Dokumentationsstätte öffnet im ehemaligen KZ in Hersbruck

22.1.2016, 10:11 Uhr
Stolleneingang in die Houbirg bei Happurg. Das ehemalige Doggerwerk gehörte zum Konzentrationslager in Hersbruck.

© Archivfoto: Horst M. Auer Stolleneingang in die Houbirg bei Happurg. Das ehemalige Doggerwerk gehörte zum Konzentrationslager in Hersbruck.

"Wir sind stolz auf diese Leistung", sagt der Henfenfelder, der sich seit 2009 für den Verein engagiert. Es sei ein Erfolg, dass der Staat den Dokumentationsort Hersbruck/Happurg entworfen hat, errichtet und bezahlt, "das honoriert unsere Arbeit". Die Eröffnung jetzt sei unstrittig "eine riesentolle Errungenschaft". Diese Aussage ist ihm am wichtigsten. Denn die Gräuel von 1944/45 sollten anschaulich für Jedermann dokumentiert werden. Das geschieht jetzt. Dies würde auch dem namensgebenden Vereinsziel der ersten Stunde im Jahr 1999 entsprechen.

Die Gründer hatten sich vor knapp 16 Jahren aber auch zum Ziel gesetzt, einen Teil der schon immer als höchst gefährlich geltenden brüchigen Stollen im Sandstein zu sichern und für Besucher wenigstens gelegentlich zu öffnen. "Ich sehe nicht ein, warum das nicht möglich sein sollte", sagt Wrensch

Dieser Wunsch, um dessen Erfüllung der Verein immer hartnäckig kämpfte, ist nun nicht umgesetzt. Das Hauptargument lautet, es sei einfach zu gefährlich, der gesamte Berg, in den die Zwangsarbeiter kilometerlange Gänge für eine unterirdische Flugzeugmotorenfabrik bohrten, könne auch großflächig einstürzen. Dafür lägen Gutachten vor.

Das sagt auch Jörg Skriebeleit von der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, der sich eine Zeitlang mit der Stollenöffnung befasste und sie  als unmöglich bezeichnete. Sicherung und auch die Erschließung, um überhaupt zu den Eingängen zu kommen, wären zu teuer geworden. Deshalb steht die zweite Installation der Dokumentation außer in Hersbruck nun im Bereich des Kriegerdenkmals, ist so aber besser für die Allgemeinheit erreichbar. So argumentieren die Kuratoren der Dokumentationsorte von der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.

Zu wenig Originalsubstanz außerhalb der Stollen

Thomas Wrensch

Thomas Wrensch © HZ

Der Verein sei hin- und hergerissen, berichtet Wrensch. Für ein wirkliches Begreifen, eine eindrückliche Dokumentation der Dimension dieser todbringenden Zwangsarbeit vor über 70 Jahren sei außerhalb der Stollen nicht genug Originalsubstanz vorhanden. An dieser bei den Vereinsgründern vorherrschenden Meinung habe sich bis heute nichts geändert. Das Lagergelände in Hersbruck ist überbaut. Der Verein versucht dort, wo sich heute unter anderem das Finanzamt und Tennisplätze befinden, bei Führungen das Unbegreifliche in die Gegenwart zu holen.

Der Kubus mit den medial aufbereiteten Häftlingsschicksalen wird diese Arbeit wesentlich unterstützen. „Aber es ist nicht egal, wo die Doku-Stätte ist“, sagt Wrensch. Als Beleg für diese Aussage betrachtet er häufige Anfragen an den Verein, ob er nicht auch in die Stollen führe. „Warum nicht die ersten 70, 80 Meter im mit Beton ausgekleideten Stollen F zugänglich machen“, fragt Wrensch. Dabei war der Vereinsvorsitzende selbst noch nicht einmal im nur zu 20 Prozent fertiggestellten Doggerwerk. Die Türen öffnen sich nur für Bergbau-Experten zur jährlichen Sicherheitsbegehung.

Verein fühlt sich nicht genug einbezogen

Von den Gemeinden Hersbruck und Happurg, die Mitglieder in dem 60 Mitstreiter zählenden Verein sind, hieß es: Nun sei alles erreicht, es bestehe kein Interesse, über diese Dokumentationsorte hinauszugehen. Das betrachtet Wrensch als Problem. Er ist aber gespannt, was die Stiftung Bayerische Gedenkstätten und die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg am Montag genau präsentieren.

Es schwingt mit, dass er und der Verein, der sich jahrelang so eingesetzt hat, sich nicht genug einbezogen fühlen. Noch sei auch nicht klar, welche Aufgaben die Ehrenamtlichen künftig übernehmen. Auf lange Sicht bleibe aber die Stollenöffnung für viele Mitglieder ein großes Ziel.

Gegen die Pläne, die Stollen A bis C mit Beton aufzufüllen hat Wrensch nichts. Es handele sich um Bereiche, die ohnehin nicht begehbar wären. Außerdem soll in diesem Zusammenhang eine genaue Vermessung stattfinden. „Das unterstützt der Verein“, sagt Wrensch.

Am Ende des Gesprächs wiederholt er: „Wir sehen die Doku-Orte als Riesenschritt und wir sind sehr dankbar, dass es gelungen ist.“ Es sei klar gewesen, dass dies nur ohne die Stollen erreichbar war. Auf lange Sicht könne aber nicht auf das Thema Stollenöffnung verzichtet werden.

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