Bio, Mineral oder Leitung: Wasser ist nicht gleich Wasser

9.10.2019, 05:40 Uhr
Was Leitungswasser ist, ist genau definiert.

© Patrick Pleul Was Leitungswasser ist, ist genau definiert.

Ist Wasser gleich Wasser? Von wegen! Denn was Leitungswasser oder was Mineralwasser ist, ist genau definiert.

Leitungswasser wird aus unterschiedlichen Quellen gewonnen: 70 Prozent sind Grund- und Quellwasser. Die restlichen Prozent sind Oberflächenwasser. Dieses Wasser aus oberirdischen Gewässern wie Seen, Flüssen oder Talsperren muss grundsätzlich aufbereitet werden. Das bedeutet, dass vor allem Eisen, Mangan, andere natürliche Verunreinigungen und durch den Menschen eingebrachte oder natürliche Schadstoffe reduziert werden. In der Trinkwasserverordnung sind die Grenzwerte von Stoffen festgelegt, die im Leitungswasser enthalten sein dürfen. Erlaubt sind pro einem Liter höchstens 0,050 Milligramm Cyanid und 0,010 Milligramm Uran.

Michael Bartholl ist Vorsitzender der Zentralgeschäftsführung der Franken Brunnen GmbH.

Michael Bartholl ist Vorsitzender der Zentralgeschäftsführung der Franken Brunnen GmbH. © Franken Brunnen

Weil das Leitungswasser behandelt wird, d.h. chemische sowie physikalische Methoden angewandt werden, sprechen die Hersteller von Mineralwasser dem Leitungswasser die Natürlichkeit ab und sprechen bei ihren Produkten wiederrum von natürlichem Mineralwasser.

In Deutschland gibt es Hunderte verschiedene Mineralwässer

In Deutschland gibt es rund 200 Brunnenbetriebe und etwa 500 verschiedene Mineralwässer. Ein Hersteller von Mineralwasser ist die Firma Franken Brunnen, die in Neustadt/Aisch ihren Hauptsitz hat. In der Nähe des Standorts befinden sich zwei Quellen: die Hochsteinquelle und die Silvanaquelle. Sie liefern den Rohstoff für zwei Mineralwässer des Unternehmens. 150 Millionen Liter Wasser werden pro Jahr aus den beiden Quellen entnommen.

Johannes Ehrnsperger ist Alleingeschäftsführer von Lammsbräu in Neumarkt

Johannes Ehrnsperger ist Alleingeschäftsführer von Lammsbräu in Neumarkt

"So wie das Wasser aus der Quelle kommt, kommt es in die Flasche", erklärt Michael Bartholl, Vorsitzender der Zentralgeschäftsführung der Franken Brunnen GmbH. So ist es in der Mineral- und Tafelwasserverordnung von 2006 festgelegt (MTVO).

Die MTVO regelt, wie etwa Mineralwasser hergestellt, behandelt und verkauft werden darf. Laut MTVO muss natürliches Mineralwasser am Quellort abgefüllt werden und darf nur behandelt werden, um Eisen-, Mangan- und Schwefelverbindungen sowie Arsen aus dem Wasser zu entfernen.

Seit 2009 verkauft das Neumarkter Unternehmen Lammsbräu ein Bio-Mineralwasser, das BioKristall. Im Geschäftsjahr 2018 wurden 24.839 Hektoliter verkauft. Doch was bedeutet Bio-Mineralwasser? "Im Kern geht es darum, die gute Wasserqualität, die wir leider nur noch in Teilen Deutschlands haben, für diese und künftige Generationen zu bewahren", sagt Lammsbräu-Geschäftsführer Johannes Ehrnsperger.

Förderung des ökologischen Landbaus

Lammsbräu trifft Vorkehrungen, damit in das Wasser zum Beispiel keine Düngemittel (Nitrat), Pestizide, Unkrautbekämpfungsmittel (Herbizide), Arzneimittel oder Süßstoffe gelangen. Das Unternehmen fördert den Ökoanbau, denn in der ökologischen Landwirtschaft werden viele Stoffe nicht eingesetzt. "Wenn ich in der Region, aus der mein Wasser stammt, den Ökolandbau voranbringe, ist das Wasserschutz", sagt der 29-Jährige. Schon heute, erklärt er, würden in manchen Leitungs- und Mineralwässern Rückstände von etwa Pestiziden, Medikamenten und Süßstoffen gefunden werden. Wie diese Stoffe in solchen Konzentrationen gesundheitlich wirken, sei oft noch nicht klar. "Es ist doch sinnvoller, Wasser nicht nachträglich zu behandeln, um es wieder trinkbar zu machen, sondern schon vorher dafür zu sorgen, dass Giftstoffe gar nicht erst ins Wasser gelangen. Und hier setzt das Bio-Mineralwasser-Konzept an", sagt Ehrnsperger.

Wer sein Wasser Bio-Mineralwasser nennen möchte, muss bestimmte Kriterien erfüllen. Diese hat der Verein namens "Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser" definiert. Der Verein wurde 2008 gegründet und geht auf die Initiative von Franz Ehrnsperger zurück, dem Vater von Johannes Ehrnsperger. Die Grenzwerte von Stoffen, die im Bio-Mineralwasser enthalten sein dürfen, sind niedriger als die Grenzwerte bei Leitungswasser und Mineralwasser. So sind bei Arsen im Leitungs- und Mineralwasser höchtens 0,010 Milligramm pro Liter erlaubt, beim Bio-Mineralwasser ist es nur die Hälfte. Der Nitratgehalt darf beim Biomineralwasser 5 Milligramm pro Liter nicht übersteigen; beim Leitungs- und Mineralwasser ist ein Wert von 50 Milligramm pro Liter erlaubt.


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