Der Dauerbrenner der VfL-Baskets Treuchtlingen

10.5.2020, 08:10 Uhr
Der Dauerbrenner der VfL-Baskets Treuchtlingen

© Foto: Bastian Mühling

Erst eine Verletzung am rechten Arm (Bruch von Elle und Speiche, ausgerenkter Ellbogen) hat ihn in der Saison 2019/2020 gestoppt und für längere Zeit außer Gefecht gesetzt. Das war noch vor der Corona-Krise, die schließlich für einen Abbruch der Spielzeit sorgte. Wann auch immer die nächste Saison losgeht: Huhn will alles daran setzen, dass er wieder für den VfL als Spielmacher auf dem Feld stehen kann. Das erklärte er im Interview mit unserer Zeitung und äußerte sich zudem über Aufbautraining, die eigene Corona-Infektion und die Besonderheit der Treuchtlinger Basketball-Familie.

Herr Huhn, vor einem halben Jahr, am 9. November 2019, haben Sie sich im Spiel beim FC Bayern München III Ihre schwere Verletzung am rechten Arm zugezogen. Deshalb auch die erste Frage: Wie geht es Ihnen heute in Bezug auf diese Verletzung?

Claudio Huhn: Alltagsmäßig habe ich keine Probleme mehr, es fällt eigentlich nicht mehr auf, dass da mal was war. Sportlich gesehen mache ich schon seit Längerem wieder Krafttraining. Bereits vor der Corona-Zeit habe ich viel mit unserer Physiotherapeutin Christine Kutschera trainiert, von den Übungen kann ich jetzt vieles zu Hause machen. Was ich gerne ausprobieren würde, wäre allerdings das Werfen auf den Korb, doch in der aktuellen Lage sind sowohl die Hallen als auch die Freisportanlagen geschlossen. Ich nutzte die Zeit dennoch, um regelmäßig zu laufen und vor allem viel Rad zu fahren.

Und wie geht es Ihnen mit Blick auf Corona?

Mich hatte das Virus selbst erwischt, ich kam aber recht glimpflich davon. Ich habe mich ein, zwei Tage ziemlich platt gefühlt und habe gefröstelt, dann ging es mir recht schnell wieder besser. Allerdings hatte ich etwa eineinhalb Wochen keinen Geschmacks- oder Geruchssinn, was offenbar typisch für die Krankheit ist. Ich wurde sogar noch ein zweites Mal positiv getestet, der dritte Test war dann negativ. Insgesamt ist die Infektion bei mir ziemlich milde verlaufen, andere hat es da weitaus schlimmer erwischt. Inzwischen bin ich auch wieder ganz normal auf der Arbeit.

Sie sind beruflich bei der Bereitschaftspolizei in Eichstätt tätig. Wie sieht es hier für Sie aus?

Als Ausbilder bin ich unter anderem für die Bereiche Selbstverteidigung, Einsatz- und Schießtraining zuständig. Das ist momentan natürlich schwierig, weil man auf Distanz achten soll. Hier muss man in nächster Zeit sehen, was machbar ist und wie es mit der Ausbildung weitergeht.

Der Dauerbrenner der VfL-Baskets Treuchtlingen

© Foto: Uwe Mühling

Im Basketball wurde die Saison mit Ausnahme der Bundesliga abgebrochen. In der Regionalliga waren noch vier Spieltage offen, die Tabellen wurden zum Stand vom 13. März eingefroren. Richtige Entscheidung?

Ja, das ist absolut okay so, dass man die Saison in den unteren Ligen komplett beendet hat. Bei uns habe ich da ohnehin kein Problem gesehen (Anmerkung der Redaktion: Die VfL-Baskets standen im gesicherten Mittelfeld auf Rang neun). Ärgerlich war es allerdings für die Mannschaften, die um die Meisterschaft mitgespielt haben. Generell denke ich aber, dass der Sport zurücktreten muss, wenn es um Gesundheit und sogar um Leben geht. Ich frage mich auch, ob es da Sinn macht, wenn man in den Bundesligen – egal in welcher Sportart – unter Zwang noch die Saison weiterführen und zu Ende bringen will.

Schaut man in die Statistiken der vergangenen Jahre, dann fällt auf, dass Sie ein echter Dauerbrenner sind und kaum Spiele verpasst haben. In der Saison 2019/2020 kamen sie aufgrund Ihrer eingangs erwähnten Armverletzung allerdings nur auf acht Einsätze mit durchschnittlich 13,4 Punkten und 5,5 Assists pro Spiel. Wie war es für Sie, so wenig auf dem Feld zu stehen?

Für meinen Körper war es sicherlich mal ganz angenehm, diese Pause und den Abstand zu haben, denn in den vergangenen Jahren war es mit Training und Spiel fast ein Pensum wie im Profisport. Wenn ich dann allerdings in der Halle dabei war oder auf der Bank saß, da war es eher unangenehm. Ich wollte schon gerne wieder mitmischen und dabei sein, vor allem in den engen Spielen wäre ich am liebsten reingegangen.

