Die Geheimnisse des ersten Computers

27.10.2016, 17:50 Uhr
Der „Mechanismus von Antikythera“ fasziniert Forscher bis heute. Immer wieder lösen sie neue Rätsel zu seiner Funktionsweise.

© dpa Der „Mechanismus von Antikythera“ fasziniert Forscher bis heute. Immer wieder lösen sie neue Rätsel zu seiner Funktionsweise.

Das antike Wunderwerk lag 2000 Jahre auf dem Meeresgrund, bis Wissenschaftler sein Geheimnis lüften konnten. In dem unscheinbaren Bronzeklumpen versteckte sich große griechische Ingenieurskunst: eine himmlische Rechenmaschine aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus. Mit ihrer Hilfe konnten Astronomen den Lauf der Sonne, des Mondes und der fünf klassischen Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn bestimmen.

In der Reihe „Die Welt der Bits und Bytes – Leitfossilien der Computer- und Informationstechnik“, die das Cauchy-Forum-Nürnberg organisiert und die Nürnberger Zeitung präsentiert, zeigt Michael A. Rappenglück die Funktionsweise der Maschine von Antikythera. Rappenglück ist Vorsitzender der Gesellschaft für Archäoastronomie und Leiter der Sternwarten Fürstenfeldbruck und Gilching. Er hat in Geschichte der Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilian-Universität in München promoviert.

Der Mechanismus von Antikythera beschäftigt Forscher bis heute. Seit 2005 arbeiten die Universitäten Athen, Thessaloniki und Cardiff im „Antikythera Mechanism Research Project“ zusammen. Mit immer neuen, besseren Methoden wollen sie das Rätsel entschlüsseln, wie der älteste Computer der Welt funktionierte. Erst seit 2006 ist bekannt, dass sich mit seiner Hilfe auch Sonnen- und Mondfinsternisse im Voraus berechnen ließen.

2008 entdeckte ein Team um den britischen Mathematiker Tony Freeth, dass die Apparatur auch als eine Art Terminkalender für die Olympiade gedient haben könnte. Eine der mehr als 30 Bronzescheiben, aus denen sie besteht, zeigt die vierjährige Phase zwischen den Olympischen Spielen an.

Nach den Bruchstücken zu urteilen hatte der Antikythera-Mechanismus insgesamt wohl nur die Größe eines Buches und war in einen Holzkasten montiert. Mit einer seitlich angebrachten Kurbel konnte der Nutzer die Zeiger bewegen. Auf Röntgenaufnahmen der Zahnräder entdecken die Wissenschaftler immer neue Inschriften, wie eine Art Gebrauchsanweisung, die sie erst nach und nach entziffern können. Lange bevor Johannes Kepler im 17. Jahrhundert die Ellipsenbahnen der Planeten beschrieb, waren sie in der Antikythera-Mechanik eingebaut. Der unbekannte Schöpfer dieses ersten mechanischen Computers muss ein Genie gewesen sein.

In der Reihe „Die Welt der Bits und Bytes“ stellen die Referenten jeweils mittwochs von 19 bis 20.30 Uhr die wichtigsten Meilensteine der Computer- und Informationstechnik vor. Weiter geht es am 26. Oktober mit „Alan Turing und John von Neumann – die Entschlüsselung der Enigma“ im Planetarium Nürnberg am Plärrer 41.

www.cauchy-forum-nuernberg.de

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