Kontaktverfolgung vielerorts eingestellt

Einige Bundesländer wollen bei Luca-App aussteigen - was macht Bayern?

14.1.2022, 17:59 Uhr
Seit Anfang stand die Luca-App wegen Sicherheitsmängeln bei der Datenverarbeitung in der Kritik. Jetzt kündigen einige Bundesländer die Zusammenarbeit. 

© Christoph Soeder/dpa Seit Anfang stand die Luca-App wegen Sicherheitsmängeln bei der Datenverarbeitung in der Kritik. Jetzt kündigen einige Bundesländer die Zusammenarbeit. 

Immer mehr Bundesländer üben Kritik an der Luca-App und kündigen sogar die Zusammenarbeit. Die App hilft bei der Kontaktnachverfolgung von Corona-Infizierten. Nach Schleswig-Holstein hat nun auch Bremen entschieden, den Vertrag nicht mehr zu verlängern.

"Der Einsatz der Luca-App hat im vergangenen Jahr bei der Kontaktnachverfolgung keinen großen Mehrwert gezeigt", teilte die Bremer Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) mit. "In Bremen wurden nur wenige Abfragen durch das Gesundheitsamt vorgenommen, und somit hat sich das System für uns nicht bewährt."

Auch Brandenburg zweifelt an der Sinnhaftigkeit der App. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sagte der auf Nachfrage der dpa, dass vor allem Datenschutzprobleme und die Tatsache, dass nur eines der 18 Gesundheitsämter laut einer Umfrage vom vergangenen Jahr die App regelmäßig nutze, zu der Überlegung geführt haben, die Zusammenarbeit zu beenden.

Bayern hält vorerst an der App fest

"Die luca-App bietet die besten Voraussetzungen, um Infektionsketten konsequent zu durchbrechen und die Bürgerinnen und Bürger in Bayern vor einer weiteren Aus­breitung der Pandemie zu schützen", schreibt das Bayerische Staatsministerium für Digitales auf seiner Webseite.

Laut einer Umfrage der dpa ist allerdings nun in zwölf Bundesländern offen, ob die Luca-App zur Nachverfolgung von Kontakten in der Corona-Pandemie weiter vertraglich genutzt wird. Darunter ist auch Bayern.

Der Freistaat hat noch keine Entscheidung getroffen, ob er auch weiterhin auf die umstrittene App bei der Kontaktnachverfolgung setzen will. Das sagte ein Sprecher des Digitalministeriums in München. Die Lizenz sei im vergangenen Jahr für zwölf Monate gekauft worden und laufe am 5. April 2022 aus.

Kritik an Speicherung der Daten

Die Luca-App, an der unter anderem der Rapper Smudo ("Die Fantastischen Vier") beteiligt ist, war im vergangenen Frühjahr bekanntgeworden und von Anfang an heftiger Kritik ausgesetzt. Unter anderem der Chaos-Computer-Club (CCC) hatte bemängelt, ihre Sicherheitsarchitektur sei nicht ausreichend, der Nutzen fraglich.

Kritiker der App, darunter über 70 Experten deutscher Hochschulen, stören sich vor allem daran, dass die Daten zentral gespeichert werden. Die Macher der Luca-App verweisen darauf, dass die Daten durch eine starke Verschlüsselung geschützt sind und nur vom Gesundheitsamt abgerufen werden können. Außerdem würden die Anwenderinnen und Anwender der App über jede Datenabfrage informiert.

Kaum noch Kontaktnachverfolgung in den Bundesländern

Die Luca-App funktioniert mit einer Art virtuellen Visitenkarte: Nutzer müssen zunächst ihre Kontaktdaten eingeben. Das Programm verschlüsselt die Informationen und generiert wechselnde QR-Codes. Mit den Codes können sich die Nutzer dann in Restaurants, Kinos oder bei Veranstaltungen anmelden, ohne sich per Hand in eine Liste eintragen zu müssen.

Tritt im Umfeld eine Infektion auf, kann das Gesundheitsamt die gefährdeten Besucher über die App ermitteln oder gezielt Warnungen an die Betroffenen ausspielen. Das Luca-System ist nämlich direkt an die von den Gesundheitsämtern genutzte Software Sormas angebunden. Für andere sind die persönlichen Daten nicht einsehbar.

Viele Bundesländer haben die Kontaktnachverfolgung fast auf null zurückgefahren. Außerdem bietet seit geraumer Zeit auch die Corona-Warn-App des Robert Koch-Instituts, die von den Unternehmen SAP und Deutsche Telekom entwickelt wurde, viele der Luca-Funktionen. Dazu gehört auch ein Modus, um Kontakte bei Events in geschlossenen Räumen zu erfassen. Die Macher der Luca-App sind der Ansicht, dass sich die Corona-Warn-App und Luca konzeptionell ergänzen.

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