Briefwechsel verfestigt die Fronten

Ehrlich oder abgekartet? Keine Annäherung zwischen ICE-Werk-Gegnern und CSU

31.10.2021, 12:45 Uhr
Der Streit geht weiter, wo das neue ICE-Instandhaltungswerk entstehen könnte.

© Alex Blinten Der Streit geht weiter, wo das neue ICE-Instandhaltungswerk entstehen könnte.

Bauer hat in einem ausführlichen Schreiben an die Bürgerinitiative noch einmal seine Sicht der Dinge dargelegt. Sabine Kronmeister als Sprecherin der Bürgerinitiative reagiert in einem ebenso ausführlichen Brief "enttäuscht" und "entsetzt".

Um was geht es? Die Bürgerinitiative fühlt sich gerade von CSU-Mandatsträgern alleine gelassen. Ministerpräsident Söder habe zwar seine Beziehungen spielen lassen, um das ICE-Instandhaltungswerk nahe Fischbach frühzeitig zu verhindern. Auf Schreiben anderer Bürgerinitiativen außerhalb der Nürnberger Stadtgrenzen habe er aber nicht reagiert.

Auch vom Landtagsabgeordneten Bauer habe man (zu) lange nichts gehört, obwohl er doch bei einem Gespräch in Nürnberger zugesagt habe, an der Sache dran zu bleiben. Vor kurzem nun hat sich Bauer mit einem ausführlichen Schreiben bei der BI gemeldet. Das Ergebnis jedoch fällt aus Sicht der Röthenbacher völlig unbefriedigend aus.

Denn Bauer bekräftigt im Prinzip noch einmal seinen Standpunkt, den er früher schon öffentlich gemacht hatte. Keinesfalls könne er sich das Ausbesserungswerk bei Harrlach und im Bereich Muna-Süd vorstellen. Allenfalls sei eine Weiterverfolgung der Pläne unter klar definierten Voraussetzungen auf dem Gebiet "Muna-Nord" denkbar.

Kritik an Markus Söder

Bauer sieht das Verhalten seines Parteifreundes und Ministerpräsidenten Markus Söder zwar durchaus kritisch. Doch wenn es tatsächlich gelinge, das gefährliche und mit alten Kampfmitteln versuchte Gebiet Muna-Nord (teilweise auf Wendelsteiner, teilweise auf Feuchter Grund) zu räumen, dann sei dort unter Umständen der Bau des Instandhaltungswerks denkbar.

Die schon alleine zur Beseitigung der Kampfmittel zu rodenden Waldfläche, bei der es sich laut Bauer nicht um "intakte Natur" handelt, könne andernorts höherwertiger ausgeglichen werden. Durch die Sanierung des Areals könne die Gefahr einer Verseuchung des lokalen Grundwassers ein für allemal gebannt werden. Für die Anwohner wäre das Werk an dieser Stelle keine zusätzliche Belastung, die Emissionen wären für sie angesichts der der Lage innerhalb eines viel belastenderen Autobahndreiecks und der Entfernung zu Röthenbach (rund 1,7 Kilometer) gar nicht spürbar.

Bauer betont zudem, dass das Ausbesserungswerk in jedem Fall gebaut werden müsse, wenn man es mit der Verkehrswende ernst meine. "Eine gänzliche Verhinderung wird es nicht geben." Die beste Lösung wäre es sicherlich, wenn man eine passende Brachfläche finden würde. Doch wenn dies nicht gelinge, wenn also der Bau in der Region unausweichlich würde. Dann müsse es darum gehen, dafür zu sorgen, dass der Bau am richtigen Standort der Natur am Ende vielleicht sogar nützen könne.

Enttäuscht und entsetzt

Man kann zu den Aussagen des Abgeordneten stehen, wie man will. Sie sind zumindest ehrlich. Und nicht anbiedernd. Eher im Gegenteil. Die Reaktion fällt allerdings entsprechend aus. "Enttäuscht" und "entsetzt" zeigt sich Sabine Kronmeister von der BI, die Volker Bauer in einem ebenso ausführlichen Brief inzwischen geantwortet hat.

Der Ton ist rau und provokant, manchmal polemisch. Im Gegensatz zum Abgeordneten hält die Bürgerinitiative das Gebiet "Muna Nord" durchaus für intakten Bannwald, der sich 70 Jahre lang ungestört habe entwickeln können.

Kronmeister zweifelt die Schallgutachten der Bahn an, kritisiert den ungezügelten Flächenhunger (145 Hektar, obwohl laut Bahn für das gesamte Werk nur 45 Hektar benötigt würden) und geht auf den größten Schwachpunkt von möglichen Ausgleichsflächen ein: "Eine Aufforstungsfläche braucht Jahrzehnte, bis sie die gleichen Kühl- und Wasserspeicherfunktionen wie ein bestehender Wald erfüllen kann."

Spät das Interesse geweckt

Das Zuckerl einer möglichen Entmunitionierung des mit historischen Altlasten versuchten Areals kommt Kronmeister ein wenig spanisch vor. Die Politik interessiere sich für dieses Thema nur, weil "man wirtschaftliche Interessen von Großkonzernen befriedigen kann". Sie vermutetet ein abgekartetes Spiel zwischen Politik und Wirtschaft, die sich gegenseitig die Hände waschen würden. Der Wasserbedarf des ICE-Instandhaltungswerkes sei gigantisch, der Bau in einer der wasserärmsten Gegenden Bayerns mache deshalb keinen Sinn.

Kronmeister wirft Bauer vor, sich "mutwillig gegen die Belange des Natur- und Artenschutzes zu stellen und eine Vergrößerung der Belastungen für die Bürgerinnen und Bürger des von Ihnen vertretenen Stimmkreises Roth rücksichtslos, billigend und sogar vorsätzlich in Kauf zu nehmen." Die Schreiberin appelliert an den Abgeordneten, sich "endlich grundlegend" zu informieren und empfiehlt ihm gleich einige Online-Links als "Fortbildungslektüre".

Fortsetzung? Folgt wahrscheinlich. Denn das Thema dürfte die Region angesichts des demnächst startenden Raumordnungsverfahrens noch länger beschäftigen.

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