Bayreuther rufen Petition für Jalal ins Leben

24.4.2018, 17:57 Uhr
Bayreuther rufen Petition für Jalal ins Leben

© Hans von Draminski

Es war der 24. April 2013, als zehn Jugendliche vor der Bayernkaserne in München in einen VW-Bus stiegen. Er brachte die Jungs – die meisten aus Somalia, einer aus Afghanistan – nach Bayreuth in die erste Condrobs-Jugendhilfe-Einrichtung für jugendliche unbegleitete Flüchtlinge. Bis zum Schluss waren noch die Möbel in der Unterkunft in der Himmelkronstraße in Bayreuth aufgebaut worden.

Das ist fünf Jahre her, seitdem hat sich viel getan. Condrobs hat in Oberfranken mittlerweile fünf Jugendhilfeeinrichtungen, drei in Bayreuth, zwei in Pegnitz, aufgebaut. Der Verein hat 50 Plätze für unbegleitete Flüchtlinge geschaffen; inzwischen hat Condrobs über 100 Jugendliche im Regierungsbezirk betreut. Zum fünfjährigen Geburtstag sind zwei der ersten Bewohner der Bayreuther Unterkunft gekommen: Amin und Farid haben sich für die Feier extra frei genommen.

Über 100 Einladungen

Über 100 Einladungen hat Condrobs rausgeschickt, zahlreiche Leute sind in den Mühlweg zum ehemaligen Milchhof gekommen. Eine Torwand ist aufgebaut, es gibt eine Fotoausstellung, die jungen Flüchtlinge begrüßen die Gäste mit Trommelklängen. Ein Bus aus Bayreuth hält an, es steigen die Bewohner der drei Unterkünfte in Bayreuth aus. Viele haben Essen dabei.

Daniela Ritter leitet seit 1. April die Einrichtung im Mühlweg. Dort sind die 15- bis 18-Jährigen untergebracht, die zwölf- bis 15-Jährigen leben in der Unterkunft am Kleinen Johannes. Die 25-jährige Ritter erzählt, dass die Vorbereitungen im Mühlweg — hier leben aktuell zwölf Jugendliche, 18 Plätze gibt es insgesamt — ein paar Wochen gedauert haben.

Condrobs hat einige Gäste eingeladen, die Grußworte sprechen. Darunter Stefan Krug, Abteilungsdirektor bei der Regierung von Oberfranken: "Es ist Ihnen in fünf Jahren gelungen, diesen Jugendlichen in einer besonders schwierigen Phase ihres Lebens ein Stück Halt zu gewähren", sagt er, an die Mitarbeiter von Condrobs gerichtet.

"Ihr bereichert unser Leben"

Auch der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab ist gekommen. Er hebt die Bürgerversammlungen hervor, die vor der Ankunft der Flüchtlinge abgehalten worden waren. "Wir haben Gutes bewirkt, wir haben Hürden abgebaut und Beziehungen angebahnt." Darauf könne man mit Stolz blicken. Zu den Jugendlichen sagt er: "Ihr bereichert unser Stadtleben. Wir hoffen, dass wir aus den Reihen der Stadtgesellschaft euer Leben bereichern können." Die Condrobs-Betreuer zeigten den Jugendlichen nicht nur Perspektiven auf, sondern eröffneten ihnen diese auch.

Im Fokus der Feier stehen die jungen Flüchtlinge. Der Bayreuther Rapper Superphad, mit bürgerlichem Namen Steffen Riess, hatte mit fünf der Jungs im vergangenen Jahr einen Rap-Workshop über zehn Wochen veranstaltet. Dabei sind 20 Lieder entstanden, drei davon stellen die Jugendlichen vor. "Die Jungs haben alles gegeben, sie waren immer pünktlich da. Sie wollen alle weitermachen", lobt Steffen Riess.

Beim Fest in Pegnitz macht Riess auf Jalal aufmerksam: Der taubstumme Junge war mit seiner Familie nach Deutschland gekommen. Nun sollen die vier Aserbaidschaner abgeschoben werden, sie haben eine freiwillige Ausreiseerklärung unterzeichnet. "Aber wir wissen, dass er es nicht will", klagt Riess. Er hatte Jalal bei einem "Basketball meets Rap"-Workshop in Bayreuth kennengelernt. Er nahm einen Song auf, gemeinsam mit den jugendlichen Flüchtlingen drehte er ein Video und startete eine Petition, damit Jalal bleiben kann. "Wir wollen Helfer finden, so dass zumindest Jalal und seine Schwester bleiben können", betont Riess.

Wer die Petition unterzeichnen will, findet sie im Internet unter www.openpetition.de/!jalal

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