"Tatort" Kraftshof

Ein Kriminalfall für Hund und Herrchen

12.9.2021, 10:00 Uhr

In Kraftshof meisterten die Vierbeiner Spiele wie das Durchkriechen dieses Tunnels. Am Ende muss ein Stoffhund gemeinsam "gerettet" werden. © e-arc-tmp-20210908_165938-11.jpg, NNZ

Hund Jack wurde entführt. Die Suche nach dem verschwundenen Hund beginnt. Was im ersten Moment äußerst ernst klingt, ist lediglich eine kleine, spannende Krimigeschichte, beziehungsweise eine Spendenaktion für das Feuchter Tierheim. Ein Krimi, den es am vergangenen Wochenende in Nürnberg-Kraftshof zu lösen galt.

Zusammenspiel gefordert

Das Besondere daran: Zur Lösung des Rätselparcours bedarf es eines kongenialen Zusammenspiels zwischen Mensch und Hund. Denn: Je besser Haustier und Mensch zusammenarbeiten, desto schneller wird der Parcours und schließlich das Rätsel des verschwundenen Hundes gelöst. Die Kriminalgeschichte orientiert sich an den mittlerweile weit verbreiteten und äußerst beliebten „Exit-Games“. Bei diesen Spielen müssen die Spieler möglichst schnell – oftmals unter Zeitdruck – kleine Rätsel und Aufgaben lösen, um schließlich einer Situation zu entkommen und die Geschichte zu durchdringen.

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Der Hunderätselparcours soll die Beziehung zwischen Mensch und Haustier stärken. © e-arc-tmp-20210908_165938-10.jpg, NNZ

Vergangenes Wochenende kamen am Samstag und Sonntag bei teilweise brütender Mittagshitze etwas mehr als ein Dutzend Spürnasen-Teams nach Kraftshof in den Nürnberger Norden. Ein Landwirtschaftsbetrieb am Ortsausgang hat für die Aktion eine Fläche zur Verfügung gestellt. Organisiert haben die Spendenaktion zugunsten des Feuchter Tierheims Sandra und Norbert Ehmann, gemeinsam mit der angehenden Hundetrainerin Diana.

Bei diesem Rätselfall in Kraftshof müssen die Hundebesitzer auch alles geben – wie beim Schubkarre-Schieben. © e-arc-tmp-20210908_165938-3.jpg, NNZ

Die Aktion lief unter dem Titel „Tac-Dogs“, was als Abkürzung für „taktische Hunde“ steht. Die Teilnahmegebühr betrug 30 Euro je Team. Davon gehen laut Norbert Ehmann zwei Drittel ans Tierheim, ein Drittel ist zur Deckung der Unkosten nötig. Eine ähnliche Spürnasen-Aktion haben sie bereits im Juni 2020 veranstaltet. Statt eines zu lösenden Kriminalfalls stand damals ein Märchenrätsel auf der Tagesordnung.

Rund vier Wochen tüftelten die drei nun an einer Konzeption des Rätselspaßes: „Die Escape-Games sind ja aktuell der Renner, da dachten wir uns, das wäre doch perfekt“, fasst Sandra Ehmann die anfängliche Planung zusammen. Neben der Sammlung von Spendengeldern gehe es vor allem um das Aufzeigen von Beschäftigungsmöglichkeiten für die Vierbeiner: „Uns ist besonders wichtig, Ideen auch über den Besuch hinaus zu geben. Was kann ich abseits des gewöhnlichen Gassigehens noch machen, was macht meinem Hund noch Spaß, und wie kann ich ihn vielleicht auch fördern?“, betont Sandra Ehmann.

Schnüff - wohin führt diese Geruchsspur?  © e-arc-tmp-20210908_165938-4.jpg, NNZ

Durch Reifen springen, in einem Bad voller Bällen nach Leckerlis suchen, vom Herrchen oder Frauchen in einer Schubkarre gefahren werden, den Ball ins kleine Loch der Minigolfstation bugsieren oder eine Geruchsfährte erschnüffeln. Die Aufgaben, in denen die Vierbeiner gefordert werden, sind vielfältig. Gerade das Erschnüffeln von Gerüchen, hier heißt das Geruchsdifferenzierung, sei enorm anstrengend, meint Diana. Die Hunde suchen die Spuren, Herrchen oder Frauchen werten diese anschließend aus.

"Schnappen nach Kindskopf"

Auf dem Weg zu des Rätsels Lösung sollen viele verschiedenen Aspekte im Leben eines Hundes und in der Beziehung zwischen Mensch und Haustier gefördert werden: „Vertrauen, Spielen, Einordnung von Gerüchen, Kontrolle der tierischen Impulse, darum geht es hauptsächlich“, meint die angehende Hundetrainerin.

Eine Herausforderung für die Hunde sei besonders, ihre Impulse zu kontrollieren. „Gestern hatten wir einen Hund da, der hat nur die Bälle gesehen, ist sofort losgerannt und war nicht mehr zu bremsen“, blickt Sandra Ehmann auf den ersten Tag der Aktion zurück. „Das ist sehr gefährlich. Besonders das unkontrollierte Spielen und einfach den Ball werfen, kann sich nicht nur negativ auf den Hund auswirken. Hunde, die unkontrolliert aufwachsen und einen unkontrollierten Beutetrieb entwickeln, schnappen dann im schlimmsten Fall schon mal nach einem Kinderkopf“, fügt Diana drastisch hinzu.



Neben den Lernaspekten der Hunde sollen auch Herrchen und Frauchen nach dem Besuch mit neuem Wissen nach Hause gehen: „Viele der Besucher sind überrascht, wie viel ihre Vierbeiner tatsächlich draufhaben und was sie alles können. Einfach, weil das im Alltag oftmals zu kurz kommt“, erklärt Norbert Ehmann. Eine Perspektive, die sich, so das Ziel, auch positiv auf die Beziehung zwischen Mensch und Haustier auswirken kann.

Finale: Am Ende des Parcours sind alle Rätsel gelöst – der kleine Stoffhund Jack konnte aus seiner Box gerettet werden und hat nun einen neuen Freund. © e-arc-tmp-20210908_165938-1.jpg, NNZ

Hundebesitzerin Isabel Stark-Kerst ist bei glühender Hitze mit ihrem Boxer, der auf den Namen Sit hört, hergekommen. Gemeinsam haben die beiden gerade das Rätsel gelöst. Sie konnten Stoffhund Jack, der am Ende des Parcours in einer Hundetransportbox festsaß, befreien. Das freut nun vor allem Sit, der den Stoffhund wie wild sabbernd abschleckt. „Man hat schon gemerkt, wie er im Kopf gefordert war“, fasst seine Besitzerin Stark-Kerst zusammen.

So erging es auch Chiara Machata und Freund Spencer Morrison, die mit ihrem Zwergpinscher-Chihuahua-Mischling „Robin“ den Parcours gemeistert haben. „Man merkt, wie eingefahren man im Alltag teilweise ist, und wie einfach es ist, gemeinsam neue, spannende Sachen auszuprobieren“, antwortet Chiara Machata auf die Frage, was sie selbst heute mitnehme. Sie möchte künftig noch mehr Reize im Alltag einbauen und ihren Hund mehr fordern und fördern. Das Tierheim Feucht freut sich indes über die Aktion, wie eine Sprecherin betont: „Wir freuen uns immer über kreative Ideen, noch dazu, wenn es so spannend und vielseitig ist wie hier.“