).

Den mit 8500 Euro dotierten ersten NN-Kunstpreis hat sich der Maler – und frühere Windsbacher Knabenchorsänger – Philipp Findeisen verdient. Auf dem farbstarken Acryl- und Ölgemälde des 1977 geborenen Künstlers ist ein monströs wuchernder Dschungel zu sehen. Der Untergrund mutet synthetisch an, eine pixelnde Maltechnik ist als zeitgenössische Referenz zu lesen, schlingende Pflanzen ziehen den Blick ins Bild.

Der zweite Preis (5500 Euro) geht an den Fürther Zeichner und Grafiker Axel Voss, der in seinen Werken vornehmlich Stadtansichten reflektiert. „Kunst mit Kante“, wie Jury-Mitglied Becker sie bezeichnet – Voss’ Darstellung der aufgelassenen „Quelle“ steht dafür.

Später geht’s nach Spanien weiter

Urbanen Lichterstrecken ist auch die in Nürnberg lebende Chinesin Yin Ren (Jg. 1979) auf der Spur. Mit ihrem Acrylgemälde „18:15“, das an einen Blick aus großer Höhe auf eine Metropole denken lässt, landet sie auf den mit 3000 Euro dotierten dritten Platz.

Über den „Sonderpreis des Verlegers“ – 8500 Euro – kann sich der Maler Andi Schmitt freuen. Das Metier des Unterfranken (Jg. 1957) ist die Landschaft – viel Himmel, Horizont und Licht, das an die Romantiker des 19. Jahrhunderts erinnert.

Bis 4. September sind sämtliche Beiträge im Kunsthaus zu sehen, bevor die Ausstellung danach in Nürnbergs spanischer Partnerstadt Cordoba gezeigt wird.

21. Juli bis 4. Sept.; Kunsthaus, Königstr. 93, Di.–So. 10–18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr. Katalog 20 Euro.
 

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