Baden in sinfonischem Seifenschaum

14.4.2019, 19:35 Uhr

Seine Muskeln wird er über die gesamte Dauer des Stücks spielen lassen müssen, liegt ihm doch einerseits die pianistenfeindliche Akustik der großen Meistersingerhalle im Nacken und zum anderen der Überschwang des Dirigenten Marcello Mottadelli, der schon wenige Takte nach dem ersten Orchestereinsatz die Dynamikschraube gefährlich hochdreht.

Zwischenzeitlich hat man den Eindruck, dass dem Pianisten nichts anders übrigbleibt, als gegen erbarmungslose Klangmassen anzukämpfen. Klar, dass dabei ein großer Teil des Flairs, von dem diese so charmante, exotische Musik lebt, auf der Strecke bleibt. Besser gelingt das dynamische Zusammenspiel in Ravels G-Dur-Klavierkonzert. Doch auch hier gehen Details und Farben verloren. Hat irgendjemand die gezupften Nadelstiche der Streicher am Anfang des ersten Satzes gehört? Warum lässt man die wunderbaren, nach wiederholtem Auftauchen so herrlich mit Flatterzunge angeätzten Blueseinwürfe der Bläser so effektlos untergehen?

Maestro Mottadelli scheint gern in sinfonischem Seifenschaum zu baden, das macht nach der Pause auch seine Sicht auf César Francks d-Moll-Sinfonie deutlich. Das recht flotte Tempo, das er im ersten Satz aus der Bezeichnung "Allegro non troppo" herausliest, hätte sich in einem transparenteren Klangbild durchaus vorteilhaft ausgenommen. Durch die enorme Massierung der Kräfte, die der Dirigent dem Orchester abverlangt, gerät das Ganze an manchen Stellen jedoch gefährlich ins Schlingern und klingt wie falsch verstandener Bruckner.

Erst im letzten Satz gelingt es dem Dirigenten einigermaßen, die Balance zwischen den einzelnen Instrumentengruppen herzustellen und der Dominanz der schweren Bläserfraktion etwas entgegenzusetzen. Immerhin macht es einen Unterschied, ob 60 Streicher auf dem Podium sitzen oder wie im Fall der Nürnberger Symphoniker um die 40.

Keine Kommentare