Erlanger Techniker bei Arbeitgebern begehrt

6.3.2018, 06:30 Uhr
Erlanger Techniker bei Arbeitgebern begehrt

© Harald Sippel

Vanessa Schmidt ist am Stand der Werbeagentur "ercas" aus Bruck in ein Gespräch mit Florian Gahabka vertieft. Der war vor ein paar Jahren selbst noch als Studierender an der Technikerschule, jetzt gibt er Auskunft über den Beruf "Web Developer", den er nach Abschluss der Ausbildung ergriffen hat. Vanessa Schmidt wiederum ist gerade im zweiten Jahr ihrer Ausbildung im Bereich Informatik an der Technikerschule. Sie ist eine der wenigen jungen Frauen, die beim "Tag des Technikers" zu sehen sind. Technik ist weiterhin überwiegend Männersache, aber "es werden mehr Frauen", versichert Schmidt. Warum auch nicht, es gehe schließlich nicht um schwere körperliche Arbeit, sondern um Kopfarbeit. "Das kann eine Frau genauso gut", findet sie. "Man muss es nur wollen, fit sein und Begeisterung mitbringen."

Das ist bei ihr ganz offensichtlich der Fall. Und sie weiß auch ganz genau, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Den musste sie jedoch erst einmal finden. Nach der dualen Ausbildung zur Elektronikerin für Geräte und Systeme bei einer großen Firma in Erlangen und dem Abitur studierte die gebürtige Höchstadterin zunächst Medizintechnik an der Universität. Dabei erkannte sie, dass dies nicht das war, was sie eigentlich wollte. "Vorn ein Dozent, die meisten Studenten eher lustlos, und dann das Gefühl, ich weiß zwar viel, aber trotzdem nichts" — so erinnert sie sich an diese Zeit.

"Ich möchte etwas Praktisches machen", sagt sie. "Etwas, wo ich mein Wissen anwenden kann." Die vertiefte Ausbildung an der Technikerschule, eigentlich ja eine Weiterbildung, kommt ihr da sehr entgegen. Die Voraussetzung für die Vollzeitvariante — ein Jahr Berufserfahrung — erfüllte sie, da sie parallel zu ihrem Unistudium noch bei ihrem Ausbildungsbetrieb gearbeitet hatte.

Rückgang der Schülerzahlen

Schulleiter Fritz Forster freut sich über solche Biografien. Von dem derzeitigen Trend zur Akademisierung hält er nicht viel. Und das nicht nur, weil er Derartiges sagen muss als Leiter einer Schule, die aufgrund dessen seit Jahren einen Rückgang ihrer Schülerzahlen beklagt. Forster ist überzeugt davon, dass die Berufsaussichten, Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten für Facharbeiter momentan sehr gut sind — und vielleicht auch besser als bei manchem Universitätsabsolventen.

Erlanger Techniker bei Arbeitgebern begehrt

© Harald Sippel

"Viel zu viele Realschulabsolventen und gymnasiale Abbrecher suchen ihr Heil über den Weg Fachoberschule und Studium, während die berufliche duale Ausbildung verarmt", skizzierte Forster in seiner Rede zum Auftakt des "Tags des Technikers" die Situation — und das Problem seiner Schule. "Die Betriebe finden keine Azubis mehr und in der Folge entlässt die Berufsschule zu wenige Facharbeiter. Die Besten von ihnen finden zwar nach wie vor den Weg an die Fachschule für Techniker, aber zehn Prozent von 1000 sind halt deutlich weniger als zehn Prozent von 2000."

Auf dem richtigen Weg weiß er die Erlanger Technikerschule mit ihren fachlichen Schwerpunkten Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik aber dennoch bei ihrem Bemühen, die Schülerzahlen wieder nach oben zu treiben. Denn die berufsbegleitende Variante der Weiterbildung wird in Erlangen künftig von vier auf drei Jahre verkürzt angeboten.

Das kommt gut an. Während die Nachfrage nach dieser Variante zuletzt zurückgegangen war, ist sie jetzt prompt angestiegen — "so dass wir heuer, so viel steht jetzt schon fest, wieder in allen drei Fachrichtungen mit der Teilzeit-Form starten können", konnte Forster bekannt geben.

Von einer weiteren Neuerung konnte er auch gleich noch berichten. "Der regionalen Bedeutung gemäß starten wir ab September mit einem Wahlpflichtfach Medizintechnik in allen drei Fachbereichen in der Vollzeit-Form."

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