Streit

Schulleiter verteidigt Impfung an seiner Schule

17.5.2021, 18:30 Uhr
Schulleiter verteidigt Impfung an seiner Schule

© Friso Gentsch, dpa

Die Nachrichten aus Planegg ähneln jener vieler anderer Gemeinden. Auf der Website des oberbayerischen Ortes werden die Bürger informiert, dass sich der Termin der Müllabfuhr verschiebt und dass sie sich an der Corona-Teststation in der Bahnhofstraße auf das Virus hin untersuchen lassen können. Dort sei der Schnelltest gratis, der PCR Express Test koste dagegen 149,90 Euro.

Diese Nachrichten aus Planegg heben sich jedoch von anderen ab: Am Gymnasium sollen sich alle Schüler, die mindestens 16 Jahre alt sind, am Freitag impfen lassen können.

"Ich freue mich wirklich sehr darüber, Ihnen dieses Angebot weiterleiten zu können, ist es doch ein weiterer Schritt Richtung Normalität", zitiert die Süddeutsche Zeitung aus einem Brief des Schulleiters an die Eltern. Die Impfung am Freitag - hier ist nämlich eine Erlaubnis der Eltern notwendig - sei kostenlos. Zur Verfügung steht das Vakzin Biontech. Es darf ab einem Lebensalter von 16 Jahren verimpft werden, erklärt das Paul-Ehrlich-Institut.

Die Impfung übernimmt das Team einer niedergelassenen Gemeinschaftspraxis. Dieses hatte bereits Patienten, die gefährdet waren, geimpft. Die Praxis hatte der Schule das Angebot am Donnerstag unterbreitet.

"Mir war es wichtig, dass weder Lehrkräfte noch Schülerinnen und Schüler jemandem eine Impfung wegnehmen, der aus gesundheitlichen Gründen wirklich eine benötigt, ich bin aber gleichzeitig der Ansicht, dass gerade Jugendliche dringend wieder mehr Freiheiten brauchen", zitiert die SZ Schulleiter Matthias Spohrer. Das Praxisteam hatte bereits die Lehrer und weiteres Personal am Gymnasium geimpft.

Die Gemeinschaftspraxis hat auch diese Woche aus dem Impfstoff-Kontingent des Bundes die ihnen zugeteilte Menge Biontech-Impfstoff für niedergelassene Ärzte erhalten. Allerdings wurden dort bereits alle priorisierten Personen des vorliegenden Patientenstammes geimpft. "So entstand in Absprache mit dem Landratsamt München und nach Wegfall der Priorisierung in Bayern der Vorschlag, die Jugendlichen ab 16 in unserer Schule zu impfen", erklärte Spohrer am Montagabend das Vorgehen der Schule. Am Montag sah er sich gezwungen, aufgrund der vielen Nachfragen, eine Mitteilung herauszugeben.

"Sinnvolle Maßnahme"

Dies sei "eine sinnvolle Maßnahme", da bei dieser Personengruppe die 7-Tage-Inzidenz um ein Vielfaches höher liege als bei allen älteren Bevölkerungsgruppen, sagt Spohrer. "Außerdem schützen geimpfte Jugendliche ihre Kontaktpersonen sowohl im schulischen als auch im familiären Umfeld ebenso wie andere Geimpfte."

Aus diesen Gründen habe sich die Schulleitung entschieden, das Angebot anzunehmen. "Ein Ablehnen hätte umgekehrt für noch mehr Unverständnis und ein nicht minder großes Presseecho gesorgt."

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