Der Dauerbrenner der VfL-Baskets Treuchtlingen

© Foto: Uwe Mühling

Beim VfL haben Sie in den vergangenen Jahren den kompletten Aufschwung von der Bezirksliga bis zur Regionalliga miterlebt und mitgeprägt. Wie sind Sie eigentlich zum Basketball gekommen?

Durch meine beiden älteren Brüder Christoph und Konstantin. Die waren schon in Treuchtlingen beim Basketball. Als ich sechs Jahre alt war, bin ich mit ihnen erstmals zum Training gegangen, hatte sofort Spaß und habe dann alle Jugendmannschaften durchlaufen. Der Josef Ferschl hat mich da eigentlich mit großgezogen und mich vom Sechsjährigen am Seitenkorb bis zur U18 trainiert! Mit dem Konstantin habe ich später sogar noch eine Zeit lang in der ersten Herrenmannschaft gespielt. Den Sprung zum gestandenen Regionalliga-Spieler habe ich letztlich unter unserem heutigen Trainer Stephan "Harli" Harlander gemacht. Er hat seine Spielweise auf mich übertragen. Er war und ist nicht nur für den VfL, sondern speziell auch für mich ein absoluter Glücksgriff. Wir haben einen richtig guten Draht zueinander.

Die Verbundenheit zu den VfL-Baskets ist bei Ihnen von klein auf gegeben. Was ist für Sie das Besondere an diesem Verein?

Da kann ich am besten den Harli zitieren: Bei uns läuft es weniger über herausragende Einzeltalente, sondern über die Mannschaft und das besondere Umfeld. Der VfL ist wirklich wie eine Familie. Bei uns haben im Prinzip alle schon mal in den Nachwuchsteams gespielt. Junge Spieler trainieren zudem schon frühzeitig in der Ersten oder Zweiten mit. So kennen wir uns alle. Das ganze Konzept ist langfristiger und nachhaltiger angelegt. Andere Vereine planen eher kurzfristig – nicht zuletzt mit Profis für ein oder zwei Jahre. Bei uns zählt hingegen mehr der VfL-Gedanke: Zusammen mit dem Publikum, aus dem wir ebenfalls die meisten Leute persönlich kennen, bilden wir eine Einheit, die nur schwer zu schlagen ist – auch nicht von Profis. Ein weiterer wichtiger Faktor sind auch die vielen kleinen und größeren Sponsoren, bei denen ich hoffe, dass Sie uns trotz der Corona-Krise weiterhin die Treue halten und uns so hervorragend unterstützen wie bisher.

Der Dauerbrenner der VfL-Baskets Treuchtlingen

© Foto: Uwe Mühling

Was macht für Sie nach fast 25 Jahren im Basketball die Faszination dieser Sportart aus?

Puh, schwer zu sagen (lacht). Das ist eine große Frage. Spontan würde ich sagen, dass es mir am meisten Spaß macht, weil es eine sehr schnelle Sportart ist, was meiner persönlichen Spielweise natürlich entgegenkommt. Jeder kann sich hier seine Vorteile suchen. Die Großen unter den Körben, aber auch die etwas kleineren Spieler, zu denen ich gehöre, können das Spiel von außen öffnen und so ihre Qualitäten einbringen. Beim VfL Treuchtlingen kommt hinzu, dass es ein Luxus ist, für diesen Verein spielen zu dürfen. Wenn man in die Halle geht und es sind 500 Leute da, dann macht es noch mal mehr Spaß, hier zu spielen. Ich kann mich gut erinnern, wie ich als Jugendlicher noch regelmäßig im Kampfgericht saß. Damals hatten wir auch in der Bezirksliga schon immer die meisten Zuschauer.

Wann es wieder Sport vor Publikum gibt, muss man bis auf Weiteres abwarten. In der Basketball-Szene hofft man, dass Ende September die neue Saison 2020/2021 beginnen kann. Werden Sie dabei sein und wie sehen ungeachtet dessen Ihre sportlichen Pläne aus?

Ich hoffe natürlich, dass ich dabei sein werde, und werde auch alles dafür tun. Sobald wie möglich möchte ich wieder voll trainieren, die ersten paar Würfe nehmen und mich fit machen für Basketball. Wenn alles funktioniert mit der Bewegung und den Abläufen, dann werde ich wieder voll angreifen. So wie es sich derzeit anfühlt, bin ich auf jeden Fall zuversichtlich.

 

Zur Person

Wie viele Spiele er schon für den VfL bestritten hat, kann Claudio Huhn nur schwer sagen. Zeitweise war er nämlich in drei Teams gleichzeitig aktiv. Grob geschätzt dürften es aber allein im Herrenbereich um die 500 Einsätze für die Baskets sein. Der 30-Jährige Treuchtlinger ist ein Musterbeispiel für das Konzept des Vereins mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs. Huhn gehört seit Jahren zu den Leistungsträgern der "Ersten" und zu den Topspielern der 1. Regionalliga. Der 1,86 Meter große und clevere Spielmacher (und Allrounder) ist beruflich bei der Bereitschaftspolizei in Eichstätt tätig.

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