NN-Kommentar

Autobahn-Ausbau: Ende der Asphalt-Orgien

31.8.2021, 17:42 Uhr
Fast fünf Jahre lang wurde am Kreuz Fürth/Erlangen, dem Schnittpunkt von A73 und A3, gearbeitet, um einen Verkehrsknotenpunkt von gewaltigen Dimensionen zu erschaffen.

© Max Söllner, NNZ Fast fünf Jahre lang wurde am Kreuz Fürth/Erlangen, dem Schnittpunkt von A73 und A3, gearbeitet, um einen Verkehrsknotenpunkt von gewaltigen Dimensionen zu erschaffen.

War der jahrelange, teure Ausbau des natürlich immens wichtigen Kreuzes zwischen Frankenschnellweg und A 3 tatsächlich erforderlich? Wenn man nur aufs gestiegene Verkehrsaufkommen blickt, dann natürlich.

Dann können die Planer aber jetzt schon mal mit dem nächsten Ausbau-Konzept beginnen. Denn es ist ja in der Tat absehbar, dass die Belastung dieser Drehscheibe weiter wachsen wird. Also: nächste Erweiterung 2035 oder 2040? Und die A 3 muss dann vier- oder teils fünfspurig werden, weil die Kapazitäten schon wieder erschöpft sind?

Die Befürworter von Straßenausbauten argumentieren mit einem einzigen Argument: Die Autobahnen sind zu voll - und daher müssen sie ausgebaut, erweitert werden. Dass attraktivere Trassen aber auch mehr Verkehr anziehen, eventuell sogar mehr Belastung erzeugen, weil Güter eben weiter auf der Straße und nicht auf der Schiene transportiert werden - das kommt in dieser Logik nicht vor. Weil die Ausbau-Anhänger gern marktwirtschaftlich argumentieren - es gilt aber eben auch: Angebot schafft Nachfrage.

Zu volle Autobahnen: Das stimmt auch keineswegs für das gesamte Netz - das in Deutschland weit größer ist als in anderen, vergleichbaren Staaten. Es gibt kaum benutzte Autobahnen, die dennoch gebaut wurden - weil sie in einem Verkehrswegeplan standen und irgendwann mal dran waren. Dann gibt es zu oft Relikte falscher Planungen wie die "So-da"-Brücken im Niemandsland - die einfach so da sind, weil mal geplant.

Es ist höchste Zeit, die Art und Weise zu überprüfen, mit der in Deutschland Straßen auf den Weg gebracht werden. Bisher galt eine Art Windhund-Verfahren: Die Länder melden ihren Bedarf an; je höher der ausfällt, desto mehr Zuschüsse vom Bund gibt es. Und entsprechend wird dann gebaut.

Erst seit diesem Jahr ging die Zuständigkeit für Planung und Bau der Autobahnen auf den Bund über - ein überfälliger Schritt. Weitere müssen folgen: Bisher wurde für den Bedarf einer Strecke die Zeitersparnis einberechnet, die Autos bei der Nutzung der neuen Trasse haben. Klima- und Umweltschäden blieben dagegen weitestgehend außen vor.

Das ist anachronistisch. Manche Erweiterung wird auch künftig notwendig sein. Aber jeder Neubau muss genauer unter die Lupe genommen werden - auch unter dem Blickpunkt, was mit dem investierten Geld anderswo umweltfreundlicher erreicht werden kann.

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