Frust steigt

"Das ist existenzgefährdend": Unternehmer über immer höheren Spritpreis

21.10.2021, 14:28 Uhr
Der Griff zum Zapfhahn ist für Taxiunternehmer Bernward Finck derzeit ein Ärgernis.

© Marcel Staudt, NN Der Griff zum Zapfhahn ist für Taxiunternehmer Bernward Finck derzeit ein Ärgernis.

Bernward Finck ist selbstständiger Taxiunternehmer und alle paar Jahre wieder Hellseher. In die Zukunft zu sehen gehört zu seinen Aufgaben als Vorsitzender der Erlanger Taxigenossenschaft, wenn es darum geht, einen neuen Tarif zu finden. Also festzulegen, wie viel eine Fahrt in Zukunft kosten soll - oder muss, damit es sich für die Unternehmer noch rentiert.

Vergangene Woche hat Finck einen Tarifvorschlag in den Stadtrat eingereicht. Zu berücksichtigen waren Inflation, Steigerung des Mindestlohns auf 12 Euro - und die immer höher werdenden Spritpreise. "Falls der Vorschlag Zustimmung findet, werden wir etwa ab dem zweiten Quartal 2022 höhere Preise haben." So werde die durchschnittliche Taxifahrt von fünf Kilometern Länge etwa 1 Euro teurer werden.

Bis dahin müssen die Taxiunternehmer die Mehrkosten durch höhere Spritpreise selbst tragen. Einfach ein bisschen mehr zu verlangen, weil das Benzin oder der Diesel teurer geworden ist, sei nicht möglich. "Wir sind an den vereinbarten Tarif gebunden", sagt Finck. Das ist schön für den Kunden, für Finck und seine etwa 70 Kollegen der Genossenschaft allerdings schwierig. "Es ist existenzbedrohend. Unser Geschäft hat durch Corona sehr gelitten. Die Kassen sind leer. Und jetzt wird der Sprit teurer."

Mindestlohn wird noch schlimmer

Durchschnittlich lege ein Taxi pro Jahr etwa 100.000 Kilometer zurück, so Finck. Bei der derzeitigen Preisentwicklung könne das für den Unternehmer schnell Mehrkosten von mehreren Hundert Euro pro Monat bedeuten. "Wirtschaftlich ist es eine Katastrophe", sagt Finck. Doch im Vergleich zum Mindestlohn, der 12 Euro betragen soll, sei der hohe Spritpreis "Kindergarten" - zumindest für Kollegen, die Fahrer beschäftigten.

Klaus Kohler hatte bis vor ein paar Wochen noch gute Laune, wenn er auf sein Geschäft geblickt hat. "Nach Corona geht es jetzt langsam wieder los. Wir fahren wieder Vereine, Firmen und vieles mehr", sagt der Chef des Busunternehmens Kohler Reisen in Höchstadt. 40 Busse sind in seinem Namen europaweit unterwegs.

Verständnisvolle Kunden

Doch nun steigen durch den hohen Spritpreis die Kosten. "Nicht mal während der Dieselkrise 2012 war der Diesel so teuer", sagt er. Deshalb werde er von den Kunden in Zukunft pro gefahrenen Kilometer zehn Prozent mehr verlangen. "Unsere Mitbewerber werden ebenfalls hochgehen", ist sich Kohler sicher, "wir bitten um Verständnis, anders können wir nicht kostendeckend arbeiten". Bislang reagierten Kunden verständnisvoll. Doch irgendwann werde auch deren Geduldsfaden reißen, befürchtet der Busunternehmer.

"Auch hierzulande könnte es bald englische Verhältnisse geben", sagt Henrik Voigt, zuständig für Fuhrparkmanagement und Disposition bei der Spedition Pohl. "Dann könnten die Regale in den Supermärkten leer bleiben, weil die Speditionen die Produkte nicht kostendeckend transportieren können." Pohl hat Standorte in Hemhofen, Forchheim und Tennenlohe. Die Lage der Branche sei durch Fahrermangel und CO2-Steuer sowieso angespannt. "Jetzt müssen wir aufpassen, dass wir durch den hohen Spritpreis nicht ins Minus fahren", sagt Voigt. Aktuell würden für den Transport Verträge mit Kunden von einem Monat Laufzeit geschlossen, weil die Preise ständig neu kalkuliert werden müssten.

Bei manchen längerfristigen Verträgen sei es nun nötig zu kündigen und neu zu verhandeln. "Vor Kurzem haben wir Holzbriketts nach Frankreich gefahren. Die Kunden haben sehr verständnisvoll darauf reagiert, dass wir mit den Preisen etwas hoch müssen." Letztlich werde der Endverbraucher die Steigerung bezahlen müssen - teurere Holzbriketts in Frankreich, weil in Deutschland Benzin und Diesel so viel kosten.

Eine Umfrage unter Kunden einer Erlanger Tankstelle über die hohen Spritpreise lesen Sie hier