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Witzige "Hammerwerke" im Erlanger Hinterhaus

12.11.2015, 18:00 Uhr
Witzige

© Foto: Millian

Vergnügen, Neugierde und Staunen sind also garantiert, wenn man sich in dem kleinen Atelier im Hinterhof umsieht. Peter Hammer, der in der mittelfränkischen Kunstszene seinen Ruf als ernsthafter Witzbold weg hat und in seinem Nürnberger Domizil, einem Stadtmauerturm, eine Art Dauerausstellung (andere sagen: ein Museum) betreibt, zeigt in Erlangen einen Querschnitt seines Schaffens.

Und Hammer ist extrem vielseitig. Sein handwerkliches Können zeigt sich an einem kunstvoll aus Bergahorn und Eibe gefertigten Rennrad im Zentrum der Ausstellung, sein tiefes Verständnis von Elektrik, Elektronik und Mechanik an den vielen „Spielautomaten“ zeigt. Einer verbreitet sogar Schrecken: In ihm (Titel: Menschenrecht) hat der 75-jährige gelernte Seemann, singende und spielende, bastelnde und malende Autodidakt Peter Hammer einen elektrischen Stuhl installiert, auf dem ein Teddybär fixiert ist. Legt man an der Installation mit dem Titel „Menschenrechte“den Stromschalter um, wird der Bär kräftig durchgeschüttelt – sein „Tod“ ist ihm mit jedem forschen Besucher gewiss.

Hammer, der mit dem 1997 verstorbenen legendären Neo-Dadaisten Blalla W. Hallmann befreundet war und mit ihm häufig ausstellte, ist also nicht nur ein begabter Tüftler und Handwerker, er ist auch ein politischer Kopf – und ein Moralist. Dabei greift er auch zum Mittel der Satire, etwa wenn er eine Geldwaschanlage so wörtlich nimmt, dass nicht die Vatikanbank an der Wand hängt, sondern ein komplexer Automat mittels Elektromotoren, Stangen, Seilzügen und Getrieben in einer gläsernen, wassergefüllten Trommel tatsächlich Geldscheine wäscht. Und Hammer ist auch auf andere Weise „vielsaitig“. Vor Publikum stellt er mit seinen musikalischen Auftritten seine erstaunlichen Entertainerqualitäten unter Beweis, wenn er zur Gitarre greift.

Dabei ist er kein Solist, hat er sich doch seine „Band“ selbst gebastelt: Ein Trommelautomat ist viel authentischer als eine elektronische Rhythmus-Box, eine Art singendes Cembalo mit einem Topfdeckel als Resonanzboden sowie ein skurriles Gerät, das an einen indianischen Totempfahl erinnert, steuern einen eigenen Sound bei.

Und da sind auch noch die Bilder Hammers – kleine, grellbunte Formate im Stil des magischen Realismus, sehr gegenständliche Motive, nicht selten Nixen darstellend. Hier ist er wieder, der alte Seebär, dessen Sehnsüchte sehr alltäglich sind, der seine zarte Zuneigung zu mystischen und selbstbewussten Frauenfiguren gar nicht leugnen will.

Hammer-Freund (und Pfarrer) Ludwig Frambach nennt Hammer „ein spielendes Kind, einen 75-jährigen Lausbub“. Die kleine Erlanger Galerie kann natürlich nur einen Bruchteil der „Bubenstücke“ zeigen, aber es ist eine feine Auswahl.

Immer sonntags und bis zum 6. Dezember jeweils 14 bis 18 Uhr.

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