Den roten Teppich gibt’s im nächsten Jahr

12.12.2019, 19:02 Uhr
Den roten Teppich gibt’s im nächsten Jahr

© Foto: Katharina Tontsch

Der Stammgast

Als Richard Rzehak auf die Bühne geht, gibt es erstmals an diesem Abend tosenden Applaus. Am 13. Oktober ist der Erlanger 90 Jahre alt geworden. Bei der Sportlerehrung (alle Ausgezeichneten finden Sie auf der nächsten Seite) ist er trotzdem wieder dabei. Wie immer eigentlich seit der Einführung der Veranstaltung. Das Sportamt hat für seine Erfolge sogar extra eine Zeitleiste entworfen, los geht es im Jahr 1983. Viele der anderen Sportler waren da noch nicht einmal geboren. "Ich war bei 36 Weltmeisterschaften und Europameisterschaften dabei", sagt Rzehak, "ich war auf der ganzen Welt. Doch jetzt werde ich keine größeren Reisen mehr machen." Mit 90 Jahren sei man dann doch ein wenig zu alt. Beim Gruppenfoto aber zeigt Rzehak noch seine Fitness. Während sich alle außer den Handballerinnen schüchtern nach hinten drängen, kniet der Senior gemeinsam mit seiner Vereinskollegin Elisabeth Leopold in vorderster Front.

Der größte Applaus

Den allermeisten Applaus aber gibt es für Josia Topf. Alle lieben den Sportler des Jahres 2018, sie respektieren seine Leistungen, gerade weil sie so erstaunlich sind. Moderator Axel Fischer verkündet es auch gleich: Der 16-Jährige hat sich am vergangenen Wochenende für die Paralympischen Spiele 2020 qualifiziert. Wieder Riesen-Applaus. Wieder sind alle baff. Denn Josia Topf sieht auf den ersten Blick nicht so aus, als könnte er im Schwimmen Rekorde aufstellen. Der Erlanger muss mit einem seltenen und bei ihm stark ausgeprägten Gendefekt leben, Beine und Arme sind stark verkürzt. Am vergangenen Wochenende ist er den Weltrekord über 50 Meter Delfin geschwommen, dazu hat der die Paralympics-Norm über 50 Meter Rücken und 50 Meter Freistil geknackt. Die Stadt zeichnete ihn am Mittwoch mit Gold aus. Das könnte sich 2020 in Tokio wiederholen.

Die Jüngste

So klein und schon bei einer Weltmeisterschaft dabei, das geht auch nur im BMX-Sport. Annika Psyk, zierlich, mit langen blonden Haaren, kam vor fünf Jahren durch ihren Bruder dazu, die Geschwister fahren gemeinsam aus Nürnberg zum Training nach Spardorf. Gerade einmal 13 Jahre alt ist Annika Psyk, dass sie Mut hat, glaubt man ihr sofort. Für BMX-Rennen muss man schließlich furchtlos sein. Bei der Sportlerehrung aber war das Mädchen doch ein wenig überwältigt, ebenso wie von der WM. "Da ist viel mehr los als bei Bundesliga-Rennen", sagt sie. Die nationale Renn-Serie hat Psyk gewonnen. Am letzten Wettkampf-Tag radelte sie als Erste über die Ziellinie. "Da wusste ich schon, dass ich gewinne." Zuerst fiel sie ihren Eltern in die Arme. "Ich habe mich so gefreut." Im Vorjahr wurde sie nur Zweite. Jetzt hatte sie es nach ganz oben geschafft.

Der Doktor

Werner Müller ist Doktor. Doppelt sogar. "Ich habe zuerst Chemie studiert, das war mir aber zu weit weg vom Menschen. Dann habe ich Humanmedizin studiert. Das war mir zu nah am Menschen", sagt Müller. Schließlich wurde er Toxikologe. "Jetzt bin ich aber Rentner." Die Titel führt der gebürtige Regensburger, der vor 35 Jahren nach Erlangen kam, dennoch weiter, auch beim Sportschießen. Deswegen ist Müller ja eigentlich bei der Sportlerehrung. Sein Sport-Moment des Jahres war die Weltmeisterschaft der Senioren. "Ich habe Luftpistole aufgelegt geschossen. Als Schütze kommt es sehr darauf an, dass man innerlich stabil ist. Das war unter diesen Bedingungen schwer einzuhalten", sagt der 79-Jährige. "Bei einer Weltmeisterschaft ist man schon aufgeregt." Es war seine erste WM überhaupt. Trotzdem wurde der Doktor Dritter.

Die Olympia-Kampfansage

Dass Alexander Megos dabei sein würde, ist recht spontan gewesen. Doch dann ist er da, Erlangens aktuell wohl bekanntester Sportler. Im Sommer hat sich der 26-Jährige für die Olympischen Spiele qualifiziert, seither muss er viel trainieren, hat aber vor allem "viel Stress" mit dem ganzen Drumherum. Zur Sportlerehrung kommt er trotzdem, dort gibt es schon einmal eine Goldmedaille. Und dann plaudert er auch noch launig mit Moderator Axel Fischer.

Der lässt bei den Olympia-Chancen des Erlangers nicht locker. Megos sagt also: "Wenn es richtig gut läuft, kann ich gewinnen. Auf jeden Fall aufs Podium würde ich es schaffen. Das traue ich mir zu." Läuft es schlecht, "werde ich vielleicht 20." Wieder Applaus. Im Saal glauben natürlich alle, dass es in Tokio richtig gut laufen wird. Die Verhandlungen über einen roten Teppich bei der nächsten Sportlerehrung haben bereits begonnen.

 

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