Eine Million für Kultur und Soziales

19.9.2018, 21:03 Uhr
Eine Million für Kultur und Soziales

© Foto: Hagen Gerullis

Frau Weise, fühlen Sie sich jetzt als Millionärin?

Inge Weise: Schön wär’s – vielleicht. Soweit ich für die Bürgerstiftung spreche, muss ich sagen: nein. Oder besser gesagt: noch nicht. Das wäre erst der Fall, wenn wir mit unserem Stiftungskapital die Million erreichen. Derzeit liegt es bei rund 800 000 Euro.

 

Was gibt es dann jetzt schon zu feiern?

Weise: Die angesprochene Million bezieht sich nicht auf unseren Grundstock, sondern darauf, was wir ausgegeben haben. Seit ihrer Gründung konnte die Bürgerstiftung Vorhaben mit insgesamt einer Million Euro finanzieren oder unterstützen. Nur ein kleinerer Teil davon kam freilich aus Zinserlösen, freuen durften wir uns vor allem über viele Spenden, die wir auch unmittelbar investieren konnten.

 

Und wo ist die Million geblieben? In welche Projekte haben Sie das Geld gesteckt?

Weise: Natürlich in eine Vielzahl von Projekten. Das Spektrum reicht vom Sinnesgarten in einer Demenz-Tagespflege über Zuschüsse zu vergünstigten Mittagessen für bedürftige Senioren, unsere öffentlichen Bücherschränke bis zu unseren Sommercamps für Schülerinnen und Schüler. Auf Initiativen im Bereich Bildung und Integration, vor allem im musischen Bereich, liegt ohnehin ein Schwerpunkt. Dazu gehören auch die Trainings zur Berufsfindung und für den Berufseinstieg.

 

Wann machen Sie auch beim Stiftungskapital die Million voll?

Weise: Wenn ich das wüsste! Das Ziel rückt näher, aber das Kapital aufzustocken, ist ja derzeit nicht so attraktiv, weil es bei den niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt kaum etwas abwirft. Was Spenden bewirken, die eins zu eins sofort in Projekte gesteckt werden können, ist einfach greifbarer.

 

Also bleibt vor allem die Hoffnung auf großzügige Beteiligung an Erbschaften?

Weise: Es gibt schon Menschen, die die Bürgerstiftung in ihrem Testament bedenken – so dass eines Tages die Million erreicht sein dürfte. Für eine Stadt wie Nürnberg ist das mehr als angemessen. Aber auch sonst müsste es eigentlich zu schaffen sein, wenn wir – nur als Richtwert – umgerechnet pro Bürger zumindest 50 Cent pro Jahr zur Verfügung hätten. Damit könnten wir noch viel mehr bewegen.

 

Seit letztem Jahr gibt es unter dem Dach der Bürgerstiftung auch erstmals einen namentlichen Stiftungsfonds. Was ist das?

Weise: Ein Arzt und eine Lehrerin haben sich dafür entschieden und dabei festgelegt, wofür die Erträge bestimmt sein sollen, nämlich für Kultur und Soziales. Das verbindet sich ideal bei unserem Kulturticket. Bekanntlich hilft das Projekt Menschen, die sich Karten für Theater oder Konzert sonst kaum leisten könnten. Die zwei Vorteile der Fondskonstruktion: Es fallen keine Gründungskosten und später keine anderen Gebühren an. Und die Stifter können weiter aktiv mitbestimmen.

 

Dabei sucht die Bürgerstiftung auch Zeit-Stifter.

Weise: Das ist uns sehr wichtig. So können sich auch Menschen ohne große finanzielle Polster aktiv engagieren. Wer fünf Jahre aktiv und zuverlässig dabei ist, wird stimmberechtigtes Mitglied der Stifterversammlung. Das wurde schon bei der Gründung festgelegt. Das war einigermaßen umstritten, aber weitsichtig – und findet weiter bundesweit Beachtung. Zu Recht: Ohne Ehrenamtliche wäre beispielsweise die Kulturticket-Vermittlung nicht zu stemmen.

 

Keine Kommentare