Ein Forst voll Geschichte und Geschichten

22.9.2014, 18:19 Uhr
Ein Forst voll Geschichte und Geschichten

© Foto: Ernst Bayerlein

Vier markierte Wanderwege erschließen den Sebalder Reichswald zwischen Erlangen, Nürnberg, Kalchreuth und Dormitz. Sonst ist es schwierig, sich auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz und jetzigen Naturschutzgebiet zurechtzufinden.

Uralt ist das große Waldgebiet: Um das Jahr 800 wurde es bereits zum Reichswald erklärt, war also im direkten Eigentum der jeweiligen Kaiser. Im Jahr 1021 schenkte Kaiser Heinrich II den Forst dem von ihm gegründeten Bistum Bamberg. Der Wald fiel aber bereits 1040 wieder an das Reich zurück. Im Jahre 1427 kam der Wald durch Lehenserwerb an die Stadt Nürnberg und 1810 schließlich an das Königreich Bayern.

Manche dunkle Tat ist im Reichswald begangen worden, wovon da und dort noch eine Martersäule erzählt. Zwar erinnern nicht alle Martern an Freveltaten, manche wie die Rote Marter, östlich des Ofenlochbergs, oder die Wolfsmarter, südlich der Wolfsfelder Wiese, sind nichts weiter als Jagd- und Reviersteine. Doch soll zum Beispiel der Kreuzstein, an der Hasensteinlinie, daran erinnern, dass einst ein Bursche sein Mädchen im nahen Sambachweiher ertränkt hat.

Marodierende Soldaten

Der Maulaufreißer, eine Gedenksäule an der Kreuzung Tennenloher Weg /Uttenreuth-Neunhof, ist zum Andenken an die Nürnberger Patriziersöhne Sebastian Schedel und Christian Pfinzing errichtet worden, die 1547 bei einen Ritt von Nürnberg nach Marloffstein von durchziehenden italienischen Soldaten hier erschossen wurden. Gleich zwei Gedenksteine erinnern an Förster, die „in treuer Ausübung ihres Dienstes „ starben.

Der Arnold-Gedenkstein im Buckenhofer Forst, erinnert daran, dass am 18. Oktober 1851 „durch einen Schuss aus Freundesrohr infolge Selbstentladung des Gewehres“ der Königliche Revierförster Christian Friedrich Ludwig Arnold hier verschied. Das Häfner-Denkmal am Weinweg/Wurzelweg erinnert an den Kgl. Förster Albrecht Häffner aus Tennenlohe, der am 18. Mai 1899 hier verstarb, als er aus seinem Jagdwagen stieg.

Etwas Besonderes ist der Franz-Köhl-Turm in der Nähe des Gründlacher Berges, gleich neben der Forststraße Neunhof–Dormitz. Zur Beobachtung der Schießübungen der Reichswehr auf dem nahen Dornberg-Gelände wurde 1936 ein schöner, runder Beobachtungsturm aus Sandstein erbaut, etwa sieben Meter hoch und mit Plattform, die früher über eine senkrechte Steigleiter erreicht werden konnte. Leider sind die Bäume ringsherum schon höher gewachsen, sodass die Aussicht nicht mehr gegeben ist. Benannt ist der Turm nach dem Hauptmann Franz Köhl, der 1886 in Neu-Ulm geboren wurde, gestorben ist er 1976 in Erlangen.

Schließlich gibt es noch zahlreiche Quellen im Sebalder Reichswald wie die Dürer-Quelle und den Tropfenden Fels, beide in der Nähe von Kalchreuth, oder das Hasenbrünnlein in der Nähe der ehemaligen Munitionsbunker.

Einige Gedenksteine erinnern auch daran, dass es früher Hirsche und Wölfe im Reichswald gegeben hat, oder auch an markante Bäume wie die Teufelseiche in der Nähe des Kreuzweihers oder der Sechs Föhrenstein in der Nähe der Ohrwaschel.

Dort sind auch noch deutlich die Spuren vom früheren Sandstein-Abbau im Reichswald zu sehen.

Es gibt also viel Interessantes in unserer näheren Umgebung zu entdecken, ob zu Fuß oder noch besser mit dem Fahrrad. Voraussetzung ist dabei aber eine gute Landkarte, denn sonst verläuft man sich sehr schnell.

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